Diesen Tag gehe ich locker an. Am Morgen noch meine Gedanken niederschreiben, dann mal wegen dem Duschen schauen. OK, das Duschen ist ganz einfach: man muss nur in ein Zimmer gehen, das gerade frei ist… Die Herren an der Reception zeigen mir solch ein Zimmer mit Dusch. Weil es im Hotel kein Essen gibt, wähle ich das vom Lonely Planet vorgeschlagene Lokal, das bekannt ist für sein Türkisches Frühstück. Wenn es in Van eine touristische Ecke gibt, dann ist es hier und beim Van Kaseli. Für 10 TL verspeise ich ein ausgiebiges Z’morge und fülle meinen Magen. Als ich fertig bin, setze ich mich zu Marie. Sie reist auch allein und möchte in den Iran reisen. Aus England kommend, mit französischer Abstammung, kann ich mich mit ihr ausgiebig auf Englisch unterhalten. Mit vielen anderen Leuten ist das nämlich nicht möglich. Wir verabreden uns noch zu einem gemeinsamen Abendessen, bevor wir unsere eigene Wege gehen.
Ich besuche nochmals das Van Kaseli, die Festung von Van. Ich möchte mir genügend Zeit lassen, um es anzuschauen. Zuerst muss ich aber im Minibus eine volle halbe Stunde warten, bis der sich füllt und der Fahrer das Gefühl hat, er könne losfahren. Bei der Festung zeigt mir ein Mädchen einen anderen Eingang – unter dem Zaun durch… Naja, dieser Zaun ist sowieso etwas ramponiert und gestern musste ich beim Haupteingang auch keinen Eintritt zahlen. Das Mädchen spricht etwas Englisch (immer wieder erstaunlich). Sie zeigt mir noch ein paar schwarze Steinblöcke mit Inschriften drauf. Sie sat mir ich könne hier Fotos machen, worauf ich ihr dann entgegne, dass ich die Festung jetzt alleine anschauen möchte. Insgeheim möchte ich sie vor allem darum “loswerden”, dass sie am Ende nicht noch nach Geld fragt. Und ich möchte die Zeit für mich geniessen.
Von der Festung aus beobachte ich, wie ein (militärisches?) Transportflugzeug den Flughafen von anfliegt. Allgemein herrscht an diesen kleinen Flughafen relativ viel Verkehr. Später verlässt das Transportflugzeug wieder den Flughafen. Einmal fliegt auch ein Militärhubschrauber den Flughafen an. Schliesslich steige ich auf der Südseite des Hügels ab, um in das Gebiet zu gelangen, wo früher einmal das alte Van war, bevor es im 1. Weltkrieg zerstört wurde. Dort spaziere ich zwischen ein paar alten Ruinen umher. Bei der einen Ruine hat sich ein Rudel Hundewelpen eingenistet. Eine Hundmamma ist allerdings nicht anzutreffen. Dann möchte ich die Fläche überqueren. Es ist etwas sumpfig hier und ein kleiner Bach schlängelt sich durch die Ebene. Irgendwie vermute ich es. Ich mache einen Schritt und sinke mit dem Linken Schuh unerwartet ein. Gleichzeitig spritzt eine braune Brühe hoch. “Shit!” sage ich zu mir – und etwa so ähnlich riecht es auch… Mal schauen, wie ich meine Hosen wieder sauber kriege. Den Staub und Dreck kann man ja einfach rausbürsten, aber den Geruch? Vielleicht brauche ich doch noch Ersatzhosen… Und ich habe heute Abend abgemacht. Tolle Voraussetzungen. Naja, jetzt kann ich es auch nicht änderen. Mal schauen wie es aussieht/riecht, wenn es getrocknet ist. Ich klettere wieder hoch auf die Festung. Doch langsam bin ich vom Laufen etwas müde. Und mein Blutzuckerspiegel scheint auch wieder am Sinken zu sein. höchste Zeit, eine Banane und etwas Schokolade zu essen. Das gibt wieder etwas Energie, um den restlichen Teil der Festung anzuschauen.
Von der Festung hat man eine wunderbare Aussicht auf Van, den Van Gölü (Van See) und die Berge. Auch sehe ich hier zwei Container-Städte. Kaum bin ich von der Festung wieder unten, muss ich an einer dieser Container-Siedlung vorbei laufen, um zu schauen, wie es dort aussieht. Es ist schon ein etwas seltsamer Anblick. Verstärkt wird das etwas komische Gefühl auch durch den Zaun, der um das Gelände geführt ist.
Schliesslich gelange ich zu einer Polizeistation, wo ich gerade dem einen Polizisten beim Tränken der Pflanzen zuschaue. Der andere Polizist bewacht gerade den Eingang. Die beiden sprechen mich an. Es sind Fred (~35-40 Jahre alt?) und Mustaffa (30 Jahre). Vor allem Fred kann recht gut Englisch und so bleibe ich dort ein ganzes Weilchen vor der Polizeistation. Ich kriege auch einen Cay offeriert. Wir sprechen etwas über das Leben hier in Van und die Arbeit von Polizisten. Sie sagen, es sei ihnen recht langweilig, was ich gut nachvollziehen kann – immer nur dort stehen und bewachen/beobachten ist nicht so spannend. Ich möchte aber nicht wissen, was in dieser Stadt passieren würde, wäre die Polizei nicht da (Stichwort PKK). Ich glaube sie scheinen meine Anwesenheit sehr zu schätzen – mal eine Abwechslung. Schliesslich kommen wir auch auf die üblichen Männerthemen zu sprechen ;-) Wenn ich es richtig verstanden habe sind sie beide unverheiratet – was in der Türkei wahrscheinlich eher ein Problem ist als bei uns. Denn hier werden die Frauen schon sehr früh verheiratet und es wird danach wahrscheinlich entsprechend schwierig, die Passende zu finden. Als die Beiden abgelöst werden, verabschieden wir uns und ich kehre mit dem Minibus zurück in die Stadt.
Um 1900 treffe ich mich wie geplant mit Marie. Zum Rasieren hat es nicht mehr gereicht, zudem funktioniert bei uns auf dem WC gerade das Licht nicht mehr… Für 20 TL pro Person lassen wir es uns richtig gut gehen und geniessen die Vorzüge der türkischen Küche. Ich finde es einzig etwas irritierend, dass die Gerichte sehr schnell (für mich zu schnell) aufgetischt werden. Wir konnten noch nicht mal die Vorspeise essen, da kam schon die Suppe und schon bald die Hauptspeise… Dazu plaudern wir wieder einmal über Gott und die Welt.
Im Hotel lerne ich noch Besri kennen. Er ist etwa in meinem Alter (oder etwas älter) und bildet sich gerade zum Touristen Guide an der Uni aus. Für ihn ist es eine Art Zweitausbildung. Auch er ist unverheiratet. Und die Girls in seiner Kasse sind alle etwas zu jung – so um die 19 – 23 Jahre alt… Er lädt mich ein, mit ihm zur Uni zu kommen. Das wäre spannend und ich wäre gerne gegangen – vielleicht auch wegen den Girls ;-) Doch ich habe morgen schon um 8 nochmals mit Marie abgemacht und möchte schliesslich Richtung Norden weiterreisen. Naja, vielleicht eine verpasste Chance. Es wird fast 1 Uhr, bis ich ins Bett komme. Diesmal bin ich nicht alleine, es schläft noch ein Mann aus der Ukraine im Zimmer. Nur kann er kein Englisch. Da müsste ich schon Russisch lernen. Jetzt weiss ich, was ich zu tun habe, wenn ich dann in die Ukraine will ;-) Ich schlafe aber ein, bevor er das Licht löscht, so müde bin ich…
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Van verstehen (17. – 18. April 2012)
Ich laufe also vom Hafen Richtung Van. Es soll ein Marsch von etwa 5 – 6 Kilometer sein. Kaum habe ich den Bahnübergang der Gleise, die zum Hafen führen, überquert, überholt mich ein Minibus. Kurz darauf ein zweiter. Und als der dritte Minibus hält, steige ich ein. Für eine Fahrt in die Innenstadt bezahle ich etwa 1.25 TL. Ich versuche mich mit ein paar Gästen zu unterhalten, nach dem Moto, wo kommst du her und wo gehst du hin. Naja, ich sage nicht gerne, dass ich aus der Schweiz komme, denn ich will nicht, dass die Leute eine falsche Vorstellung von mir bekommen. So mit Reichtum und so. Darum sage ich oft zu dieser Frage “China” und füge ein Augenzwinkern zu. Doch der eine Fahrgast, der Englisch spricht, errät, dass ich aus der Schweiz bin – aufgrund des kleinen Wappen, das auf der Katadyn Trinkflasche (zum Wasser filtrieren) angebracht ist. Mist, das sollte dann vielleicht noch weg ;-) Ich möchte nicht, dass man meine Herkunft gleich erraten kann. Das könnte unangenehme Konsequenzen haben. Ich falle hier sowieso immer gleich auf, denn wer hat schon einen Rucksack dabei, auch wenn es nur der Tagesrucksack ist. Und wer trägt schon eine Regenjacke, statt eines Anzuges? Der englisch-sprechende Türke (er heisst Gazi, wie ich später erfahre) fragt, wo ich genau hin will und ein Junger Mann im Bus kennt dann die Strasse.
