Am Morgen früh schreibe ich ein bisschen an meinem Tagebuch – und verliere wieder einmal einige Textpassagen. Das nervt mich unglaublich. Beim Frühstücken habe ich wie immer einen Stress, wenn ich weiterreisen will. Und da ist dieser alte Kellner / Mann der Reception, der mir nochmals heissen Tee nachschüttet. Er ist zwar einen liebenswerter und lustiger Kerl, der es nur gut mit einem meint, doch manchmal nervt es dann schon, wenn machen muss, was andere wollen… Zum Glück habe ich ihn vorher nach Wasser gefragt, so dass ich jetzt meinen Tee etwas “strecken” kann. Dann schnell packen – ich habe um 0840 mit Markus und Esther an der Reception abgemacht. Wir wissen nicht genau, wann der kleine Bus Richtung Hopa an der Schwarzmeerküste fahren soll. Zuerst hat der Driver von gestern (nach Ani) gesagt um 0930, doch dann hat er gemeint, vielleicht auch um 0900. Was jetzt? Also laufen wir zügig zur Busstation. Tatsächlich warten wir dann doch bis 0930, bis der kleine Bus abfährt.
Die Fahrt führt zunächst durch das Hochland von Nord-Ost Anatolien. Eine weite Landschaft mit flachen Hügeln. Wir kommen an einem See vorbei. Auf diesem befindet sich noch immer eine Eisschicht! Die Bauern pfügen ihre Äcker – nicht weit davon entfernt sieht man noch Schneefelder. Wir sind auf etwas 2300 m. Auf den weiten Feldern sieht man die Kühe frei rumlaufen – sie überqueren auch ab und zu die Strasse und veranlassen unseren Fahrer etwas abzubremsen. Auch freie (?) Pferde sieht man hier. Wem gehören die wohl? Wie findet man sein Pferd wieder, wenn man es sucht?
Während der ganzen Fahrt schreibe ich an meinem Tagebuch. Ich muss ja wieder aufschreiben, was ich am Morgen verloren habe. In Göle spreche ich das Französische Päarchen an. Schon in Van habe ich sie gesehen – im Restaurant wo ich Frühstück gegessen habe. Und dann habe ich sie nochmals in Kars vom Hotelzimmer aus auf der Strasse laufen sehen.
Dann fahren wir ein langes Tal (~50 km ?) nach unten. Immer dem Flüsschen nach, das nach und nach breiter und zu einem ausgewachsenen wilden Fluss wird. Je weiter wir nach unten gelangen, desto wärmer wird es im Bus. Ich schwitze vor allem zwischen den Beinen – vielleicht brauche ich wirklich noch andere Hosen. Zum Glück stellt der Fahrer dann mal die Lüftung ein. So ist es wenigsten nicht mehr so stickig. Beim Mittagshalt in den Bergen, scheint dann die Sonne so kräftig, dass ich freiwillig den Schatten suche. Weiter führt die Busfahrt nach unten. Es ist ein richtiger Schüttelbecher, die Strasse ist in einem schlechten Zustand. Ein alter Mann muss erbrechen. Zum Glück in seien Tüte. Hoffentlich muss ich nicht auch noch, wenn ich das sehe/rieche. Aber es kommt bei mir zu, Glück nicht so weit. Weiter oben in den Bergen sieht man, wie eine neue Strasse gebaut wird. Der Grund liegt darin, dass das ganze Tal durch einen grossen Stausee geflutet wird. Unser Bus verlässt die alte Strasse und kraxelt die Serpentienen nach oben, zur neuen Strasse. Von da aus sieht man, wie der Stausee das Tal zu überfluten beginnt. Zum Teil stehen Häuser schon im Wasser. Kurz vor Artvin dann die riesige Bogenstaumauer. Ist schon imposant.
Dann führt die Fahrt an einem weiteren grossen Stausee entlang. Im Tal ist es hier sehr grün. Für mich eine Überraschung, denn soviel grün habe ich auch nicht erwartet. Nochmals einen Berg hoch. Dort erhasche ich einen Blick auf das Schwarze Meer, umrahmt von grünen Hügeln. Auf diesen Hügeln wird Tee angebaut – zum ersten Mal sehe ich die kniehohen Sträucher.
In Hopa steigen wir auf einen kleinen Minibus um, der uns bis an die Grenze zu Georgien fährt. Also was muss man tun um dort rüber zu gelangen? Zuerst den türkischen Ausreisestempel. Dann muss man entlang der Autos irgendwie über die Grenze laufen. Es herrscht hier recht dichter Verkehr. Und schliesslich die Passkontrolle der Georgier. Da die erste Überraschung. Bei der Kontrolle arbeiten junge Georgierinnen – natürlich ohne Kopftuch. Doch irgendwie scheint die Kontrolleurin noch nicht viele schweizer Pässe gesehen oder kennt die Einreisebestimmungen für Schweizer nicht. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie ihren älteren Kollegen um Rat fragen muss. Endlich ist alles OK. Auf der georgischen Seite der Grenze wechsle ich zuerst 6 Lira zu 5 Lari. Das soll reichen für die Minibusfahrt nach Batumi. Es war überraschte mich, zu sehen/spüren, in welch schlechtem Zustand die Strasse ist. Lauter Schlaglöcher in dieser wichtigen Verbindungsstrasse. Die Landschaft ist herrlich grün – es herrscht hier ein subtrobisches Klima.
Kaum kommen wir in Batumi an, beginnt es zu regnen. Die Hotelsuche gestaltete sich hier äusserst schwierig. Das zweit Hotel hat einen Namensänderung hinter sich – und kostet nun deutlich mehr. Das Dritte ist ausgebucht und schliesslich landen wir wieder beim Ersten. Ich wäre wahrscheinlich schon von Anfang an dort geblieben… Es zeigte sich hier für mich mal die Vorteile vom alleine Reisen – man hat nicht so mühsame Diskussionen. Hier schlafen wir zu dritt (Esther, Markus und ich) in einem relativ engen Raum. Aber ich bin zunächst einmal froh, ein Bett zu haben… Nach einem guten georgischen Essen und einem Besuch im Irish Pub legen wir uns schlafen.