Diesen Tag gehe ich locker an. Am Morgen noch meine Gedanken niederschreiben, dann mal wegen dem Duschen schauen. OK, das Duschen ist ganz einfach: man muss nur in ein Zimmer gehen, das gerade frei ist… Die Herren an der Reception zeigen mir solch ein Zimmer mit Dusch. Weil es im Hotel kein Essen gibt, wähle ich das vom Lonely Planet vorgeschlagene Lokal, das bekannt ist für sein Türkisches Frühstück. Wenn es in Van eine touristische Ecke gibt, dann ist es hier und beim Van Kaseli. Für 10 TL verspeise ich ein ausgiebiges Z’morge und fülle meinen Magen. Als ich fertig bin, setze ich mich zu Marie. Sie reist auch allein und möchte in den Iran reisen. Aus England kommend, mit französischer Abstammung, kann ich mich mit ihr ausgiebig auf Englisch unterhalten. Mit vielen anderen Leuten ist das nämlich nicht möglich. Wir verabreden uns noch zu einem gemeinsamen Abendessen, bevor wir unsere eigene Wege gehen.
Ich besuche nochmals das Van Kaseli, die Festung von Van. Ich möchte mir genügend Zeit lassen, um es anzuschauen. Zuerst muss ich aber im Minibus eine volle halbe Stunde warten, bis der sich füllt und der Fahrer das Gefühl hat, er könne losfahren. Bei der Festung zeigt mir ein Mädchen einen anderen Eingang – unter dem Zaun durch… Naja, dieser Zaun ist sowieso etwas ramponiert und gestern musste ich beim Haupteingang auch keinen Eintritt zahlen. Das Mädchen spricht etwas Englisch (immer wieder erstaunlich). Sie zeigt mir noch ein paar schwarze Steinblöcke mit Inschriften drauf. Sie sat mir ich könne hier Fotos machen, worauf ich ihr dann entgegne, dass ich die Festung jetzt alleine anschauen möchte. Insgeheim möchte ich sie vor allem darum “loswerden”, dass sie am Ende nicht noch nach Geld fragt. Und ich möchte die Zeit für mich geniessen.
Von der Festung aus beobachte ich, wie ein (militärisches?) Transportflugzeug den Flughafen von anfliegt. Allgemein herrscht an diesen kleinen Flughafen relativ viel Verkehr. Später verlässt das Transportflugzeug wieder den Flughafen. Einmal fliegt auch ein Militärhubschrauber den Flughafen an. Schliesslich steige ich auf der Südseite des Hügels ab, um in das Gebiet zu gelangen, wo früher einmal das alte Van war, bevor es im 1. Weltkrieg zerstört wurde. Dort spaziere ich zwischen ein paar alten Ruinen umher. Bei der einen Ruine hat sich ein Rudel Hundewelpen eingenistet. Eine Hundmamma ist allerdings nicht anzutreffen. Dann möchte ich die Fläche überqueren. Es ist etwas sumpfig hier und ein kleiner Bach schlängelt sich durch die Ebene. Irgendwie vermute ich es. Ich mache einen Schritt und sinke mit dem Linken Schuh unerwartet ein. Gleichzeitig spritzt eine braune Brühe hoch. “Shit!” sage ich zu mir – und etwa so ähnlich riecht es auch… Mal schauen, wie ich meine Hosen wieder sauber kriege. Den Staub und Dreck kann man ja einfach rausbürsten, aber den Geruch? Vielleicht brauche ich doch noch Ersatzhosen… Und ich habe heute Abend abgemacht. Tolle Voraussetzungen. Naja, jetzt kann ich es auch nicht änderen. Mal schauen wie es aussieht/riecht, wenn es getrocknet ist. Ich klettere wieder hoch auf die Festung. Doch langsam bin ich vom Laufen etwas müde. Und mein Blutzuckerspiegel scheint auch wieder am Sinken zu sein. höchste Zeit, eine Banane und etwas Schokolade zu essen. Das gibt wieder etwas Energie, um den restlichen Teil der Festung anzuschauen.
