Category Archives: Voyage 2012

My Journey to Eastern Europe, the Caucasus Region and the Caspian Sea

SF TV macht es mir nach…

Ich war sehr überrascht, als ich per Zufall entdeckte, dass das Schweizer Fernsehen SF eine Sendung über die Seidenstrasse ausstrahlt. Vor allem, weil ich erst kürzlich den Teil bis Baku selber bereist habe – noch vor dem SF. Viele mir bekannte Bilder und Orte werden gezeigt. Es ist, als bekomme ich Heimweh… Doch schaut es euch selber an:

Türkei

DOK – Seidenstrasse vom 09.11.2012

Geogia

DOK – Seidenstrasse vom 16.11.2012

Azerbaijan

DOK – Seidenstrasse vom 23.11.2012

До побачення Україна (7. – 8. Juli 2012)

In die Ukraine zu kommen war eigentlich einfach. Doch das Land wieder verlassen… Mein Freund Toni hat übers Internet ein Flugticket von Львів nach Mailand gebucht. Allerdings ist irgendwo ein Problem aufgetreten, so dass wir jetzt am Flughafen stehen und er kein Ticket hat. Wir müssen zum alten Flughafengebäude gehen und ein neues Ticket kaufen – zum Glück hat es noch freie Plätze im Flugzeug.
Auch mir geht es nicht viel besser. Vor zwei Tagen habe ich ein Ticket gekauft. Wir brauchten eine ganze Stunde dazu. Zum Glück kannte Hans schon den richtigen Schalter. Aber in der Ukraine kann man keine Plätze für Züge im “Ausland” reservieren… In der Regel ist das in Europa auch kein Problem – für S-Bahnen kann man sowieso nicht reservieren und in den Schnellzügen findet man in der Regel auch einen Platz ohne Reservierung. Ich musste extra einen Fakel schreiben, dass ich mich nicht beschweren werde, dass ich keine Sitzplatzreservierung vornehmen konnte… Jetzt muss ich zuerst herausfinden, in welchen Zug ich einsteigen muss. Irgend etwas stimmt mit den Zugsnummern nicht – im Fahrplan im Internet hiess es “108”, auf der Anzeigetafel gibts nur den Zug “107”. Beim einzigen Informationsschalter gibt es zunächst eine “Technische Pause” – so nennen die das, wenn sie pinkeln gehen müssen oder eine Kaffepause einlegen müssen. Also, der Zug 107 sollte der richtige sein. Auf dem Perron trinken wir noch einen Tee im stehen – von Sitzgelegenheiten keine Spur. Endlich fährt der Zug ein. Wir lassen die Leute aussteigen und warten, bis die meisten Leute eingestiegen sind. Der Aufenthalt im Bahnhof ist relativ lang. Doch jetzt kommt das Problem. Die junge Dame in Uniform (Kontrolleurin) lässt mich nicht einsteigen – weil ich keine Sitzplatzreservierung habe… Mit ihr gehen wir zum Zugchef – ein paar wirre Diskussionen folgen. Roman spricht irgend etwas in Ukrainisch – und wir verstehen es nicht und er kann nicht übersetzen… Schliesslich gehe ich mit Roman zu den Ticketschaltern. Nach gut ukrainischer Art drängt Roman beim ersten Schalter an der Schlange vorbei. Er fragt kurz, zu welchem Schalter wir gehen müssen und erneut drängt er an der nächsten Schlange vorbei. Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit, aber so lange wie die Schlange ist – da würde brav anstehen nicht funktionieren. Die Dame am Schalter stellt mir eine Sitzplatzreservierung aus. Da ich nicht am Verhandeln bin und nichts verstehe, kann ich keine Wünsche anbringen. Für 13 UAH kriege ich einen Sitzplatz im Wagen 13. Jetzt stehe ich vor einem alten Wagen – Platzkart, kein Spur von 1. Klasse wie auf meinem Ticket angegeben ist… Nachdem ich dem jungen Kontrolleur mein Ticket erklärt habe kann ich einsteigen. Der Wagen hat definitiv schon bessere Tage gesehen…
Während der Fahrt begleitet mich ein Herr mit seiner Bierflasche(n). Zwischendurch trinkt er noch kurz eine Flasche Schnaps – etwa 2.5 dl. Kein Wunder, dass er lallt – und ich verstehe kein Wort. Die Fahrt führt von Львів über Стрий vorbei an Нижнє Синьовидне nach Сколе, durch die Karpaten bis nach Чоп. Die Fahrt dauert lange – bis nach Чоп dauert es rund 5.5 Stunden. Doch gerade in Нижнє Синьовидне fährt der Zug zu schnell – oder meine Digitalkamera ist zu langsam. Gerne hätte ich das ganze Bahnhofsschild fotografiert – doch es reicht nur noch für “Нижнє-Синь”… Die Aussicht wäre toll – wunderschöne Hügel, Berge, Wiesen und Dörfer – wenn man aus dem arg verschmutzten Fenster schauen könnte.