Im Zentrum angekommen, wandern wir dann zu dritt durch das Wirrwarr der Strassen. Überall kleine Läden, die jeweils von nur ganz wenigen Produkten eine ganze Menge haben. Und all die Leute. Hier bin ich der Fremde! Mir kommt die ganze Sache langsam etwas etwa suspekt vor. Auf Google Maps habe ich zuvor geschaut, wo es etwa durchgehen müsste und durch dieses Wirrwarr habe ich das Gefühl, es stimme etwas nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Minibus an einem unerwarteten Ort angehalten hat und ich dadurch die Orientierung etwas verloren habe. Schliesslich kommen wir in die besagte Strasse. Der unbekannte Junge Mann verabschiedet sich dann von uns. Das erleichtert mich etwas. Doch bei dem Hotel stehen wir vor verschlossenen Türen. Ich weiss, dass hier in der Region letzthin ein Erdbeben stattgefunden haben muss. Als wir bei den anderen beiden günstigen Hotels, die im Lonely Planet erwähnt werden, auch vor verschlossenen Türen stehen, wird mir die Tragweite des Unglücks langsam bewusst. Am 23. Oktober 2011 hat hier die Erde geschüttelt – mit einer Magnitute von 7.2 auf der Richter Skala! Es soll etwa 600 Tote gegeben haben und Tausende Menschen hatten kein Dach über dem Kopf mehr, weil viele Häuser unbewohnbar wurden. Das erklärt auch, warum die günstigen Hotels alle geschlossen sind. Gazi verbringt hier in Van ein Nacht im Hotel Fuat, der er ist nur wegen seiner Arbeit hier. Er sei Anwalt. Weil ich momentan in der Stadt etwas verloren bin (die Touristeninformation hat auch schon geschlossen) und nicht gerade viele Alternativen sehe checke ich ebenfalls in diesem Hotel ein. Lieber mal ein Bett in einem mehr oder weniger sicheren Gebäude. Es kostet mich ganze 70 TL! OK, 35.- Fr sind nicht gerade ein Vermögen, doch für die Türkei doch ein ordentlicher Bazen. Angebot und Nachfrage kommt hier offensichtlich zum Tragen. Das Hotel selber überzeugt mich allerdings auch nicht. auf mindestens 2 Stockwerken wird gebaut und zwar massiv. Man riecht den Zementstaub. Das sieht man allerdings nicht, wenn man mit dem Lift hochfährt… Im Zimmer hängt ein rauchiger Baustellengeruch. Dass hier geraucht wird, zeigt mir auch der Aschenbecher, der auf dem Tischchen steht. Ich bin überhaupt nicht glücklich darüber. Ich stelle meinen Rucksack hin und wandere noch etwas durch die Stadt. Nachdem ich realisiert habe, welches die Hauptstrassen sind, fällt einem die Orientierung hier im Zentrum auch massiv leicher. Nach einem “Chicken-Dürüm” (wenn man mal wüsste, was man wo und wie nennt…) gehe ich zurück ins Zimmer.
Ich schlafe schlecht. Wahrscheinlich auch darum, weil ich ich vom Rauch im Zimmer ein Kratzen im Hals habe und ich mich über die schlecht Luftqualität ärgere. Zwischendrin spiele ich noch etwas mit dem Compi hier bevor ich dann wieder schlafen kann – diesmal in umgekehrter Richtung im Bett und ohne Kissen, was wesentlich besser funktioniert.
Wieder habe ich ein ganzes Weilchen Zeit zerinnen lassen. Mir kommt in den Sinn, dass ich keine Unterwäsche mehr zum Anziehen habe. Also wasche ich im Lavabo des WC meine Unterhosen und Socken. Weil kein Stöpsel vorhanden ist, blockiere ich den Abfluss mit einem Plastiksack. Doch einen Platz für die Wäscheleine zu finden gestaltet sich schwieriger… Schliesslich gönne ich mir um viertel vor zehn ein ausgiebiges Frühstück im Hotel.
Auf dem Touristenbüro frage ich nach einem Stadtplan. Leider kriege ich dort nur denselben ungenauen Plan, wie ich ihn schon im Hotel bekommen habe. Dafür kriege ich noch ein paar andere Informationen und Gratispostkarten. Als nächstes lasse ich die Fotos, welche ich auf der Fähre mit der Digicam gemacht habe, drucken. Diese möchte ich möglichst schon hier zu den Fährleuten schicken. Gemacht ist gemacht… In der Wartezeit schreibe ich einen Begleittext auf die Gratiskarte von der Touristeninformation. Weil ich die Post nicht finde, gehe ich nochmals auf die Touristeninformation. Dort sprechen wir auch über Hotels und deren Preise. Schliesslich entschliesse ich mich, das Hotel zu wechseln. Also zurück zum Hotel (den Brief habe ich ganz vergessen), und schnell zusammenpacken. Um viertel nach Zwölf checke ich aus dem Hotel Fuat aus und wandere wieder durch Van.
Leider kämpfe ich wieder damit, dass der Stadtplan sehr schemenhaft ist und absolut ungenau. Unterwegs sehe ich wieder viele Polizisten, zum Teil mit MPs und mit Radpanzern. Ich frage mich nach den Strassen und Hotels durch. Leider wurde mir auf der Touristeninformation die Stelle des einen Hotels falsch eingezeichnet und ich finde es nicht. Schliesslich stehe ich wieder vor einem geschlossenen Hotel. Also ich meinen Stadtplan und die Karten auf dem Tablet konsultier kommt gerade eine kleine Gruppe Männer heran. Der eine präsentiert sich als Hotelmanager und sagt mir, wo ich ein Hotel finde könne. Er besitze mehrere… Auch eines für einen günstigeren Preis. Also wieder ein paar hundert Meter die Strasse hochlaufen. Schliesslich finde ich dort das Hotel, das ich ursprünglich gesucht habe – allerdings auch geschlossen – und nebenan gleich das Hotel Sehrivan. Ich muss etwas verhandeln, dass ich ein günstiges Zimmer für 25 TL kriege und nicht eines mit allem drum und dran für 60 TL. Nur weiss ich nicht, wo ich denn Duschen soll… Das WC auf dem Gang habe ich nicht genau konsultiert. Hauptsache ein günstiges Bett und nicht mehr so rauchig wie das letzte Mal. Nur werde ich im Hotel nach meinem Pass gefragt. Wie meistens in den Hotels zeige ich einfach die ID (in der Türkei sollte die sowieso reichen). Erst jetzt merke ich, dass er meinen Pass als Hinterlegung behalte will und bin froh, nur die ID gegeben zu haben. Ich habe ja immer noch den Pass. Das nächste Mal, werde ich aber die ID auch nicht mehr abgeben wollen. Ich deponiere meinen Rucksack an der Reception und gehe meine noch nassen Unterhosen und Socken aufhängen. Endlich habe ich Zeit, zum Van richtig anzuschauen. Doch halt, ich muss noch zuerst den Brief abschicken. Wieder muss ich die Post suchen. Diesmal hilft mir ein Einheimischer.
