Balaklava liegt gut versteckt in einer geschwungenen Bucht, welche vom Meer nicht einsehbar ist. Das wussten schon die alten Griechen zu schätzen und auch die Sovjets machten sich daraus einen Nutzen. Ein guter Grund für mich, einen Tagesausflug nach Балаклава zu machen. Zusammen mit den beiden Russinnen, die im privaten Appartement des Hostels Unterkunft gefunden haben, reise ich mit Trolleybus und Marshrutka nach Балаклава. Dort zeigt sich aber schon bald nach dem Aussteigen, dass wir nicht die gleichen Interessen haben. Vorallem die eine der beiden Frauen hat einen strikten Reiseplan zusammengestellt. Dass dies nicht ganz im Sinne ihrer Kollegin ist, ist ein anderes Thema. Also ich stehe da, die eine fragt ein paar Leute nach dem Weg und schon wollen sie losmarschieren. Da muss ich nochmals bremsen. Erst als ich nochmals nachfrage, stellt sich heraus, dass sie zum Генуэзская крепость Чембало – der Festung oberhalb der Bucht – wollen. Ich aber habe andere Pläne und so entschliesse ich mich, mich von den beiden loszulösen und meinen eigenen Weg zu gehen.
Zuerst gehe ich zum Hafen und schaue auf die gegenüberliegende Seite der Bucht. Dort ist sie – das Объект 825ГТС. Auf Meeresspiegelhöhe ein grosses Loch im Berg. Ich laufe um die Bucht herum, um schliesslich zum gesuchten Museum zu kommen. Ich besorge mir ein Ticket und schliesse mich der Gruppe mit Führer an. Mir ist es unklar, ob ich alleine einfach durchwander kann oder ob man eine Führung mitmachen muss. Ganz klar ist das hier nie. Ich bin gelangweilt ab dem russischen Geplapper des Führers. Ein andere Aufpasser in einem Tarnanzug steht auch noch da. Ich weiss nicht recht, was ich machen soll. Schliesslich gehe ich mit der Gruppe mit in das Loch – und irgendwann sondere ich mich ab. Doch der Aufpasser läuft nicht mehr weiter in das Loch hinein und ich habe nun plötzlich das Gefühl, einen persönlichen Aufpasser zu haben – toll, genau das was ich mir gewünscht habe. Aber es stellt sich dann heraus, dass es gar nicht so schlimm ist. Der Aufpasser bietet mir nach an, ein Foto von mir zu machen. Dass die Fotos nicht so gut sind ist ein anderes Thema und liegt vielleicht auch an der Kamera. Also schliesslich finde ich heraus, dass man da wohl auch mehr oder weniger frei rumlaufen kann. Es hat bei den einzelnen Stationen Aufpasser aber sonst ist es nicht so wild.
Also was ist das Объект 825ГТС? Es ist ein Tunnel auf Meereshöhe, den die Sovjets durch den Berg getrieben haben. Der Tunnel diente als Stützpunkt für U-Boote für deren Wartung, Instandhaltung und als Versteck. Und weil er nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde, musste er natürlich einen Atombombenangriff überstehen können. Kein Wunder war das sehr, sehr geheim… Nun, wenn ich aber so durch die Gänge laufe, imponiert mir das Bauwerk von seiner Grösse und Dimension nicht so stark. OK, vielleicht bin ich als Angehöriger der Schweizer Armee da auch etwas verwöhnt und ich bin mir sicher, dass es in der Schweiz noch grössere Bunkeranlagen zu finden sind. Spannend aber ist der Tunnel im Wasser. Die reflektierten Lichter im Wasser faszinieren sehr.
Nachdem ich am Ende der Bunkeranlagen angelangt bin, gehe ich nochmals zurück. Per Zufall begegne ich nochmals den beiden Russinnen vom Morgen. Doch sie scheinen ein Schnellzugstempo zu haben und laufen meiner Meinung nach einfach schnell durch den Bunker. Auf meinem weiteren Rückweg muss ich den einen Aufpasser davon überzeugen, dass ich noch den anderen Ausgang des Wasser-Tunnels sehen muss. Den habe ich nämlich beim Nachlaufen der Führung verpasst. Zuerst heisst es “нет” aber anscheinend kann ich ihn doch überzeugen, dass ich nochmals zurück kann. Nach ein paar Fotos gehe ich schliesslich den normalen Weg zurück zum Ausgang aus dem Bunkersystem. Leider treffe ich die beiden russischen Girls nicht mehr an. Entweder waren sie so schnell im Verschwinden aus Балаклава oder sie habe sich für etwas anderes entschieden.
Ich bleibe noch etwas in Балаклава. Leider gibt es keine regulären Boote nach Фиолент. Beim Anschauen der (Postkarten-) Bilder entschliesse ich mich, dass ich noch zur Генуэзская крепость Чембало – der alten Festung – hochlaufen muss. Der Weg ist nicht weit, doch in der Mittagshitze, ohne schattendspendende Bäume, ist es eine schweisstreibende Sache. Ich bin nicht der Festung wegen hier oben – es gleicht mehr einem Trümmerfeld als einer Burg. Immerhin sehe ich ein paar halbzerfallene Türme und Mauern, wobei der Hauptturm für Restaurationsarbeiten eingerüstet ist. Aber ich bin mehr wegen der Aussicht hier, denn von hier kann man die geschwungende Bucht gut überblicken und ich sehe auch den Ein- und Ausgang des Tunnels vom Объект 825ГТС.
Nach meinem Ausflug zur Festung nehme ich die Marshrutka zurück bis zum 5 km Markt, wo sich eine verwirrenden Busstation befindet. Ich wähle den sehr gut gefüllten Minibus nach Фиолент. Dort soll sich der schönste Strand von СЕВАСТОПОЛЬ befinden. Nach einigem Nachfragen und dem Folgen von Leuten in Badebekleidung sehe ich den Strand. Doch bis dorthin ist es noch ein weiter Weg, denn unzählige Treppenstufen führen die Klippe hinab zum beliebten Kiesstrand. Ich verweile etwas am Strand. Baden und Schwimmen ist nicht so mein Ding, also lasse ich es bleiben. Schliesslich wage ich mich auf den Rückweg, die Treppe hoch. Er zaubert mir ein paar wunderschöne Schweissperlen auf die Stirne, die langsam in meine Augen rinnen…
Am Abend gehe ich mit ein paar anderen Gästen vom Hostel etwas in den Ausgang. Nach einer langen Minibusfahrt und einen Marsch durch einen unendlich gross erscheinenden Park sind wir an einer “Partymeile” am Strand. Wirklich viele Leute hat es hier nicht, obwohl Freitag ist. Das Essen ist so-so, und die anschliessende Party im OpenAir-Club nicht so mein Ding. Warum diese weissen Blitzlichter, die einem immer frontal blenden? Und sonst auch nie farbiges Licht. Naja toll… Es scheint mir etwas “fake” zu sein. Um etwa Viertel nach 2 verlasse ich die anderen und gehe auf den Rückweg. Es dauert mehr als eine halbe Stunde bis die gewünschte Marshrutka kommt. Und erst um etwa 4 Uhr bin ich dann im Bett… Es folgt eine kurz Nacht mit wenig schlechtem Schlaf und einem Tag Nichtstun…