In Чоп – die Landschaft ist mittlerweile wieder flach wie eine Omelette – wartet das nächste Abenteuer auf mich. Wie gehts weiter? Eine Frau im Tarnanzug der Grenzkontrolle, sagt ich müsse im Bahnhof durch die Grenzkontrolle. Dort wartet eine Schlange Leute vor einem grünen Schild – das müsste wohl die Grenzkontrolle sein. Weil ich nicht sicher bin, ob man hier nicht auch eine Platzreservierung benötigt, gehe ich zum Schalter und frage nach. Ich kriege keine schlaue Auskunft, muss aber aus irgendeinem Grund 7.5 UAH zahlen. Das ist nicht einmal ein Franken – doch welche Dienstleistung um himmelswillen kaufe ich damit? Beim Anstehen an der Schlange lerne ich Klaus aus Österreich kennen. Von anderen Reisenden erfahre ich, dass man diese 7.5 UAH zahlen muss, sonst machen die Grenzwächter Problem. Die Grenzkontrolle ist dann sehr human. Brav beantworte ich dem Zöllner die Fragen, ob ich was aus der Ukraine ausführe. Keine Zigaretten und nur ein paar kleine Souveniers – mal abgesehen von meinem grossen Gabelschlüssel, der etwas Schmunzeln auslöst. Die etwa 10 – 15 Griven sind ja auch keinen nennenswerten Geldbetrag. Zum Schluss kriege ich meinen letzten Stempel dieser Reise in den Pass gedrückt. Dann nochmals warten. Mit einem kurzen Personenzug, er besteht aus einer kleinen Diesellok und einem Wagen, tuckern wir über die Grenze nach Zahony in Ungarn. Dort muss ich nocheinmal meinen Pass zeigen. Ob ich irgendetwas zu verzollen habe interessiert die anderen Zöllner kein bisschen – sie freuen sich nur daran, dass mal wieder ein Schweizer hier vorbeikommt.
Zusammen mit Klaus fahre ich im Intercity von Zahoni Richtung Budapest. Irgendetwas scheint die Billettkontrolleurin an unserem Ticket zu stören. Sie will uns irgendetwas für 500 Florint (wieviel ist das?) verkaufen. Wahrscheinlich irgendeinen Intercity Zuschlag. Trotz unserer 1. Klasstickets müssen wir hier mit der 2. Klasse vorlieb nehmen. Doch die Kontrolleurin will uns unbedingt dieses Ding verkaufen. Euros will sie nicht annehmen und schon gar nicht die ukrainischen Griven – doch ungarische Florints haben wir keine… Glücklicherweise hilft uns eine junge Frau aus und wechselt ein paar Euros in die heiss begehrten Florints.
In Nyiregyhaza steigen Klaus und ich aus dem Intercity aus, weil der Zug zwar nach Budapest, nicht aber in den wichtigeren Bahnhof Budapest-Keleti fährt. Gemäss Fahrplan haben wir hier 40 Minuten Aufenthalt. Diese Zeit nutze ich, um mir ein Billett für die Weiterfahrt von Budapest in die Schweiz zu kaufen. Ich habe mir gedacht, diese Zeit sollte reichen, doch die Dame scheint arg gefordert zu sein. Nach langem Warten kriege ich für etwa 98 Euro ein Billett von Budapest nach Buchs. Für die Fahrt in der Schweiz habe ich ja das GA – ich freu mich darauf, es wieder zu haben. Klaus und ich eilen dann zum Perron, denn bis zur planmässigen Abfahrt bleiben nur noch etwa 2 Minuten – wenn denn ein Zug da wäre… Mit einer Verspätung von etwa 20 – 30 Minuten fahren wir dann “erstklassig” nach Budapest.
Budapest empfängt uns nicht gerade freundlich. Zuerst wird man beim Geldwechseln abgezockt. Deswegen findet vor dem Wechselbüro ein vermutlich illegaler Geldwechsel statt. Dann kriegt man in dem Bahnhofsrestaurant um 19:30 nichts mehr zu ess n und statt den bestellten 0.5 l Eistee kommt nur die Hälfte. Als wir um 20:20 den kleinen Shop im Bahnhof besuchen wollen, macht dieser auch dicht und lässt uns nicht mehr hinein. Wo soll ich jetzt etwas zu essen kriegen? Zur Not gehen wir in den nahen Burger King etwas essen. Völlig ungewohnt für mich. Schliesslich trennen sich die Wege von Klaus und mir – er fährt weiter nach Wien, während ich mich auf die Suche nach dem notierten Hostel begebe. Unterwegs finde ich noch einen 24 Stunden-Shop. Zum Glück – sonst wäre die Weiterreise wohl sehr unangenehm geworden. Auch wenn der Weg zum Hostel sich zieht – ich finde es ohne Probleme und kriege auch ein Bett für ein paar Stunden Schlaf.
Heute Morgen kann ich nicht “ausschlafen”. Ich erwache schon um etwa 4 Uhr, lange bevor ich aufstehen muss. Ich kann nicht mehr schlafen – wahrscheinlich bin ich viel zu aufgeregt, dass ich wieder nach Hause fahre. Etwas nach 04:30, noch immer vor dem Wecker stehe ich auf, dusche und packe meine Sachen zusammen. Auf dem Weg zum Bahnhof mache ich nochmals im kleinen Shop halt und kaufe mir Joghurt, Schokolade und ein paar Früchte als Ergänzung zu meinem Brot. Schliesslich stehe ich sage und schreibe 30 Minuten vor Abfahrt des Zuges am Perron! Hej Papi, falls du das nicht glaubst – ich habe ein Beweisfoto! Es folgen 11 Stunden Zugfahrt im angenehm klimatisierten Railjet bis ich in Zürich bin… Und dann ist es nochmals eine Weile bis zu Hause…