Van ist berühmt für die Van-Katzen. Obwohl ich ja überhaupt nicht der Katzenfan bin, sage ich mir, dass ich die gesehen haben muss. Also suche ich mir einen Minibus der in diese Richtung fahren sollte. Auf dem Stadtplan liegt das Katzehaus (Kedievi) an de Strass nach Ercis. Also denke ich, dass dies der richtige Minibus sei. Doch weit gefehlt, erst als der Kassierer 10 TL für die Fahrt verlangt, realisiere ich, dass da etwas nicht stimmt. Also steige ich aus. Erst jetzt realisiere ich, dass Ercis 102 km entfernt liegt und die 10 TL natürlich bis Ercis gelten. Gut bin ich ausgestiegen. Ein Mann sieht mein Problem und hilft mir. Ich muss einen lokalen Minibus nehmen. Der hilfsbereite Mann sei Lehrer und unterichtet Türkisch. Zum Glück kann er einigermassen gut Englisch. Wir unterhalten uns etwas darüber, wie es ist, der Fremde zu sein. Er selber kommt nicht von Vhaus an und ist etwas erstaunt darüber, dass ich hierher komme. Er mag nämlich Van überhaupt nicht. Wenn man anderes ist, werde man hier immer komisch angeschaut. Er sei auch etwas anders – er möge keine Frauen! Ich bin baff und weiss nicht was sagen. Mir bleiben förmlich die Worte im Hals stecken. Ist er schwul? Dann sagt er “only joking”. Ich weiss nicht mehr was ich davon halten soll. Zum Glück sind wir beim Minibus zum “Kampüs” angelangt und er verabschiedet sich.
Die Fahrt mit dem Minibus dauert länger als ich erwartet habe. Beinahe endlos lang. Das liegt vorallem daran, dass die Distanzen auf meinem Stadtplan nicht massstäblich wiedergegeben sind. So werde ich etwas nervös, als ich realisiere, dass wir aus der (Innen-) Stadt herausfahren. Etwas ausserhalb der Stadt sehe ich ganze Siedlungen aus Containern. Diese dienen den Leuten, die durch das Erdbeben ihr Dach über dem Kopf verloren haben, als vorübergehende Behausung. Schliesslich gelangen wir auf dem Uni Campus an. Eine weitläufiger Platz mit viel Brachland, auf dem sich auch das Katzenhaus befindet. Das Katzenhaus besteht aus zwei Zwingern, jeweils einen für die Weibchen und einen für die Männchen. Kaum bin ich dort angelangt, brausen drei Minibusse und sowei ein paar Fahrzeuge der Polizei, wobei eines ein gepanzertes ist, heran. Aus den Minibussen steigen lauter Kinder, etwa im Kindergartenalter, mit ihren Betreuerinnen. Der Leier des Katzenhauses zeigt ihnen die Katzen, was die Kinder natürlich hoch erfreut. Als die Kinder und Polizisten wieder weg sind, frage ich den Leiter des Hauses, warum die Kinder zusammen mit der Polizei gekommen sind. Zuvor konnte mir niemand diese frage beantworten… Der Leiter antwortet mir, dass das nur ein gemeinsamer sozialer Event gewesn sein. Oder so… Und schliesslich muss ich mir natürlich die Katzen anschauen, im Besonderen deren Augen. Nicht alle Katzen haben verschiedenfarbige Augen. Die einen haben eher grün-braune Augen, andere blaue. Und dann gibt es natürlich noch die mit den verschiedenen farbigen Augen. Wobei mal das rechte, mal das Linke blau ist, während das andere dann grün-braun ist… Die ganze Sache mit den verschieden farbigen Augen erinnert mich auch an die blauen Augen der Menschen. Es ist erstaunlich, hier sieht man relativ viele Leute, die schwarze Haare haben und blaue Augen. Bei uns ist des eher selten anzutreffen. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass die rezessive Mutation, welche für die blauen Augen verantwortlich ist, ursprünglich irgendwo in dieser Region das erste mal aufgetreten sein muss.
Mit dem Minibus geh es wieder zurück ins Zentrum. Es ist scho erstaunlich, wie die Minibusse von ihren muslimischen Fahrern odmit dm er Besitzer dekoriert werden. teilweise ganz im orientalischen Stil. Im Zentrum kaufe ich mir ein paar Brötchen und etwas Backlawa. Kein Wunder grinst der Verkäufer, als ich mit der 20.- TL Note bezahle – es kostete nämlich nur 4.- TL… Aber ich hatte gerade nicht mehr soviel Münz und keine kleineren Noten mehr.
Im Zentrum ist die Präsenz der Polizei wirklich gross. Und wieder stehen sie da, mit MPs, Schutzwesten und teils mit gepanzerten Fahrzeugen. Es muss etwas daran liegen, dass die PKK wieder aktiver ist. Doch ich frage mich zum Teil, wie diese Polizisten ihre Waffen tragen. Patrouillenstellung ist ja ganz OK, aber muss der Finger an den Abzug? Das lernte ich meinen Rekruten in der ersten RS-Woche, dass der Finger “lang” zu sein habe und nur zum Schiessen an den Abzug gehört (In der CH-Armee Sicherheitsregel Nummer drei…). Kein Wunder beobachte ich diese Polizisten etwas zu genau, was diese mit einem strengen Blick quittieren.
Schliesslich fahre ich mit einem Minibus zum Van Kalesi, der Festung von Van. Diese liegt prominent auf einem grossen Hügel aus Kalkfelsen. Auf dem Weg nach oben, begegnen mir drei Männer, vermutlich arabischer Herkunft. Sie geben mir noch eine handvoll der gesalzenen Sonneblumenkerne, wie sie hier sehr beliebt sind. Das hätten sie besser nicht gemacht, den jetzt sitzte ich auf dem Felsen und versuche verzweifelt diese Dinger zu öffnen, um an den kleinen Kern zu gelangen. Bis zur Abenddämmerung…
Auf dem Rückweg zum Zentrum nimmt mich ein Autofahrer mit. Ganz wohl ist mir bei der Sache trotzdem nicht. Vielleicht hätte ich intensiver verneinen sollen. Aus Reflex ziehe ich mir den Sicherheitsgurten über die Schulter. Er schmunzelt bei meiner Aktion, denn er trägt keine Gurten. Naja, in den Bussen und Minibussen trage ich auch keine… Erst jetzt sehe ich, dass er eine Flasche Bier zwischen den Beinen hält. Wenn das nur gut geht. Es geht gut und er lässt mich dann bei einem Kreisel raus, bei dem er abbiegen muss. Ich folge der Strasse geradeaus und muss noch etwas 10 – 20 min laufen, bis ich im Hotel ankomme.
Im Hotel frage ich nochmals, wie das mit dem Duschen funktioniert. OK, ich muss zuerst schlafen, dann kann ich irgendwo Duschen gehen. Nur wüsste ich gerne jetzt schon, wo… Also muss zuerst einmal eine “Katzenwäsche” reichen, um den gröbsten Schweiss und Dreck los zu werden. Und dann die nächste Herausvorderung – ein gemeinsames “Scheissloch” auf dem Gang (OK, hat schon noch eine Tür…). Das geht ja noch, aber wo bitte ist das WC Papier? Es steht da nur ein kleiner Eimer mit einem Wasserhahn darüber. Also meinen Hintern nur mit dem Wasser und der blossen Hand zu Putzen geht also gar nicht. Ich kann auf vieles verzichten, aber so was mache ich dann auch nicht… Und ein Eimer für das Papier steht auch nicht da. Also wenn ich dann mal muss, nehme ich mein eigenes WC-Papier und spühle das dann einfach das Loch hinunter. Mir ist dann egal, was passiert… Schliesslich versuche ich noch ein paar Gedanken zu schreiben, doch der Kopf ist so schwer, dass ich ihn auf die Seite legen muss und für etwa 2 Stunden schlafe. Schliesslich schreibe ich noch ein paar Gedanken fertig und gehe richtig schlafen.
Tatvan – Van | Mit dem Feribot über den Van Gölü
Ich verwache früh. Zu früh. Es dämert erst. Im Morgengrauen erkenne ich silbern schimmern den Van Gölü (Van See). Gestern konnte ich nicht gut einschlafen und wirklich gut geschlafen habe ich dann diese Nacht auch nicht. Dies liegt wohl kaum am Hotel, sondern mehr daran, dass meine Gedanken noch überall herumschwirren. Zum Beispiel am meilenweiten Trip hierher. Oder was ich heute machen möchte. Also versuche ich es nochmals und lege mich aufs Ohr.
