Wie immer erwache ich zu früh – warum hat mir eigentlich niemand das Ausschlafen beigebracht? Heute will ich Wien entdecken, doch wie soll ich? Kaum verlasse ich das Hostel, stelle ich fest, dass ich nur mit meinem Pullover und T-Shirt unter meiner neuen Regenjacke etwas spärlich bekleidet bin. Trotzdem gehe ich weiter – es wird schon reichen. Es ist bewölkt und ein starker Wind pfeift um die Ecken. Zum Anfang mache ich mich mit der örtlichen U-Bahn bekannt. Für 1.80 Euro fahre ich zur Endstation Floridsdorf auf der anderen Seite der Donau, ich muss doch wenigstens die Donau gesehen haben. Im hintersten Abteil, mit dem Rücken nach vorne gewandt, sitzt ein Penner. Seine Jacke ist auf der linken Seite bis zur Mitte aufgerissen. Darunter kommt seine Haut zum Vorschein – schwarz…
Ich habe Hunger. Im Wasserpark mit den bunten Liegen, esse ich mein Frühstück, welches ich vor der U-Bahnfahrt noch gekauft habe. Der kalte Wind sorgt dafür, dass ich nicht ewig sitzen bleibe. Kein Wunder sind nur ganz wenige Leute hier. Mein Fussmarsch führt mich dann weiter über die Donauinsel, wo die Leute Drachen steigen lassen. Nachdem ich die Donau ganz überquert habe, laufe ich ihr entlang bis zum Pater. Der Marsch zieht sich in die Länge.
Der Prater ist für mich enttäuschend langweilig. Um elf Uhr sind bei dem Wetter offensichtlich noch nicht so viele Leute gesinnt, das grosse Riesenrad und all die anderen (8er-) Bahnen zu besuchen. Schliesslich marschiere ich weiter Richtung Innenstadt.
Jetzt sind die touristischen Sehenswürdigkeiten dran. Merklich mehr Leute sind auch hier unterwegs. Bei der Hofburg stehen die Pferdekutschen Schlange und werben für eine Rundfahrt. Ich gönne mir hier im Park ein Mittagslunch und schaue dem Treiben zu. Von Fern höre ich Lautsprecherstimmen. Ist das die Demo, die heute Morgen in der U-Bahn angekündigt wurde? Meiner Neugierde folgend, gehe ich zum Ratshaus. Die Lautsprecherstimmen kommen hier von einer Free-Ride-Bike Veranstaltung. Mit ihren speziellen Bikes springen die Waghalsigen über Schanzen und vollführen Kunststücke in der Luft. Ich schaue dem Treiben zu und gehe schliesslich das Parlament (von aussen) anschauen. Dort studiert gerade Fariba ihren Stadtführer. Schliesslich fragt sie mich, wo sie denn sei. Auch wenn ich nichts über Wien weiss, dank der Touristenkarte bin ich gut orientiert und kann damit Punkten ;-) Es ist interessant, mit jemandem aus dem Iran zu sprechen, vor allem, weil sie gerade dort ein PhD macht. Meine Zeit drängt, und ich hetzt zum Stephansdom.
Gerade um Zwei treffe ich vor dem Dom Magdalena, die ich gestern im Zug kennengelernt habe. Ich freue mich, mit ihr am Nachmittag noch etwas durch Wien zu ziehen. Zunächst schauen wir uns die Uni an. Nur hat es dort am Samstag so wenige Studenten… Die Bibliothek aber ist offen und man sieht dort einige Studis. Im Lesesaal sitzen sie an langen Tischen mit sonderbaren Leseleuchten – es sieht aus wie bei Harry Potter. Es ist schon sonderbar, als Tourist an einen solchen Ort zu gehen. Weiter geht unsere Tour ins Weltkaffee. Das war Magdalena’s Lieblingskaffehaus zu ihren Studentenzeiten. Bei einem Cappuccino und einem Chai Latte tauschen wir so manche Geschichte aus. Schliesslich ziehen wir durchs Museumsquartier weiter zur Mariahilfstrasse, wo wir am späten Samstagnachmittag die Schaufenster der internationalen Ladenketten studieren.
Wien entdecken (31.3.2012)
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