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Stop in Budapest (7. Juli 2012)

Bis nach Budapest habe ich es jetzt geschaft. Morgen soll es weiter gehen – zurück in die Schweiz…
Den Text für meinen Blog werde ich wahrscheinlich morgen im Zug fertig schreibe – wenn ich nicht wieder jemanden kennen lerne, wie heute ;-) In ein paar Tagen werden dann die letzten Artikel folgen…

Grüessli
Rolf

The answer to life, the universe and everything: 42 – Ausflug nach НИЖНЄ СИНЬОВИДНЕ (4. Juli 2012)

Heute steht eine Exkursion in die nahen Karpaten mit ein paar Familienbesuchen an. Ziel ist es, das Haus und das Dorf, in dem Tante Annemarie’s Mutter aufgewachsen ist zu besuchen. Nach einem ausgiebigen Frühstück (ein taktischer Fehler) und ein paar kleinen Verzögerungen fahren wir mit dem von den Nachbarn/Verwandten geliehenen Auto los. Mit dabei sind Hans, Liliya, Roman, Toni und ich. Zunächst fahren wir nach Стрий (Stryi), etwa 50-60 km südwestlich von Львів. Unterwegs wollen wir tanken, doch das ist aufgrund einer “technischen Pause” bei der ersten Tankstelle nicht möglich. Also müssen wir es bei der nächsten versuchen. Dort gibt es (gerade jetzt?) keine solchen Pausen…
In Стрий legen wir bei Natalya, der Schwester von Roman einen Halt ein. Nach gut ukrainischer Tradition werden wir zum Essen eingeladen. Doch ich habe gar keinen Hunger, habe ich doch erst mein Frühstück genossen. Nebenbei wir freilich auch Schnaps und Bier konsumiert. Ich entziehe mich dem Alkoholkonsum strikt – wenn man hier einmal anfängt kommt man gar nicht mehr davon los. Bei all den vielen Leuten, die ich hier kennenlerne, verliere ich den Durchblick, wer mit wem und wie verwandt ist. Also zeichen ich mir einen Stammbaum. Seine Äste vermehren sich immer mehr. Uns wird erklärt, wo genau Maria, die Tante von Roman wohnt. Maria ist die Schwester von Tante Annemarie’s Mutter. Soweit so kompliziert… Bevor wir weiterfahren, kühlen wir uns im nahen Fluss etwas ab.
Нижнє Синьовидне (Nyzhnje Syn’ovydne) liegt zwischen Стрий und dem weiter südwestlich liegenden Сколе (Skole). Etwas suchen müssen wir schon, bis wir das Haus von Maria finden. Etwas speziell ist das Zusammentreffen schon, hat doch Roman seinen Tante Maria seit 40 Jahren nicht mehr gesehen! Schliesslich werden wir nochmals zum Essen eingeladen – als hätten wir nicht schon genug… Zusammen fahren wir dann zum gesuchten Haus, wo Tante Annemaries Mutter ihre Kindheit verbrachte. Unsere Ankunft scheint sich wie ein Lauffeuer im Dorf herum zu sprechen. Und es werden immer mehr Leute… Für mich ist aber das spannendste die Hausnummer – 42 – the answer to the life, the universe and everything! Die Frage bleibt eigentlich nur, was denn die Frage zu dieser ultimativen Antwort ist… Aber dazu empfehle ich jedem die Lektüre “Hitchhiker’s Guide to the Galaxy”. Bin ich jetzt am Ziel meiner Reise angelangt?
Auf dem nahen Friedhof gedenken wir den verstorbenen Verwandten. Schliesslich werden wir von Anna, einer Nichte von Maria (kompliziert…) , nochmals zum Essen eingeladen! Aller guter Dinge sind ja schliesslich drei. Und nicht zuletzt freue ich mich daran, dass es auch hübsche ukrainische Girls in meiner weit entfernten Verwandtschaft gibt ;-) Doch irgenwann ist es Zeit, wieder zurück nach Hause in Львів zu gehen.