Schliesslich stehe ich doch auf und dusche. Wiedereinmal solch eine tolle Dusche, die ohne irgendeine Abtrennung im WC integriert ist. OK, wenigstens ist der Boden schief und das Wasser läuft in eine Ecke… Scheint typisch türkisch zu sein. Dann frühstücke ich und bereite mich auf den Tag vor. Um etwa 9 Uhr gehe ich zur Reception. Dort frage ich nach den Fähren. Nun, der Mann am Tisch versteht mein Englisch nicht ganz und auf Türkisch kann ich es nicht sagen. Also ruft er einen Kollegen an, mit dem ich mich auf Englisch verständigen kann. Ich habe schon gestern Nacht mit ihm telefoniert, weiss aber immer noch nicht, wer er ist… Er gibt mir zu verstehen, dass er kurz einen Cousin anrufe werde, der bei den Fähren arbeitet, ich solle doch ein paar Minuten warten. Es ist eben schon erstaunlich, hier hat jeder irgendwo einen Cousin oder einen besten Freund, der weiterhelfen kann. So etwas kennt man bei uns viel weniger. Wenig später telefoniere ich nochmals mit ihm. Er sagt, dass die Fähren keinen genauen Fahrplan hätten. Warum erstaunt mich das nicht mehr? Um etwa 11 – 12 Uhr werde die nächste Fähre ablegen. Ich solle doch um 10.30 Uhr beim Hafen sein. Das sei gut. Ich habe als noch ein paar Minuten Zeit, bevor ich das Hotel verlassen muss. Diese Fähre möchte ich auf keine Fall verpassen, denn gemäss Lonely Planet gibt es zwei Fähren pro Tag. Und die erste hat schon um 0800 getutet und abgelegt.
Um etwa 10.30 treffe ich im Hafen ein. Ich gehe auf die Leute zu und sie zeigen mir, dass ich einfach nach oben, vorne gehen soll. OK, für mich ist das zu einfach und ich weiss nicht ganz was ich machen soll. Also gehe ich mal nach oben und schaue da rum. Ich denke, dass ich doch noch ein Billett kaufen muss. In der Schweiz muss so etwas immer vor der Fahrt geschehen, doch hier ist niemand, der mir ein Ticket verkaufen möchte. Also stelle ich den Rucksack in die Passagierkabine (diese ist menschenleer…), gehe nochmals nach hinten und schaue mich etwas um.
Es ist Zeit zum Abfahren. Alles ist gerüstet, die Eisenbahnwagen schon lange in der Fähre verstaut und alles bereit. Um etwas 10:55 legen wir ab. Also etwas früher als erwartet – Gut bin ich etwas früher gekommen. Von einem Deck weiter oben winkt mir jemand, ich solle hoch kommen. Nun, ich weiss nicht recht. Ich möchte nicht einfach in ein fremdes Revier reintrampeln. Und ich weiss nicht mal genau, wer an Bord welche Aufgabe hat. Nach etwas zögern gehe ich trotzdem hoch. Später, nachdem wir uns etwas von Tatvan entfernt haben, gehe ich nach vorne. Jetzt stehe ich aussen neben der Führerkabine (wie heisst das beim Schiff schon wieder?) und schaue nach vorn. Wegen dem kühlen (Fahrt-) Wind schliesse ich meine Jacke. Nach einem Weilchen winken mich die Leute in die Führerkabine rein. Wer ist hier wer? Der kleinere, etwas rundliche Mann muss wohl der Kapitän sein. Hier trägt niemand imposante Uniformen, so ist es für mich nur ein Rätselraten, wer was macht… Der Kapitän verkauft mir dann auch ein Billett. Für 5.- TL (etwa 2.50 Fr.!) fahre ich in etwa 4 Stunden die ungefähr 90 Kilometer über den Van Gölü! Ginge es um die Zeit, hätte ich einen Bus genommen. Der braucht für den Umweg um die südliche Küste etwa 2.5 Stunden und kostet vielleicht 10 – 15 TL, also auch nicht ein Vermögen. Aber ich wollte das ja wegen dem Erlebnis machen. Ich dachte, unterwegs könne ich etwas schreiben – und jetzt stehe ich in der Führerkabine!
Irgendwann um Mittag verziehen sich die meisten. Bis dann jemand hoch kommt und den Steuermann ablöst. Dieser nimmt mich dann nach unten mit, führt mich an den sechs Eisenbahnwagen vorbei und weiter an einem Teil der Mannschaft, die gerade am Essen sind, vorbei. Schliesslich landen wir in einem kleinen Raum, in dem gerade die meisten gerade gespiesen haben und sich um den Fernseher versammeln. Dass hier (genauso wie in der Führerkabine) immer wieder mal etwas geraucht bin, muss ich (kaum mehr) erwähnen. Das scheint in der Tükei so üblich zu sein, genau so wie die Rauchende Jungs (Kinder?), und die Zigaretten-verkaufenden Knaben. Und dann bekomme ich die Gastfreundschaft hier zu spüren. Mir wird ein volles Mittagessen offeriert. Es gibt (Rind-?) Fleisch, das ähnlich wie Gulasch zusammen mit Paprika(?) und ein paar Kartoffeln lange gekocht wurde. Anders als beim Gulasch waren die Fleischstücke etwa faustgross, wenn nicht grösser, und die Sauce gleich mehr einer Bouillon. Dazu gibt es noch etwas Brot und Reis. Als Dessert kommt oben noch eine Banane drauf. Anschliessend wird richtiger çai (türkischer Tee, sprich “Tschai”) getrunken. Zuallererst spült man die Gläschen mit wenig heissem Wasser. Danach füllt man diese speziellen Teegläser bis zur Hälfte mit dem Teekonzentrat, welches im oberen Pfännchen des Teekochers zubereitet wird. Das Teegläschen wird dann mit heissem Wasser aus dem unteren Teil des Teekochers aufgefüllt und man gibt nach belieben Zucker dazu. Den letzten Schluck Tee lässt man im Gläschen und schüttet ihn aus – er enthält den Teesatz.
Nach dem Mittagessen, “zieht” mich ein Maschinist nach unten in den Maschinenraum. Hier verrichten zwei 6-zylindrige Motoren ihr Werk und verursachen einen ohrenbetäubenden Lärm. Ich muss mir teilweise die Ohren zu halten, so laut ist es. Wie halten das die Maschinisten hier aus? Da wird man ja über kurz oder lang taub. Ich mache noch ein paar Fotos. Die Leute posierten geradezu für ein Foto… Meine weitere Zeit verbringe ich mit Spaziergängen über Deck, in der Führerkabine und dann winkt mich der Kapitän noch ganz nach oben, aufs Dach der Führerkabine. Und langsam nähern wir uns Van.
Das Anlegemanöver ist das spannendste der ganzen Reise. Wie wird das Schiff hier in den Hafen, mit dem Heck zu den Geleisen, gelenkt? In der Führerkabine verrichten vor allem der Steuermann und einer, der die Maschinen befehlt, die Arbeit. Derjenige, der zuständig ist für die Maschinen schaut aus dem Fenster raus und befehlt die Maschinen mit diesen “Kommuikationshebel”, die unter Deck den Befehl anzeigen. Weiter sagt er dem Steuermann, was Sache ist und was zu tun ist. Der Steuermann quittiert jeweils die Befehle. So stelle ich mir es auf jeden Fall vor. Denn es wird Türkisch gesprochen und nicht wie auf internationalen Gewässern Englisch oder in der mir bekannten Segelsprache mit “steuerbord”, “backbord”, “ree” und so weiter… Zuerst wird das Schiff mit dem Bug voran an die Hafenmauer gesteuert und dort vertaut. Anschliessend geht es etwas (wenig) rückwärts. Gleichzeitig wird die Fähre langsam längs an die Hafenmauer angelegt und schliesslich mit den Geleisen verbunden.
Es dauert ein ganzes Weilchen (halbe Stunden?), bis die Ladung mit den Eisenbahnwagen gelöscht wird. Die anwesenden Leute können es nur schlecht verstehen, dass ich bei dem Manöver dabei sein möchte und hier warte. Endlich fährt die 6-achsige Diesellok heran. Damit die Lok nicht auf die Fähre fahren muss (darf sie vielleicht auch nicht), wird ihr ein Flachwagen vorangestellt. So werden die grossen 4-achsigen Güterwagen aus der Fähre gezogen. Endlich fährt der Zug davon und auch ich mache mich von dannen.
Göreme – … – Tatvan (15. – 16. April 2012)
Und wiedereinmal stresse ich auf den Bus… Die 5 min sollten für die paar Hundert Meter reichen, doch man weiss hier nie… Und dann muss ich Göreme etwa 15 min auf den Bus warten. In der Zwischenzeit beginnt es leicht zu regnen und ich verziehe mich ins Büro der Busgesellschaft. Endlich geht die Fahrt los nach Kayseri, eine Stadt mit viel Industrie. Dort möchte ich den Bus nach Malatya nehmen. Um 1830 hätte ich eine Möglichkeit – doch was will ich mitten in der Nacht dort? Also nehme ich den Nachtbus, der um 0130 abfährt. Doch habe ich so noch ein ganzes Weilchen Zeit tot zu schlagen. Ich möchte gerne kurz an den Bahnhof, um den Fahrplan anzuschauen. Doch wo ist hier das Stadtzentrum und der Bahnhof? So gehe ich nur ins Schopping-Zentrum, das gleich nebenan liegt. Dort besuche ich ein “The North Face” Outlet-Laden. Ich sollte mal noch ein anderes Paarr Hosen haben, das etwas leichter als die Jeans ist und das schneller trocknet. Doch ich weiss nicht genau, was ich brauche und was ich will. Und so 60 – 70.- Fr zu zahlen und eine Hose rumschleppen, mit der ich nicht glück werde, ist auch nicht ideal. So lasse ich es bleiben. Vielleicht kaufe ich mir dann Hosen, wenn ich sie wirklich brauche – aber so wie ich es kenne, kann ich dann keine kaufen (oder zumindest keine Trekkinghosen)… Zurück bei der Busstation treffe ich auf einen Buschauffeur, der Deutsch spricht. Er arbeitete etwa für 15 Jahre in Deutschland. Schliesslich versuche ich in der Busstation noch etwas zu schlafen. Doch ich weiss nicht, wie ich mich positionieren soll und kalt habe ich auch. So döse und schlafe ich ein Weilchen. Endlich ist es 0130. Doch der Bus lässt mich noch etwas in der Kälte warten. Durch die Nacht fahre ich dann nach Malatya.
In Malatya realisiere ich, dass ich mit diesem Bus bis nach Van hätte fahren können. Doch dazu ist es jetzt zu spät. Als erstes möchte ich an den Bahnhof. Ich suche irgendwelche Informationen wie einen Stadtplan oder eine Touristeninformation. Weit gefehlt. Auch der Junge im Internetkafe kann mir nicht viel weiterhelfen. Er zeigt mir wenigstens die grobe Richtung und sagt etwas von Minibus. Auf die Taxifahrer möchte ich mich nicht verlassen. Denen kann ich irgendwie nicht trauen. Also laufe ich der Hauptstrasse entlang Richtung Zentrum und Bahnhof. Warum müssen die Busstationen immer so weit vom Zentrum entfernt sein? In der Schweiz ist üblicherweise der Bahnhof das Zentrum… Am Bahnhof versuche ich herauszufinden, wann der nächste Zug nach Tatvan fährt. Google-Translate hilft mir bei den Übersetzungen im Büro des Fahrdienstleiters (?) beim kommunizieren. Doch es gelingt mir ganz herauszufinden, wie die nächste Verbindung nach Van ist. Es fährt auf alle Fälle nicht jeden Tag ein Zug, sondern wöchentlich… Und ein Fahrplan ist nicht angeschlagen. Wie reisen den die Türken mit der Bahn? Wahrscheinlich gar nicht… Also entschliesse ich mich, mit dem Bus weiter zu reisen. Wieder der ganze Weg zurücklaufen. Wie das mit den Minibussen funktioniert weiss ich noch nicht. Ich möchte noch während des Tages weiterreisen. Denn was soll ich machen, wenn es hier gerade so stark regnet? Leider scheinen die Busse alle über Nacht zu fahren. Das möchte ich nicht. Schliesslich entscheide ich mich für einen kleinen Minibus, der um 11 nach Diyarbakir fahren soll. Ich gehe zur Toilette, habe Stress wie immer, und bin etwa 2 Minuten vor 11 beim Busperron. Dort warte ich und warte ich… Hab ich den Bus verpasst oder ist er so fest verspätet? Ich weiss es nicht. Schliesslich kommt um etwa 1140 ein Bus, in den ich einsteige. Allerdings muss ich dann einen anderen Sitzplatz nehmen, als auf meinem Ticket angegeben ist. Ich weiss es immer noch nicht, was genau los ist… Hauptsache ich kann mit fahren.
In Diyarbakir überlege ich mir einen Halt einzulegen. Das würde ich eigentlich gerne auch. Doch der Minibus lädt die Passagiere bei einem Büro der Gesellschaft aus. Keine Ahnung wo ich bin. Mit zwei Girls fahre ich dann noch weiter bis zur Busstation. Leider ist die Busstation sehr weit vom Zentrum entfernt und ich habe keine Ahnung wo ich genau bin. Als sie mich fragen, wo ich den hin will, antworte ich darum “Tatvan”. Vielleicht sollte ich da doch einen Halt einlegen, denn die Stadt scheint mir sehr spannend zu sein. Doch vielleicht ist es besser, wenn ich immer wiedermal grosse Distanzen zurücklege und dann an den Orten etwas länger bleibe. So nehme ich den nächsten Bus nach Tatvan, den mir die Girls buchen helfen. Es ist auch hier in Diyarbakir regnerisch. Doch als wir den Ort verlassen, sehe ich einen wunderschönen Regenbogen. Das verspricht Hoffnung. Doch bald beginnt es einzudunkeln. Wann werden in Tatvan ankommen? Die Unterkunftssuche könnte schwierig sein, denn es wird wahrscheinlich nach 2300 sein.So frage ich den Busbegleiter und Fahrer, ob sie das Hotel anrufen könne. Sie rufen für mich an und ich kann dann das Zimmer reservieren. Zum Glück. Endlich kommen wir etwa um halb 12, mitten in der Nacht in Tatvan an. Der Bus hält gerade in der Hauptstrasse für mich an und der Begleiter zeigt mir noch kurz das Hotel, welches in einer Parallelstrasse liegt. Müde beziehe ich dann Quartier im Hotel im russischen Stil.
Göreme zum Letzten (15. April 2012)
Heute will/muss ich mich entscheiden, wie ich weiterreisen möchte. Nach dem Morgenessen im Hostel setze ich mich etwas hin und studiere Karten und Reisführer. Einfach ist es nicht, es gibt zu viele Optionen und reizvoll Städte. Mit der Fähre über den Van See wäre schon sehr reizvoll und würde ich gerne machen. Schliesslich entscheide ich mich, mal Richtung Malatya zu reisen, von wo aus ich gerne die Eisenbahn nehmen würde. Also geh ich mal zu den verschiedenen Busbüro und erkundig mich nach den Varianten. Vom einen Büro zum nächsten… Ich entscheide mich schliesslich, am späteren Nachmittag von Görem nach Kaisery zu fahren. Also habe ich noch etwas Zeit, mich hier in Göreme zu verweilen und durch die nahen Täler zu wandern.
Zuerst besuche ich das “Little Love Valley”. Am Eingang des Tales hat es ein paar Pferde und ein Esel. Ich glaube der Esel wäre am Liebsten mit mir mitgekommen, nachdem er von mir etwas Zuwendung und ein paar Streicheleinheiten bekommen hat. Nach dem “Little Love Valley” wende ich mich den ausgehölten Felsen zu, die ganz
in der Nähe des Museums sind. Vor diesen Felsen hat es noch zwei Pferde. Diese scheinen aber nicht gewillt zu sein, eine zum Fotografieren geeignete Pose einzunehmen… Trotzdem versuche ich mit viel Gedult ein, zwei Fotos zu machen. Nach den Felsen wandere ich zurück nach Göreme. Im Hostel bereite ich mich auf die weitere Reise vor. Und wie so häufig bei mir, wird es am Ende in der Zeit etwas gar knapp…
Touristentour durch Cappadocia (14. April 2012)
Um noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten in Cappadocia zu sehen, habe ich für diesen Tag eine Touristentour gebucht. Röbi und Leila sind heute auch dabei. Um etwa 09:30 werden wir direkt beim Hostel abgeholt. Dann müssen wir noch andere Gäste aufladen. Insgesamt zieht sich das so dahin, vor allem auch, weil die einen Gäste verspätet sind und wir auf sie warten müssen… Unsere Tourleiterin heisst Döne und ist eine junge, hübsche Türkin. Kein Wunder freue ich mich darüber… Als erstes besuchen wir einen Aussichtspunkt, von wo aus man Göreme schön überblicken kann. Dann geht es zu einem Kloster, das in die Felsen gehauen wurde. Wie die anderen Felsenstädte rund um Göreme. Hier gibt es viele Gänge, Räume, Kämmerchen und Treppen, die man durchsuchen kann. Ein schönes Tummelfeld für mich. Nur sind die Treppen zum Teil massiv ausgetreten, weswegen man beim Entdecken gut aufpassen muss.
Als nächstes besuchen wir ein Tal, durch das sich ein Fluss schlingelt. Insgesamt machen wir einen Spatziergang von etwa 1 – 1.5 Stunden. Zwischendurch plaudere ich immer wieder mal gerne mit Döne, der Tourleiterin. Weil mir das allgemeine Marschtempo nicht gerade hoch erscheint, leiste ich mir zusammen mit anderen zwei kleine Abstecher den Berg hoch zu zwei Kirchen.
Am Ende des Tales kriegen wir ein Mittagessen. Ich finde die Portion recht klein. Und etwas unhöflich finde ich, dass der Salat und Hauptgang hingestellt werden, noch ehe ich die Suppe ausgelöffelt habe. Ich weiss ja auch nicht, warum die solch ein Stress machen…
Nach dem Essen besuchen wir die Untergrundstadt (D….). Diese Stadt wurde unterirdisch in den Fels getrieben – 14 Stockwerke tief! Das sind 85 m tief. Davon können wir 8 besuchen. Die Stadt wurde für Notfälle gebaut, wurde also nicht ständig bewohnt. Die hätten wahrscheinlich auch über kurz oder lang den Bunkerkoller bekommen. Für mich ist es das absolute Highlight der Tour.
Zum Schluss besuchen wir noch einen “Schmuckverkaufsladen”. Zuerst zeigten sie uns, wie man aus Stein Eier dreht und dann boten sie uns verschieden Schmuch und Meerschaumpfeifen feil. Nur hatten sie bei mir geringen (keinen) Erfolg. Höchstens ein Armkettelchen aus Silber, aber wozu? Und 90 € (oder waren es doch 90 Lira?) sind doch etwas viel. Aber wahrscheinlich gehört das einfach zu einem richtigen Türkeiurlaub mit Touristenführung… Bevor es schliesslich nach “Hause” ging, Überblicken wir das Pigeon Vallay. Hier wurden früher Tauben gezüchtet. Sie lieferten Eier und Fleisch (?) an die früheren Bewohner der Felsenstädte.
Am Abend hätte ich gerne noch etwas mit Döne abgemacht, doch sie will einfach nicht :-( So entschliesse ich 4seohunt.com/www/rolfsuter.ch mich, mit Röbi und Leila z’Nacht essen zu gehen. Es ist etwas mühsam, wenn man an diesem Touristenort nicht ohne weiteres etwa gleichalterige Gäste findet. Ich weiss auch nicht, wo ich andere Gäste hätte suchen sollen. Alleine in irgendeine Bar sitzen ist (noch) nicht mein Ding…
Entdeckungstour rund um Göreme (13. April 2012)
Dank meinem Götti und den Ratschlägen von anderen Reisenden bin ich also hier in Göreme gelandet. Heute möchte ich die nähere Umgebung erkunden. Doch wie so oft, “verzettele” ich mich am Morgen etwas, denn beim Frühstück treffe ich auf zwei Schweizer, Röbi und seine Tochter Leila (13 Jahre…). Es ist schön, wenn man sich mit jemanden in seiner Muttersprache austauschen kann. Um 10 Uhr habe ich dann auch endlich ein Bike gemietet. Naja, High-Tech ist etwas anderes. Immerhin funktioniert die Schaltung und das “Getriebe” gut. Der Sattel, ein für die Ergonomie sehr wichtiges Bauteil, ist bei diesem Bike allerdings nicht gerade der Beste/Bequemste… Und wie es um den Motor steht, kann ich im Moment noch nicht beurteilen.
Göreme liegt in einem Tal. Darum führt meine Route zuerst am Open-Air Museum vorbei auf den Berg. Nach einem kurzen Rast um die Aussicht zu geniessen, schliesse ich mich einem vorbeifahrenden Päärchen aus Italien an. Gemeinsam biken wir dann durch das Rose Valley nach unten. Die Steinformationen sind herrlich. Immer wieder hat es in die Berge gehauene rechteckige Löcher, die von früheren Behausungen in den Felsen zeugen. Unten am Eingang des Tals angelangt, trennen wir uns wieder und ich gehe meinen eigenen Weg.
Am Eingang des Red Valleys hat es riesige Felsen, die Fenster und Türen haben. Offensichtlich wurden die mal bewohnt. Ich kann es nicht lassen und muss in den einen Felsen klettern. Zuerst muss ich über einen Absatz von etwa 1.5 – 2 m klettern. Dann bin ich in einem einfachen quaderförmigen Raum. Doch wie gelangten die Bewohner weiter nach oben? In der einen oberen Ecke sehe ich ein quadratisches Loch, das wie ein Kamin nach oben führt. Das muss wohl der Weg nach oben sein. Ich kann meiner Versuchung erneut nicht widerstehen und versuche nach oben zu gelangen. Der Einstieg nach oben ist das Schwierigste, anschliessend hat es in die Wände gehauene Löcher, die man fast wie eine Leiter benutzen kann. Etwas Ahnung im Klettern ist allerdings hier schon von Vorteil… Die zu überwindende Differenz zwischen denn beiden Stockwerken muss wohl 5 – 6 m sein. Jaja, es wäre besser, wenn man das nicht alleine machen würde… Schliesslich gelange ich oben an und stehe in einem kleinen Raum mit kleinen Fenstern. In den Wänden sind kleine Nischen eingelassen. Und schliesslich den ganzen Weg nach unten…
Der weitere Weg ins Red Valley führt wieder an wunderschönen Felsen vorbei. Unterwegs begegne ich einer Schildkröte. Diese scheint meine Gegenwart allerdings nicht so zu schätzen und beginnt den Kopf einzuziehen… Ich lasse sie in Ruhe und kämpfe mich vor in den hintersten Winkel das Tals. Dort bemerke ich dann das Übel – ein flache Hinterreifen. Mitten im Nowhere… Was nun? Hierhin kommt mich niemand abholen oder das Bike reparieren. Den Rückweg durchs Tal möchte ich nicht machen. Also schiebe und trage ich das Bike den sowieso nicht fahrbaren Trampelpfad nach oben auf den Berg. Ich solle doch den Vermieter anrufen, seine Nummer habe ich ja. Doch mit meinem Händy ist es sehr teuer. Dann kann ich nicht mal genau beschreiben, wo ich bin, denn die Karten, die ich habe sind einfache Skizzen… Ich habe Hunger und Durst. Also verspeise ich zuerst einmal meinen Lunch, dann kann man wieder überlegen und weiter denken. Weiter unten sehe ich ein paar Touristen. Diese werden mir mit grosser Sicherheit nicht weiterhelfen können. Aber es ist gut zu wissen, dass man nicht alleine in der Pampas steckt. Schliesslich schiebe ich das Bike auf der anderen Seite des Berges Richtung Tal. Keine 200 m gelaufen, entdecke ich eine in den Felsen gehauene Kirche. Und was noch besser ist, nebenan hat es eine kleine Höhle mit einem Souveniershop und einem Orangensaftverkäufer. Ich spreche den Einheimischen Geschäftetreiber an. Hier sind die Leute alle freundlich und die meisten sprechen Englisch. Sie leben ja vom Tourismus. Er ruft für mich den Vermieter meines Bikes an. Merci. Der Orangensaftverkäufer zeigt mir noch den Weg ins Tal. Nach etwa 20 Minuten Marsch mit Fotohalt bin ich unten und schon braust mein Bikevermieter mit dem Scooter an, der mir anschliessend das Bike repariert. So einfach war das also…
Weiter gehts nach Cavusin, wo eine Felsenstadt steht. Durch die Erosion ist wurde die eine Seite freigelegt, so dass man direkt in die Räume schauen kann. Wieder auf Entdeckungstour klettere ich die Felsen hoch in die Stadt. Oben klettern auch Kinder rum. Das ist immer ein Zeichen, dass es auch einen Weg dorthin gibt. Nach etwas Suchen finde ich den Aufstieg und kann die oberen Räume samt Kirche entdecken. Mit den Kindern ziehe ich dann noch etwas weiter nach Oben. In der Kirche folge ich dann einem andern Jungen (~12 Jahre). Dieser spricht ein paar Brocken Englisch. Allerdings zeigt er mir nichts, das ich nicht schon gesehen habe. Doch gibts einen einfacheren Weg nach unten… Unten angelangt macht er die hohle Hand. Ich gebe im zu verstehen, dass ich nichts zahlen werde. Er ist enttäuscht, macht einen Trotzkopf und ruft mir unschöne Wörter nach. Ich zahle doch nicht jemandem irgendetwas, wenn ich gar nicht danach gefragt habe. Zudem habe ich nichts neues gesehen. Und Geld einem Kind geben ist sowieso nicht das Beste. Ich besinne mich, das ich noch etwas (türkische) Schokolade im Rucksack habe und laufe zurück. Mit dieser gibt er sich dann zu frieden.