Von der Festung hat man eine wunderbare Aussicht auf Van, den Van Gölü (Van See) und die Berge. Auch sehe ich hier zwei Container-Städte. Kaum bin ich von der Festung wieder unten, muss ich an einer dieser Container-Siedlung vorbei laufen, um zu schauen, wie es dort aussieht. Es ist schon ein etwas seltsamer Anblick. Verstärkt wird das etwas komische Gefühl auch durch den Zaun, der um das Gelände geführt ist.
Schliesslich gelange ich zu einer Polizeistation, wo ich gerade dem einen Polizisten beim Tränken der Pflanzen zuschaue. Der andere Polizist bewacht gerade den Eingang. Die beiden sprechen mich an. Es sind Fred (~35-40 Jahre alt?) und Mustaffa (30 Jahre). Vor allem Fred kann recht gut Englisch und so bleibe ich dort ein ganzes Weilchen vor der Polizeistation. Ich kriege auch einen Cay offeriert. Wir sprechen etwas über das Leben hier in Van und die Arbeit von Polizisten. Sie sagen, es sei ihnen recht langweilig, was ich gut nachvollziehen kann – immer nur dort stehen und bewachen/beobachten ist nicht so spannend. Ich möchte aber nicht wissen, was in dieser Stadt passieren würde, wäre die Polizei nicht da (Stichwort PKK). Ich glaube sie scheinen meine Anwesenheit sehr zu schätzen – mal eine Abwechslung. Schliesslich kommen wir auch auf die üblichen Männerthemen zu sprechen ;-) Wenn ich es richtig verstanden habe sind sie beide unverheiratet – was in der Türkei wahrscheinlich eher ein Problem ist als bei uns. Denn hier werden die Frauen schon sehr früh verheiratet und es wird danach wahrscheinlich entsprechend schwierig, die Passende zu finden. Als die Beiden abgelöst werden, verabschieden wir uns und ich kehre mit dem Minibus zurück in die Stadt.
Um 1900 treffe ich mich wie geplant mit Marie. Zum Rasieren hat es nicht mehr gereicht, zudem funktioniert bei uns auf dem WC gerade das Licht nicht mehr… Für 20 TL pro Person lassen wir es uns richtig gut gehen und geniessen die Vorzüge der türkischen Küche. Ich finde es einzig etwas irritierend, dass die Gerichte sehr schnell (für mich zu schnell) aufgetischt werden. Wir konnten noch nicht mal die Vorspeise essen, da kam schon die Suppe und schon bald die Hauptspeise… Dazu plaudern wir wieder einmal über Gott und die Welt.
Im Hotel lerne ich noch Besri kennen. Er ist etwa in meinem Alter (oder etwas älter) und bildet sich gerade zum Touristen Guide an der Uni aus. Für ihn ist es eine Art Zweitausbildung. Auch er ist unverheiratet. Und die Girls in seiner Kasse sind alle etwas zu jung – so um die 19 – 23 Jahre alt… Er lädt mich ein, mit ihm zur Uni zu kommen. Das wäre spannend und ich wäre gerne gegangen – vielleicht auch wegen den Girls ;-) Doch ich habe morgen schon um 8 nochmals mit Marie abgemacht und möchte schliesslich Richtung Norden weiterreisen. Naja, vielleicht eine verpasste Chance. Es wird fast 1 Uhr, bis ich ins Bett komme. Diesmal bin ich nicht alleine, es schläft noch ein Mann aus der Ukraine im Zimmer. Nur kann er kein Englisch. Da müsste ich schon Russisch lernen. Jetzt weiss ich, was ich zu tun habe, wenn ich dann in die Ukraine will ;-) Ich schlafe aber ein, bevor er das Licht löscht, so müde bin ich…
Van geniessen (19. April 2012)
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