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ЛЬВІВ (3. – 7. Juli 2012)

Manchmal hält das Leben ein paar Überraschungen für einen bereit. Dass ich in Львів (Lviv, Lvov, Lemberg) im Bahnhof wieder auf Toni aus England treffen würde, habe ich fast erwartet. Er hat wie ich den gleichen Zug von Київ nach Львів genommen. Doch dass mich jemand auf Deutsch mit meinem Namen anspricht habe ich nicht erwartet. Es ist Hans und wie sich herausstellt, ist er um etwa 7 Ecken mit mir verwandt. Was ist passiert? Mein Götti und seine Frau, Tante Annemarie haben dank Internet Wind davon gekriegt, dass ich in der Ukraine bin und gerade von Київ nach Львів im Nachtzug unterwegs bin. OK, ich habe auf Anfrage davon erzählt. Nun ist es so, dass Tante Annemarie’s Mutter aus der Region Львів kommt und durch die Wirren des 2. Weltkrieges nach Deutschland/Schweiz kam. Tante Annemarie hat Hans über meine Reisepläne informiert, worauf Hans entschlossen hat, mich zu treffen und mich am Bahnhof abzufangen. Allerdings musste Hans lange Warten, da von Київ gerade mal 4 Züge am Morgen in Львів eintreffen und er nicht genau wusste, in welchem ich sitze/liege… Hans ist mit Liliya verheiratet, die aus der Familie von Tante Annemarie’s Mutter stammt. Er lädt uns zu sich nach Hause ein, was Toni und ich nach einigem Überlegen, wir haben ja andere Pläne gehabt, annehmen.
Mit einem Opel Astra mit deutschem Kennzeichen fahren wir ans Ende der Stadt Львів. Dort wohnt Hans zusammen mit Liliya, der gemeinsamen Tochter Marielene und den Eltern von Liliya. Toni und ich stärken uns mit einem ausgiebigen Frühstück und erfrischen uns mit einer Dusche. Nach der Reise mit einem Nachtzug ist ein Dusche immer angenehm.
Zusammen  mit Liliya, Hans und Toni besuchen ich anschliessend die Stadt Львів. Es ist eine sehr hübsche Stadt mit vielen historischen Bauten im Zentrum. Im allgemeinen hat man das Gefühl, dass die Stadt westlicher ist andere Städte der Ukraine, wie zum Beispiel Київ. Gemeinsam erklimmen wir den Turm vom Ratshaus. Es sollen 306 Treppenstufen sein. Von oben haben wir eine wunderschöne Aussicht über die Stadt. Dann ziehen wir vorbei an einer kleinen Demonstration zu einem Restaurant, wo wir uns mit einem kleinen Snack stärken. Noch wandern wir etwas durch die Stadt, geniessen ein Glacé bei Mc Donnald’s und nehmen schliesslich wieder den Bus zurück aus der Innenstadt zurück nach Hause. Den Abend lassen wir mit etwas Grillieren ausklingen.
Ich weile noch etwas in Львів. Die Stadt hat ein tolles Flair. Die vielen Strassencafés machen es richtig gemütlich hier. Durch die vielen alten Gebäude wirkt die Stadt sehr westeuropäisch. Die alten Trams und Busse hingegen zeigen klar, dass wir hier in einer osteuropäischen Stadt sind. Auch die Mentalität der Leute ist klar osteuropäisch, wenn nicht gar noch vom Kommunismus geprägt. In Львів könnte ich lange verweilen. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, einen interessanten Friedhof, Museen, Denkmäler und andere Schönheiten…