Für den letzten Teil meiner Tour fahre ich durch das Love Valley. Wenn man diese etwas obszönen Gesteinsformationen anschaut, weiss man, warum das Love Valley so heisst ;-) Natürlich muss ich die schönste Form suchen um ein paar Fotos für schiessen. Marketingfrizzen von Pfizer und Kondomherstellern könnten ihre wahre Freude habe…
Am Abend gelange ich müde und etwas verschwitzt im Hostel an. Leider sind noch immer nicht mehr Gäste im Hostel und ich bin allein im 12er Schlag. Schliesslich spreche ich mit Ali, dem Besitzer über Gott und die Welt. Ich erfahre viel von seiner Lebensgeschichte. Er lädt mich auch noch ein, zusammen mit ihm hier im Hostel etwas zu essen. Nach einer warmen Dusche im nebenangelegen Häuschen verkrieche ich mich ins Bett.
Ankara und ab nach Göreme (12. April 2012)
Heute bin ich früh wach. Nach dem Morgenessen, versuche ich noch einmal, ins Internet zu kommen. Doch das streikt. Shit. Und ich sollte doch noch ein Hostel buchen. Naja, ich kann es nicht ändern. Hoffentlich kann ich es später noch buchen.
Auf meiner Entdeckunstour suche ich die Festung von Ankera. Zuerst geht es durch die “Altstadt”. Doch diese besteht lediglich aus kleinen, alten Häusern, welche zum teil zerfallen sind. Andre sind abgebrannt… Ich frage mich, ob denn niemand Interesse daran hat, diese Häuser zu pflegen, erneuern oder die Fläche neu zu überbauen. Offensichtlich ist es ökonomisch günstiger, draussen vor der Stadt neue Wolkenkratzer aufzustellen, statt die Altstadt zu erneuern. Schliesslich gelange ich zur Festung. Es hat nur gerade eine handvoll Leute dort. Ich geniesse die städtische “Ruhe” zu oberst auf den Mauern. Es ist erstaunlich, wie weit man die Sirenen der Polizeiautos hört. Das Wetter macht auch wieder mit. Es hat nur ein paar Wolken, ein bisschen ein “Gschlirrg” und einen kräftigen Wind.
Auf dem Rückweg von der Festung versuchen mir ein paar alte Frauen Souveniers und selbstgehäkelte Taschen anzudrehen. Ich wollte doch nur eine Foto machen… Bei solchen Sachen sollte ich vielleicht einfach vorbeilaufen, wenn ich nichts kaufen will. Dann erwische ich den “offiziellen” Weg, der von der Stadt hoch zur Festung führt. Hier hat es überall hübsche kleine Läden und Cafés. Wohl wegen den Touristen… Weiter hat es noch ein paar Basare. Der Rückweg zieht sich – und meine Blase füllt sich…
Im Hostel funktioniert das Internet wieder. Aber ein Hostel kann ich nicht buchen :-( Ich kann es kaum glauben, dass alle Hostels ausser zwei Hotels in Göreme komplett ausgebucht sind. Oder sagen wir es so, hoffentlich ist es nicht so ;-) Ich mache ein paar Screenshots, von der Karte, damit ich wenigstens weiss, wo die Hostels sind. Dann schauen wir weiter… Also los gehts mit der Metro zum Bushof. Dieser sieht übrigens aus wie ein Flughafen, nur dass hier kein Airbus, sondern Busse parken. Beim Einsteigen sagt der “Bus-Attendant”, dass ich in Nevsehir den Bus wechseln muss. Das schnall ich nicht ganz, steht doch auf dem grossen Bus auch “Göreme”. Zudem sagten die Leute beim Schalter, dass es eine Non-Stopp Verbingung sei… Also mal abwarten und Tee trinken (im Bus). Wird schon schief gehen ;-)
Die Fahrt führt zunächst über hügeliges Gelände Richtung Südosten. Auf den Hügeln wachsen nur Büsche und die Vegetation ist hauptsächlich Braun, wenn nicht Gelb. Weiter im Süden beginnen auf den Feldern die Pflänzchen zu spriessen. Schliesslich ein grosser, flacher (Salz-?) See, der östlich und westlich eingesäumt ist von flachen Bergen/Hügeln. Im Süden hat es einen grossen, schneebedeckten Berg. Ich denke es ist ein Vulkan, der Form nach.
Ach ja, und die ganze Zeit sitzt ein Koreaner neben mir, mit dem man praktisch kein Wort wechseln kann… Auch er will nach Göreme, doch kann ich nicht herausfinden, welches Hostel/Hotel er gebucht hat. Verdammt, diese Asiaten sind nicht wirklich gute Kommunikationspartner.
Tatsächlich muss ich in Nevsehir den Bus wechseln – es steigen alle aus dem grossen Car aus. Mit dem Minibus geht es dann nach Göreme. Dort verwirren mich noch ein paar Junge Türken, als ich zunächst sitzen bleiben will, dann doch aufstehen und sie dazu so etwas wie “No” sagen… Trotzdem steigen ich aus. Die richtige Entscheidung.
Ich bin geradezu schockiert, wie die Leute hier auf den Tourismus eingestellt sind und wie sie einem helfen. Ich dachte ich müsse hier mitten in der Nacht (es ist etwas 8 Uhr abends) auf Hostelsuche gehen und die Hostels hätten vielleicht keine besetzte Reception etc… Aber nein, ich werde von einem hilfsbereiten Mann abgefangen, der mich ins “Accomodation Office” verweist. Dort rufen sie ein Hostel an, ich frage ob es noch Platz hat und schliesslich holen sie mich mit dem Auto ab! Verdammt, diese paar Hundert Meter hätte ich auch laufen können/wollen. Aber so verirre ich mich wenigstens nicht ;-) Nach dem Tee die nächste Überraschung, der Schlafraum. Dass es ein “Cave”, also ein in die Felsen gehauenes Zimmer sein wird, habe ich erwartet. Aber definitiv nicht, dass ich alleine im 12er Schlag bin!!! Über das Wochenende (morgen Freitag und Samstag) würden aber mehr Gäste kommen.
