Baku (27. April – 3. Mai 2012)

Mit Baku habe ich eigentlich mein grosses Ziel meiner Reise erreicht. Ich wollte nach Osten reisen – an die Grenze von Europa zu Asien und zum Kaspischen Meer. Einfach in eine Region, die nicht gerade jeder kennt. Denn in welchem Bücherladen findet man Reiseführer zur Kaukasus Region? Es gibt nicht viele davon. Und wenn man einen findet, wo ist der Kaukasus eingeordnet? Bei Europa oder (Zentral-) Asien? Ein weiteres Ziel meiner Reise nach Baku ist die Ölindustrie. Ich möchte mal sehen, woher das Erdöl kommt, doch dazu später.
Mein allererster Eindruck der Stadt, wenn ich vom Bahnhof zur Altstadt laufe ist: Wow, wie sauber ist es hier denn. Ich habe das Gefühl, es sei hier sauberer als in den Städten der Schweiz. OK, ich habe vom Zug aus die Vororte gesehen und dort ist es nicht so… Aber hier in der Innenstadt könnte man vom Strassenboden essen, so sauber ist es. Für mich wirkt es beinahe steril.
Überall wird noch für den Eurovision Songkontest gebaut, geputzt, geschrubbt und auf Vordermann gebracht. Die ganze Stadt ist eine Baustelle. Man fragt sich, ob die das alles noch schaffen werden. Denn wie in diesen Ländern so üblich, arbeitet einer und fünf andere schauen zu… Die müssen ja selbstverständlich schauen, dass es richtig gemacht wird. Leider ist auch der Maiden Tower, eines der Wahrzeichen von Baku, mit einer Umhüllung versehen. Erst am Abend vor meiner Abreise haben sie den Vorhang entfernt. Ja, es sieht vieles toll und schön aus. Doch wenn man mal etwas genauer hinschaut, kommen ganz andere Sachen zu Tage. Wenn die Mauern aussehen, als seien sie aus Sandstein gebaut, dann ist es nur ihre Oberfläche. Denn hier werden diese aus Beton gemacht und anschliessend mit Sandsteinplatten verkleidet. Vielmals sind die Fugen dann auch liederlich ausgeführt und man fragt sich, wie lange das denn halten wird… Wenn die alten Häuserblocks saniert werden, dann ist es vor allem die Frontfassade, welche dann schön verziert wird. Wie es dann dahinter aussieht ist ja Nebensache, denn wer läuft schon darum? Man erinnere sich an die Wildwest Städte in Amerika… Auch bei Reparaturen und Restaurationen in der Altstadt wird normalerweise einfach mit Sandsteinplatten ausgebessert. Es wirkt hier vieles zwar schön, doch einfach ein bisschen oberflächlich. Etwas Fake…
Wenn man durch die Innenstadt von Baku läuft, dann sieht man meist nur Kleiderläden, Läden mit Taschen, Schuhen und Verkaufslokale für Händys (die häufig auch noch andere Elektronikartikel wie Fotoapparate anbieten). Meist sind die Preise sehr hoch. Markenartikel würde ich hier also nicht kaufen. Einen Supermarkt mit Essen habe ich in der Innenstadt nicht gefunden. Einzig am Boulvard gibt es einen. Und im Quartier mit den Regierungsgebäuden. Die Supermarkte führen vor allem Importprodukte. Derjenige im Regierungsquartier sieht aus wie ein deutscher Laden, nur dass die Preise drei mal so teuer sind. Scheinbar produziert Aserbaidschan keine eigenen Produkte und importiert vieles. Um Essen in der Altstadt zu kaufen, gehen denn auch die meisten Leute zu einem Minimarkt, der nur die nötigsten Sachen hat. Im Vergleich zu anderen nahen Ländern (Georgien und Türkei) kostet ein Coiffeurbesuch wohl auch mehr. Ganze 10 Mannat habe ich hingelegt, nur um meine Haare los zu werden. Auch wenn es sehr viele teure Kleiderläden gibt, atmungsaktive Outdoorbekleidung sucht man in Baku vergebens. So etwas kenne sie hier einfach nicht. Leider, denn ich hätte mir gerne noch eine leichte, schnelltrocknende Hose gekauft. Vielleicht in Georgien, Ukraine – oder gar nicht mehr…