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КИЇВ (27. Juni – 2. Juli 2012)

Es ist schon toll, wenn man seinen eigenen Stadtführer hat. Olesia habe ich auf der Fähre über das Schwarze Meer kennen gelernt. Wie abgemacht wartet sie in am Hauptbahnhof von Київ auf mich – direkt auf dem Perron, wo ich aussteige. Weil wir gerade noch keinen Plan haben, was wir machen wollen, fahren wir zu ihr nach Hause. Die Fahrt mit Metro und Trolleybus bis ans Ende von Київ dauert ganze 1.5 Stunden. Zusammen mit ihrem Freund Igor bewohnt Olesia eine Wohnung im 13 Stockwerk – von 16 – eines Hochhauses. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht der letzte Block am Ende von Київ – danach folgen Felder und Wiesen. Auf der anderen Seite, wenn man aus der Wohnung schaut, erkennt man am Horizont zwischen vielen Hochhäusern die Beleuchtungstürme vom Dynamo Kiev Stadion. Für mich sehen alle Blöcke etwa gleich aus – typischer Sovjetstil. Dennoch ist das Haus in dem Olesia und Igor wohnen erst etwa 7 Jahre alt.

Von allen Verkehrsmitteln in Київ, ist für mich die Metro am interessantesten. Die Metro ist nach dem bewährten sovjetischen System gebaut. Dadurch gleicht sie den Metros in Baku und Tbilisi wie ein Ei dem anderen. Doch wo in Baku die Beschriftungen in der lateinischen Schrift (wie Deutsch und Englisch, etc.) und in Tbilisi mit georgischen Buchstaben ausgeführt sind, sehe ich hier kyrillische Zeichen. Weil ich mittlerweile schon etwas Übung im Lesen der kyrillischen Buchstaben habe, stellt das für mich nicht mehr eine grosse Herausforderung dar. Im Gegenteil, ich versuche wenn immer möglich, die kyrillischen Zeichen zu lesen. Manchmal fühle ich mich dabei wie ein Primarschüler in der ersten Klasse. Doch weil fast Beschriftungen auch in Englisch angegeben sind, wird es den Touristen einfach gemacht. Das ist wahrscheinlich der grösste Vorteil der Euro2012. Mich hingegen verwirren die englischen Beschriftungen manchmal mehr als dass sie mir helfen. Von den Metros die ich während meiner Reise besucht habe, ist diejenige von Київ auch aus einem anderen Grund interessant – hier kann ich in der Metro Fotos mache. In Baku und Tbilisi hätte das Probleme gegeben. Neben der Metro fahren auch  Trolleybusse, Busse, Marshrutkas und natürlich auch Taxis durch die Stadt.