Der Tourismus zeigt sich auch in den Restaurants. Allerdings hat es um diese Zeit nur sehr wenige Touristen hier. Einen Kebapstand finde ich nicht. Die Preise sind hier höher als in Istanbul (trotzdem noch günstig). Aber verdammt nochmals, warum sind die Portionen immer so klein? Ich muss alle drei Brötchen essen, damit ich meinen Hunger stillen kann. Müde ziehe ich mich dann in die Höhle zurück und schlafen ein.
Istanbul – Ankara (11. April 2012)
Früh muss ich aufstehen, dass es mir auf den Bus reicht. Schon um 0650 verlasse ich das Hostel um zum Bushof zu gelange. Zuerst 10 min laufen, dann Tram, dann Metro, und dann fragen, wo die Busse stehen… Etwa um 0800 fährt der Bus ab und ich mache mir es bequem. Jedenfalls versuche ich das, doch der Fahrer fährt wie ein Henker. Rechts überholen und so weiter – mit dem Car… Eine halbe Stunde später muss ich auf einen anderen Bus umsteigen. Völlig überrascht ergreife ich alle meine Sachen und steige in den anderen Car um.
Die weitere Fahrt ist um einiges angenehmer. Schon bald werden uns Tee und ein kleines Sandwich offeriert. Ich habe wiedereinmal viel zu viel Essen dabei… Auf der anderen Gangseite sitzen zwei Engländer (Georg und Paul). Sie sind auf der Fahrt nach Zentralasien. Ja das wäre auch schön… In Ankara werden sie den Zug Richtung Erzerum nehme und dann nach Georgien und dann Baku reisen, von wo aus sie das Flugzeug nehmen wollen. Eigentlich auf genau diesem Weg wollte ich nach Baku gelangen. Jetzt werde ich wahrscheinlich noch ein paar Tage mehr in der Türkey verbringen. Wenn das Wetter mitmacht. Momentan solle es im Osten der Türkei schneien… Mal schauen, wie es da aussieht.
An Landschaften habe ich so fast alles gesehen, was es gibt. Zuerst Industrien, so weit das Auge reicht, dann wird es eher frühlingshaft grün, mit violetten Blümchen am Strassenrand, grüne Bäume, dann die Berge hoch wo es zum Teil noch kleine Schneefelder hat, dann trockenes Gelände mit immer weniger Bäume und Hochebenen und am Ende in Ankara, Wolkenkratzer…
Die beiden Engländer sagten mir, es lohne sich nicht, in Ankara Zeit zu verlieren. Nur Wolkenkratzer und eine langweilige Stadt. Nun, das muss ich doch selber beurteilen und bleibe darum für ein Nacht hier. Ich habe es ja nicht eilig. Und auch “langweilige Sachen” zu sehen bringt Erfahrungen. In Ankara kaufe ich mir zuerst ein Busticket für Morgen nach Göreme. Zum Glück zeigt mir jemand auf dem iPhone, wo das Hostel ist und übertrage es auf meine Touristenkarte. Es steht mir ein langer Marsch in die Stadt bevor. Etwa 6 Kilometer. Es gäbe da auch die Metro, aber ich möchte etwas die Stadt sehen. Morgen werde ich für die Rückfahrt sicher die Metro nehmen. Irgendwie stimmt es, die Stadt ist recht langweilig. Ein grosses Staatsgebäude (Palast???) sehe ich im Vorbeigehen. In der Innenstadt folge ich der grossen Hauptstrasse, unter der auch die Metro verläuft. Könnte irgendeine wichtige Strasse in einer grösseren Stadt sein. Irgendwie vermisse ich ein historisches Zentrum. Mal nachschauen, ob ich die Altstadt noch finde… Es prasselt ein Regenschauer über die Stadt ein. Dieser hat zur Folge, dass sich überall auf den Strassen kleine Bäche bilden. Die Kanalisation kommt kaum mehr nach mit schlucken. Und stellenweise cruisen die Autos wie Schiffe durch die Fluten. Ohne grosse Suchen finde ich schliesslich das Hostel Han.
Ich habe Glück, obwohl das Hostel ausgebucht sei, kann ich eine Nacht da schlafen. Jemand anderes verlasse das Hostel um etwa 6 Uhr und ich kann danach in das Zimmer. In der Zischenzeit vertreibe ich die Zeit mit diesem Tagebuch und versuche mit den Hostelleuten zu reden. Die meisten sprechen nur türkisch… Auch das hübsche Girl, das mir einen Tee bringt. Am besten kann ich mich mit dem Receptionisten unterhalten. Dieser stammt aus dem Iran. Je mehr ich in den Osten gehen, desto mehr treffe ich nette Leute aus dem Iran. Und alle sagen das gleiche – die Leute im Iran sind freundlich und das Land eigentlich “gut”. Nur haben sie eben diese Regierung…
Ich esse im Hostel günstig ein feines Essen. Ich entscheide mich diesen Abend im Hostel zu bleiben. So habe ich Zeit für mich und in der Stadt kenne ich sowieso niemanden. So kann ich wenigstens mit einigen Hostelgästen und “Personal” reden, sofern das mit der sprachlichen Hürde möglich ist…
Regenwetter in Istanbul x2 (10. April 2012)
Noch immer ist es regnerisch und kalt. Nicht gerade freundlich. Das soll der Warme Orient sein? Bei etwas 10 °C??? Trotzdem treibt es mich nach draussen – ich muss was unternehmen und kann nicht einfach im (rauchigen) Hostel rumsitzen. Ich muss wohl mein Fleece anziehen. Ich bereite mich vor und möchte mein Z’morge essen. Da sind noch die beiden Amerikanerinnen, die Hagia Sophia besuchen möchten. Genau das will ich auch. Also schliesse ich mich ihnen an. So fällt das Warten im Regen an der Schlange auch nicht so schwer. In der Hagia Sophia fallen mir vor allem die vielen Touristen auf ;-) und die riesengrossen Holzscheiben, welche mit goldenen, arabischen Inschriften versehen sind. Dann hat es noch wunderschöne Mosaikbilder auf der Gallerie. Weil ich es verpasse, dort oben einen Blick auf die Blaue Moschee zu erhaschen, muss ich später nochmals nach oben. Die beiden Girls möchten dann die Zisterne besuchen, die ich schon gestern gesehen habe. Also gehe ich alleine nochmals auf die Galerie, um aus dem besagten Fenster zu schauen.
Ich habe von einem Museum gelesen, das zeigt, wie Münzen gemacht wurden. Münzstätte oder so… Doch ich laufe hin und her und suche etwa eine Stunde lang und kann es doch nicht finden… Dann komme ich in die Nähe, doch weil der Topkapi Palast geschlossen ist, kann ich nicht an zu der Stelle gelangen, wo ich das Museum vermute. Vielleicht ist es wie der Palast auch geschlossen? Ich gebe (ungern) auf.
Bei der Blauen Moschee ist gerade Gebetszeit, drum kann ich nicht rein. Weil ich Hunger habe, esse ich einen Kebap und gehe ins Restaurant, um nicht zu frieren… Einiges später gehe ich doch noch in die Blaue Moschee. Vor allem die blau verzierte Kuppeldecke gefällt mir. Nur stören da etwas die vielen Seile und Kabel, welche für die Kronleuchter runter hängen.
Ich mache noch ein paar Besorgungen, kaufe mir noch ein paar Filme (nachdem ich endlich mal die richtigen gefunden habe) und besorge mir das Busticket für Morgen. Zurück im Hostel packe ich meine Sachen zusammen und gehe in einem nahen Restaurant/Kebapstand etwas essen. Kaum setzte ich mich, kriege ich ein SMS von Fanny. Sie wird nicht wie angekündigt in die Region vom Taksimplatz kommen, sondern in der Nähe von ihrem Hostel bleiben. Also mache ich mich nach dem Essen auf, zurück zum Hostel und dann nach einem 15 min langen Verirrungsspatziergang ab aufs Tram in die Altstadt. Dort treffe ich dann auf Fanny. Wir gehen dann zusammen mit einem Griechen, den sie kennen gelernt hat und der in Istanbul wohnt etwas trinken. Naja, es ist nicht mehr das selbe, wie das letzte Mal. Irgendwann verabschieden wir uns an der Tramhaltestelle. Tschüss Fanny und hebs guet. Dann gehe ich zurück in Hostel zum Schlafen.