Das Auto ist in Baku mehr als ein reines Transportmittel. Es ist ein wichtiges Statussymbol. So viele grossen Autos (SUV) wie hier in Baku habe ich noch nie gesehen. Dann sind diese SUV mit ihren Niederquerschnittsreifen nicht mal fürs Gelände geeignet… Auf der anderen Seite stehen die alten Ladas. “Normale” Autos findet man hier praktisch nicht. Komischerweise steht in der Stadt auch ab und zu ein Lada mit einem Platten an der Strasse – Parkprobleme scheinen die da nicht zu haben, oder etwa doch, bei so vielen Autos? Velos gibt es hier praktisch auch keine – die wenigen Bikes in der Einkaufsmeile sind wohl mehr ein Fungerät als ein Transportmittel. Denn wie mir Peter, der Radfahrer aus Deutschland, gesagt hat, sei das Radeln auf diesen Strassen absolut mühsam und gefährlich. Das glaube ich gerne, denn nur schon als Fussgänger die Strasse zu überqueren ist ein riskantes Unterfangen. Und erst recht wenn es sich um die Strasse zum Boulvard handelt – eine 6 spurige Strasse (3 Spuren pro Fahrtrichtung)! Und dann hört man immer wieder hier und dort ein Hupen… Am Samstag Abend ist auch die Hauptbeschäftigung der Einwohner Bakus, mit dem Auto zum Boulvard zu fahren. Dann parkiere man das Auto irgendwie an den Rand der Strasse, selbstverständlich auf der eigenlichen Fahrspur und gehe auf dem Boulvard flanieren. Kein Wunder ist da ein riesen (Verkehrs-) Chaos und die Hölle los…
Wenn man die sündhaft teuren Autos und Hotelpreise mit dem öffentlichen Verkehr vergleicht, dann ist dieser fast gratis. Für ein Busfahrt innerhalb der Stadt zahlt man nur gerade 20 Qepik – etwa 25 Rappen! Auch die Metro ist ähnlich günstig. Manchmal praktisch, manchmal mühsam ist, dass die Busfahrer auch irgendwo entlang der Linie zum Aussteigen und Einsteigen anhalten. Einen Billettautomaten sucht man hier vergeblich – bezahlt wird direkt beim Fahrer beim Aussteigen. Leider ist das Busnetz für den nicht Eingeweihten ein ewiges, grosses Rätsel, denn einen Linienplan gibt es nicht und hier den Überblick zu bewaren ist praktisch unmöglich. Zwar gibt es an den Bushaltestellen vereinzelt einfache Informationscomputer, doch zeigen diese nur die Namen der Haltestellen an, wo die Busse halten. Ohne Kenntnisse wo diese Haltestellen sind kommt man auch nicht weiter. Zusätzlich wird irgendwie eine Karte angezeigt, mit Shoppingmöglichkeiten und Hotels – doch was nützt mir das, wenn ich den richtigen Bus suche?
Etwas anderes ist mir auch aufgefallen. Während den ärmeren Leuten auf dem Land immer wieder mal Zähne fehlten, schlechte Mundhygiene haben und angefressene Zähne haben, sieht das Lächeln in Baku etwas anders aus. Vielmals blinzelt da ein Goldzahn hervor. Auch bei einer jüngeren Frau habe ich mal einen gesehen. Machen die Zähnarzte hier noch keine weissen Zähne aus anderen Materialien?
Baku ist eine teure Stadt und auch die Hotelpreise sind hoch. Erstaunlich ist aber vorallem, dass es fast keine günstigen Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Zum Glück habe ich die Möglichkeit im Caspian Hostel zu übernachten. Das reisst mir nicht ein Loch in meine Reisekasse und der Ort ist auch ganz angenehm. Vorallem der Kontakt mit der Familie, welche das Hostel führt freut mich – nicht zu letzt wegen der hübschen Mädchen ;-)

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1 thought on “Baku (27. April – 3. Mai 2012)

  1. Lisa

    Oh Rolf, you were too soon in Baku….the eurovision song contest is only happening this weekend! See you when you return to the land of cheese and yodelling!

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