Київ ist eine grosse Stadt – immerhin 5.5 Mio Menschen sollen hier wohnen. Wenn ich das mit der Schweiz vergleiche… Entsprechend der Grösse hat es auch unzählige Monumente, Kirchen, Museen und andere Sehenswürdigkeiten. Obwohl mir Olisia zu den meisten Monumenten eine Geschichte erzählt, vergesse ich den Grund zur Errichtung der meisten Monumenten und Skulpturen. Es sind einfach zu viele.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist sicher die Lavra. Auf dem Klostergelände sieht man einige wunderschöne Kirchen. Dass man aber zum oberen Teil, wo die schönste Kirche steht, Eintritt zahlen muss, kann ich nicht unterstützen. Deswegen lasse ich es sein. Anscheinend könnte man den oberen Teil der Lavra von 6 bis 9 Uhr auch ohne zu bezahlen besuchen – doch irgendwie liegt das momentan ausserhalb meines Zeitplans… Und schlussendlich sind es sowieso nur Kirchen. Die sehen für mich mittlerweile alle gleich aus. Da kommt es nicht mehr darauf an. Doch viel spannender als der obere Teil ist der untere Teil der Lavra. Dort wurden in den Katakomben die Mönche “begraben”. Jetzt kann man die Katakomben besuchen – viele Pilgerer tun dies, so dass in den engen Gängen ein richtiges Gedränge herrscht. Durch die Glasscheiben der Särge kann man die in bunten, bestickten Tücher eingehüllten, mumifizierten Mönchen anschauen. Viele Pilgerer küssen auch noch die Scheiben der Särge… Und ab und zu schaut aus den Tüchern eine oder zwei mumifizierte Händer hervor.
Sehr eindrücklich ist auch das Denkmal zur Hungersnot (Famine) in den 1930er Jahren, welche durch Stahlin’s Politik grauenhafte Ausmasse angenommen hat. Das Museum zum 2. Weltkrieg zeigt viele Gegenstände der Soldaten und Kriegsmaterial – allerdings vermisse ich hier etwas die Zusammenhänge der Kriegsgeschehen und ich weiss nicht recht, was wann geschah. Wenn man dann noch nicht genügend Kriegsmaterial gesehen hat, kann man auch noch ins Panzermuseum neben an – ich habe das definitiv nicht mehr nötig.
Für den Besuch des Freilichtmuseums in Пірогово (Pyrogovo) nehme ich mir etwas mehr Zeit. Zum einen ist das Museum etwa 12 km ausserhalb der Stadt gelegen, zum anderen ist das Areal sehr weitläufig. Hier hat es viele historische Häuser aus der ganzen Ukraine. Etwas wie das Ballenberg Freilichtmuseum in der Schweiz. Nur habe ich das Gefühl, hier wird weniger gezeigt, wie die Leute arbeiten und leben. Auch hat es nicht so viele Beizen wie auf dem Ballenberg… Ich habe hier zwar auch ein Restaurant gesehen, doch scheint es mir, dass man eher zu einem Inbissstand geht. Viellicht gibt es auf dem Land in der Ukraine auch nicht so viele Restaurants. Da müsste ich  noch etwas mehr aufs Land reisen.

Ich muss es ehrlich gestehen, ich habe mir Київ wegen der Euro2012 viel schlimmer vorgestellt. Irgendwie dachte ich, dass es von (Fussball-) Touristen nur so wimmelt. Doch dem ist nicht so. Es ist relativ “ruhig” und es sind nicht so viele Touristen da. Erst am Samstag, 30. Juni und Sonntag, 1. Juli – dem Tag des Finalspiels – wimmelt es nur so von Touristen. Das ist eigentlich auch kein Wunder, wenn Elton John und Queen (mit Adam Lambert – Freddy Mercury ist ja schon lange gestorben :-( ) ein Gratiskonzert geben. Das Konzert soll auf die Gefahren einer HIV-Infektion aufmerksam machen und die Leute für das Thema sensibilisieren. Das ist auch bitter nötig, beträgt doch die Rate von HIV-Infizierten 1% der Bevölkerung. Man stelle sich vor: Jemand in zwei gut gefüllten Trams trägt das Virus in sich…
Am Sonntag, 1. Juli dann endlich das Finalspiel Spanien-Italien. In der Stadt sieht man viel Fans der Spanischen Nationalmannschaft. Im Vergleich dazu hat es wenige, die Italien unterstützen. Auch deutschen Fans begegnet man ab und zu  – die haben wohl erwartet, dass sie es in den Final schaffen. Das Spiel verfolge ich in einem Pub mehr beiläufig. Da Spanien schon die letzte Euro gewann wäre ein bisschen Abwechslung schön gewesen. Doch dass sie gerade 4:0 gegen Italien gewinnen müssen ist schon etwas viel. Schlussendlich ist es nur ein Spiel. Aber sag das mal einem der hohen Funktionären, Manager oder Sponsoren. Die wollen doch nur Geld machen…

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