КИЇВ (27. Juni – 2. Juli 2012)

Es ist schon toll, wenn man seinen eigenen Stadtführer hat. Olesia habe ich auf der Fähre über das Schwarze Meer kennen gelernt. Wie abgemacht wartet sie in am Hauptbahnhof von Київ auf mich – direkt auf dem Perron, wo ich aussteige. Weil wir gerade noch keinen Plan haben, was wir machen wollen, fahren wir zu ihr nach Hause. Die Fahrt mit Metro und Trolleybus bis ans Ende von Київ dauert ganze 1.5 Stunden. Zusammen mit ihrem Freund Igor bewohnt Olesia eine Wohnung im 13 Stockwerk – von 16 – eines Hochhauses. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht der letzte Block am Ende von Київ – danach folgen Felder und Wiesen. Auf der anderen Seite, wenn man aus der Wohnung schaut, erkennt man am Horizont zwischen vielen Hochhäusern die Beleuchtungstürme vom Dynamo Kiev Stadion. Für mich sehen alle Blöcke etwa gleich aus – typischer Sovjetstil. Dennoch ist das Haus in dem Olesia und Igor wohnen erst etwa 7 Jahre alt.

Von allen Verkehrsmitteln in Київ, ist für mich die Metro am interessantesten. Die Metro ist nach dem bewährten sovjetischen System gebaut. Dadurch gleicht sie den Metros in Baku und Tbilisi wie ein Ei dem anderen. Doch wo in Baku die Beschriftungen in der lateinischen Schrift (wie Deutsch und Englisch, etc.) und in Tbilisi mit georgischen Buchstaben ausgeführt sind, sehe ich hier kyrillische Zeichen. Weil ich mittlerweile schon etwas Übung im Lesen der kyrillischen Buchstaben habe, stellt das für mich nicht mehr eine grosse Herausforderung dar. Im Gegenteil, ich versuche wenn immer möglich, die kyrillischen Zeichen zu lesen. Manchmal fühle ich mich dabei wie ein Primarschüler in der ersten Klasse. Doch weil fast Beschriftungen auch in Englisch angegeben sind, wird es den Touristen einfach gemacht. Das ist wahrscheinlich der grösste Vorteil der Euro2012. Mich hingegen verwirren die englischen Beschriftungen manchmal mehr als dass sie mir helfen. Von den Metros die ich während meiner Reise besucht habe, ist diejenige von Київ auch aus einem anderen Grund interessant – hier kann ich in der Metro Fotos mache. In Baku und Tbilisi hätte das Probleme gegeben. Neben der Metro fahren auch  Trolleybusse, Busse, Marshrutkas und natürlich auch Taxis durch die Stadt.

Київ ist eine grosse Stadt – immerhin 5.5 Mio Menschen sollen hier wohnen. Wenn ich das mit der Schweiz vergleiche… Entsprechend der Grösse hat es auch unzählige Monumente, Kirchen, Museen und andere Sehenswürdigkeiten. Obwohl mir Olisia zu den meisten Monumenten eine Geschichte erzählt, vergesse ich den Grund zur Errichtung der meisten Monumenten und Skulpturen. Es sind einfach zu viele.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist sicher die Lavra. Auf dem Klostergelände sieht man einige wunderschöne Kirchen. Dass man aber zum oberen Teil, wo die schönste Kirche steht, Eintritt zahlen muss, kann ich nicht unterstützen. Deswegen lasse ich es sein. Anscheinend könnte man den oberen Teil der Lavra von 6 bis 9 Uhr auch ohne zu bezahlen besuchen – doch irgendwie liegt das momentan ausserhalb meines Zeitplans… Und schlussendlich sind es sowieso nur Kirchen. Die sehen für mich mittlerweile alle gleich aus. Da kommt es nicht mehr darauf an. Doch viel spannender als der obere Teil ist der untere Teil der Lavra. Dort wurden in den Katakomben die Mönche “begraben”. Jetzt kann man die Katakomben besuchen – viele Pilgerer tun dies, so dass in den engen Gängen ein richtiges Gedränge herrscht. Durch die Glasscheiben der Särge kann man die in bunten, bestickten Tücher eingehüllten, mumifizierten Mönchen anschauen. Viele Pilgerer küssen auch noch die Scheiben der Särge… Und ab und zu schaut aus den Tüchern eine oder zwei mumifizierte Händer hervor.
Sehr eindrücklich ist auch das Denkmal zur Hungersnot (Famine) in den 1930er Jahren, welche durch Stahlin’s Politik grauenhafte Ausmasse angenommen hat. Das Museum zum 2. Weltkrieg zeigt viele Gegenstände der Soldaten und Kriegsmaterial – allerdings vermisse ich hier etwas die Zusammenhänge der Kriegsgeschehen und ich weiss nicht recht, was wann geschah. Wenn man dann noch nicht genügend Kriegsmaterial gesehen hat, kann man auch noch ins Panzermuseum neben an – ich habe das definitiv nicht mehr nötig.
Für den Besuch des Freilichtmuseums in Пірогово (Pyrogovo) nehme ich mir etwas mehr Zeit. Zum einen ist das Museum etwa 12 km ausserhalb der Stadt gelegen, zum anderen ist das Areal sehr weitläufig. Hier hat es viele historische Häuser aus der ganzen Ukraine. Etwas wie das Ballenberg Freilichtmuseum in der Schweiz. Nur habe ich das Gefühl, hier wird weniger gezeigt, wie die Leute arbeiten und leben. Auch hat es nicht so viele Beizen wie auf dem Ballenberg… Ich habe hier zwar auch ein Restaurant gesehen, doch scheint es mir, dass man eher zu einem Inbissstand geht. Viellicht gibt es auf dem Land in der Ukraine auch nicht so viele Restaurants. Da müsste ich  noch etwas mehr aufs Land reisen.

Ich muss es ehrlich gestehen, ich habe mir Київ wegen der Euro2012 viel schlimmer vorgestellt. Irgendwie dachte ich, dass es von (Fussball-) Touristen nur so wimmelt. Doch dem ist nicht so. Es ist relativ “ruhig” und es sind nicht so viele Touristen da. Erst am Samstag, 30. Juni und Sonntag, 1. Juli – dem Tag des Finalspiels – wimmelt es nur so von Touristen. Das ist eigentlich auch kein Wunder, wenn Elton John und Queen (mit Adam Lambert – Freddy Mercury ist ja schon lange gestorben :-( ) ein Gratiskonzert geben. Das Konzert soll auf die Gefahren einer HIV-Infektion aufmerksam machen und die Leute für das Thema sensibilisieren. Das ist auch bitter nötig, beträgt doch die Rate von HIV-Infizierten 1% der Bevölkerung. Man stelle sich vor: Jemand in zwei gut gefüllten Trams trägt das Virus in sich…
Am Sonntag, 1. Juli dann endlich das Finalspiel Spanien-Italien. In der Stadt sieht man viel Fans der Spanischen Nationalmannschaft. Im Vergleich dazu hat es wenige, die Italien unterstützen. Auch deutschen Fans begegnet man ab und zu  – die haben wohl erwartet, dass sie es in den Final schaffen. Das Spiel verfolge ich in einem Pub mehr beiläufig. Da Spanien schon die letzte Euro gewann wäre ein bisschen Abwechslung schön gewesen. Doch dass sie gerade 4:0 gegen Italien gewinnen müssen ist schon etwas viel. Schlussendlich ist es nur ein Spiel. Aber sag das mal einem der hohen Funktionären, Manager oder Sponsoren. Die wollen doch nur Geld machen…

image

image

image

image

image

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *