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My Journey to Eastern Europe, the Caucasus Region and the Caspian Sea

Baku (27. April – 3. Mai 2012)

Mit Baku habe ich eigentlich mein grosses Ziel meiner Reise erreicht. Ich wollte nach Osten reisen – an die Grenze von Europa zu Asien und zum Kaspischen Meer. Einfach in eine Region, die nicht gerade jeder kennt. Denn in welchem Bücherladen findet man Reiseführer zur Kaukasus Region? Es gibt nicht viele davon. Und wenn man einen findet, wo ist der Kaukasus eingeordnet? Bei Europa oder (Zentral-) Asien? Ein weiteres Ziel meiner Reise nach Baku ist die Ölindustrie. Ich möchte mal sehen, woher das Erdöl kommt, doch dazu später.
Mein allererster Eindruck der Stadt, wenn ich vom Bahnhof zur Altstadt laufe ist: Wow, wie sauber ist es hier denn. Ich habe das Gefühl, es sei hier sauberer als in den Städten der Schweiz. OK, ich habe vom Zug aus die Vororte gesehen und dort ist es nicht so… Aber hier in der Innenstadt könnte man vom Strassenboden essen, so sauber ist es. Für mich wirkt es beinahe steril.
Überall wird noch für den Eurovision Songkontest gebaut, geputzt, geschrubbt und auf Vordermann gebracht. Die ganze Stadt ist eine Baustelle. Man fragt sich, ob die das alles noch schaffen werden. Denn wie in diesen Ländern so üblich, arbeitet einer und fünf andere schauen zu… Die müssen ja selbstverständlich schauen, dass es richtig gemacht wird. Leider ist auch der Maiden Tower, eines der Wahrzeichen von Baku, mit einer Umhüllung versehen. Erst am Abend vor meiner Abreise haben sie den Vorhang entfernt. Ja, es sieht vieles toll und schön aus. Doch wenn man mal etwas genauer hinschaut, kommen ganz andere Sachen zu Tage. Wenn die Mauern aussehen, als seien sie aus Sandstein gebaut, dann ist es nur ihre Oberfläche. Denn hier werden diese aus Beton gemacht und anschliessend mit Sandsteinplatten verkleidet. Vielmals sind die Fugen dann auch liederlich ausgeführt und man fragt sich, wie lange das denn halten wird… Wenn die alten Häuserblocks saniert werden, dann ist es vor allem die Frontfassade, welche dann schön verziert wird. Wie es dann dahinter aussieht ist ja Nebensache, denn wer läuft schon darum? Man erinnere sich an die Wildwest Städte in Amerika… Auch bei Reparaturen und Restaurationen in der Altstadt wird normalerweise einfach mit Sandsteinplatten ausgebessert. Es wirkt hier vieles zwar schön, doch einfach ein bisschen oberflächlich. Etwas Fake…
Wenn man durch die Innenstadt von Baku läuft, dann sieht man meist nur Kleiderläden, Läden mit Taschen, Schuhen und Verkaufslokale für Händys (die häufig auch noch andere Elektronikartikel wie Fotoapparate anbieten). Meist sind die Preise sehr hoch. Markenartikel würde ich hier also nicht kaufen. Einen Supermarkt mit Essen habe ich in der Innenstadt nicht gefunden. Einzig am Boulvard gibt es einen. Und im Quartier mit den Regierungsgebäuden. Die Supermarkte führen vor allem Importprodukte. Derjenige im Regierungsquartier sieht aus wie ein deutscher Laden, nur dass die Preise drei mal so teuer sind. Scheinbar produziert Aserbaidschan keine eigenen Produkte und importiert vieles. Um Essen in der Altstadt zu kaufen, gehen denn auch die meisten Leute zu einem Minimarkt, der nur die nötigsten Sachen hat. Im Vergleich zu anderen nahen Ländern (Georgien und Türkei) kostet ein Coiffeurbesuch wohl auch mehr. Ganze 10 Mannat habe ich hingelegt, nur um meine Haare los zu werden. Auch wenn es sehr viele teure Kleiderläden gibt, atmungsaktive Outdoorbekleidung sucht man in Baku vergebens. So etwas kenne sie hier einfach nicht. Leider, denn ich hätte mir gerne noch eine leichte, schnelltrocknende Hose gekauft. Vielleicht in Georgien, Ukraine – oder gar nicht mehr…
Das Auto ist in Baku mehr als ein reines Transportmittel. Es ist ein wichtiges Statussymbol. So viele grossen Autos (SUV) wie hier in Baku habe ich noch nie gesehen. Dann sind diese SUV mit ihren Niederquerschnittsreifen nicht mal fürs Gelände geeignet… Auf der anderen Seite stehen die alten Ladas. “Normale” Autos findet man hier praktisch nicht. Komischerweise steht in der Stadt auch ab und zu ein Lada mit einem Platten an der Strasse – Parkprobleme scheinen die da nicht zu haben, oder etwa doch, bei so vielen Autos? Velos gibt es hier praktisch auch keine – die wenigen Bikes in der Einkaufsmeile sind wohl mehr ein Fungerät als ein Transportmittel. Denn wie mir Peter, der Radfahrer aus Deutschland, gesagt hat, sei das Radeln auf diesen Strassen absolut mühsam und gefährlich. Das glaube ich gerne, denn nur schon als Fussgänger die Strasse zu überqueren ist ein riskantes Unterfangen. Und erst recht wenn es sich um die Strasse zum Boulvard handelt – eine 6 spurige Strasse (3 Spuren pro Fahrtrichtung)! Und dann hört man immer wieder hier und dort ein Hupen… Am Samstag Abend ist auch die Hauptbeschäftigung der Einwohner Bakus, mit dem Auto zum Boulvard zu fahren. Dann parkiere man das Auto irgendwie an den Rand der Strasse, selbstverständlich auf der eigenlichen Fahrspur und gehe auf dem Boulvard flanieren. Kein Wunder ist da ein riesen (Verkehrs-) Chaos und die Hölle los…
Wenn man die sündhaft teuren Autos und Hotelpreise mit dem öffentlichen Verkehr vergleicht, dann ist dieser fast gratis. Für ein Busfahrt innerhalb der Stadt zahlt man nur gerade 20 Qepik – etwa 25 Rappen! Auch die Metro ist ähnlich günstig. Manchmal praktisch, manchmal mühsam ist, dass die Busfahrer auch irgendwo entlang der Linie zum Aussteigen und Einsteigen anhalten. Einen Billettautomaten sucht man hier vergeblich – bezahlt wird direkt beim Fahrer beim Aussteigen. Leider ist das Busnetz für den nicht Eingeweihten ein ewiges, grosses Rätsel, denn einen Linienplan gibt es nicht und hier den Überblick zu bewaren ist praktisch unmöglich. Zwar gibt es an den Bushaltestellen vereinzelt einfache Informationscomputer, doch zeigen diese nur die Namen der Haltestellen an, wo die Busse halten. Ohne Kenntnisse wo diese Haltestellen sind kommt man auch nicht weiter. Zusätzlich wird irgendwie eine Karte angezeigt, mit Shoppingmöglichkeiten und Hotels – doch was nützt mir das, wenn ich den richtigen Bus suche?
Etwas anderes ist mir auch aufgefallen. Während den ärmeren Leuten auf dem Land immer wieder mal Zähne fehlten, schlechte Mundhygiene haben und angefressene Zähne haben, sieht das Lächeln in Baku etwas anders aus. Vielmals blinzelt da ein Goldzahn hervor. Auch bei einer jüngeren Frau habe ich mal einen gesehen. Machen die Zähnarzte hier noch keine weissen Zähne aus anderen Materialien?
Baku ist eine teure Stadt und auch die Hotelpreise sind hoch. Erstaunlich ist aber vorallem, dass es fast keine günstigen Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Zum Glück habe ich die Möglichkeit im Caspian Hostel zu übernachten. Das reisst mir nicht ein Loch in meine Reisekasse und der Ort ist auch ganz angenehm. Vorallem der Kontakt mit der Familie, welche das Hostel führt freut mich – nicht zu letzt wegen der hübschen Mädchen ;-)

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Batumi – Tbilisi – Baku (25. – 27. April 2012)

Wiedereinmal nerve ich mich, dass das Internet/Wireless-LAN nicht stabil funktionert. Hätte ich es gar nicht, wäre es wohl viel entspannter… Der Z’Morge steht noch aus, weswegen ich nochmals ins gleiche Cafe wie gestern gehe. Hier scheint man mich offensichtlich schon zu kennen und weil ich ein ganzes Weilchen dort bleibe, offeriert man mir noch einen Expresso (oder doch Kaffee?). Nun, normalerweise trinke ich ja kein Kaffee, doch hier muss ich wohl. Er schmeckt dann eigentlich auch ganz gut und am Ende bleibt im Täschen eine Schicht Satz liegen. Aber deswegen werde ich wohl kaum eine Kaffeesucht entwickeln…
Den Rest des Tages verbringe ich mit etwas schreiben, nichts tun und Fotos schiessen. Dann suche ich mir einen Coiffeur und möchte mir die Haare schneiden lassen. Beim Ersten scheint lokal der Strom ausgefallen zu sein und die “Dompteuse” funktioniert daher nicht. Meinen Kopf gleich ganz rasieren möchte ich aber nicht, weswegen ich weiter ziehe. Der Coiffeur direkt neben dem Hotel scheint ausgebucht zu sein. Weil schon wieder Zeit zum Z’Nacht essen ist und ich mich mit verabredet habe, lasse ich das Haareschneiden sein. Wohl ein anderes Mal.
Zum Z’Nacht sind Esther, Markus und ich wieder im selben Restaurant, als wir bei unserer Ankunft waren. Nur hat es dieses mal viel mehr Leute. Zum georgischen Essen trinken wir literweise vom lokalen Wein…
Schon ist es Zeit, weiter zu ziehen. Draussen ist es mittlerweile dunkel geworden. Ich muss zum Bahnhof, denn in etwa einer Stunde fährt der Zug nach Tbilisi ab. Ich suche einen Minibus zum Bahnhof – und kann keinen finden, der an mir vorbei fährt. Ich laufe weiter Richtung Bahnhof – weiter und weiter. Noch immer kein Bus. Da stoppt ein Früchtehändler und nimmt mit. Über seine Hilfe bin ich wirklich froh, denn kaum kommen wir am Bahnhof an, fährt auch der Nachtzug ein. OK, es dauert noch ein ganzes Weilchen, bis er endlich losfährt. In meinem Abteil fährt auch eine Frau mit, welche bei Nestlé arbeitet. Mit ihr kann Rede ich noch viele Worte – vielleicht auch, weil meine Zunge vom georgischen Wein etwas gelöst ist… Ich lege mich dann auch mal aufs Ohr. Doch ich schlafe nicht so gut, vorallem weil es gegen Morgen immer heisser im Abteil wird und die Luft von der Heizung “furztrocken” ist.
Wir kommen in Tbilisi an. Doch der Bahnhof ist unerwartet weit von der Altstadt entfernt. So entwickelt sich der Marsch zum Hostel, das ich mir rausgesucht habe zum Siechenmarsch. Von der Nacht müde und vom Laufen verschwitzt komme ich dann im Old Town Hostel an. Ich bin froh, dass ich dort für ein kleines Entgelt eine Dusche geniessen kann und während dem Tag meinen Rucksack einstellen kann.
Von Tbilisi sehe ich nicht gerade viel. Zunächst muss ich in einem nahen Restaurant in der Altstadt etwas essen gehen – sonst leide ich unter Hunger… Dann laufe ich etwas durch die grosse Hauptstrasse. Diese könnte allerdings fast in jeder westlichen Stadt sein. Es hat hier regen Verkehr auf der Strasse und die Einkaufsläden sind nicht wirklich speziell. Mein Aufenthalt in Tbilisi ist von kurzer Dauer, denn schon am Nachmittag fährt mein nächster Zug nach Baku ab.
In der Metro frage ich eine Gruppe junger Girls (junge Leute können am ehesten Englisch), ob mir jemand mit einer Metro-Tax-Karte weiterhelfen kann, damit ich die Metro benutzen kann. Die meisten der Gruppe sind etwas irritiert. Doch eine hübsche Georgierin (gepunktes Kleid, schwarz mit weissen Punkten, im 50/60er Stil) hilft mir dann weiter. Nur schade, kann ich mich mit ihr nicht richtig verständigen. Ihr Georgisch (oder war es eine andere Sprache) hört sich so lustig an. Sie begleitet mich durch die U-Bahn bis zum Bahnhof.
Im Nachtzug nach Baku fährt in meinem Abteil eine Azerin (Fatima) mit, die zeitenweise in Moskau wohnte/lebt Ende der Fahrt erfahre ich, dass sie 20 ist… Dann ist noch ein Georgier (23 Jahre im Abteil). Der etwas ältere Georgier hat schliesslich in ein anderes Abteil gewechselt. Mit Fatima führe ich während der ganzen Fahrt nette Gespräche über Gott und die Welt, während der Georgier häufig vor dem Abteil weilt und nicht an unseren Gesprächen teilnimmt. Es scheint etwas an den lokalen Sitten zu liegen, meint Fatima… Die Grenzkontrolle zu Aserbaidschan ist dann relativ unkompliziert. Trotzdem dauert es eine halbe (oder war es doch eine ganze) Ewigkeit. Der azerische Passkontrolleur war recht freundlich und sagte auch, dass Baku eine schöne Stadt sei und er mich willkommen heisse. Während der Fahrt findet die Zugsbegleiterin auch etwas Gefallen an mir. Dass ich alleine verreise, in Länder, in denen ich nicht mal die Sprache kenne, imponiert ihr. Die Temperatur im Eisenbahnwagon ist siedend heiss und ich habe das Gefühl ich müsse verschmachten. Und weil das Fenster im Abteil arg verschmutzt ist, gibt es auch fast keine Bilder von der Fahrt… Während der Nacht kühlt es stark ab und am Morgen sind einige Leute etwas am frieren – für mich ist es gerade angenehm.
Nach einer langen Zugsfahrt kommen wir endlich in Baku an. Wie immer preisen Taxifahrer ihre Dienste an. Doch ich möchte zu Fuss gehen, denn so kriege ich einen besseren Eindruck der Stadt und zahle nicht überrissene Preise. Zu den Eindrücken über Baku schreibe ich aber ein anderes Mal. In der Altstadt von Baku muss ich aber ein Weilchen Suchen gehen, bis ich im engen Gässchen direkt links neben dem 5 Stern Hotel Meditian einen von Hand geschriebenen Wegweiser “Caspian Hostel” finde. Jetzt heisst es zuerst mal Duschen und von der langen Reise entspannen.

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Happy birthday :-) (24. April 2012)

Heute habe ich Geburi! Nach dem Duschen in einem anderen Zimmer im Hotel suche ich mir ein Lokal zum Z’Morge essen. Es ist wirklich nicht einfach hier. Ich vermisse ein Kaffee, bei dem man draussen die Sonne geniessen kann. Schliesslich wähle ich ein Lokal nach meinen üblichen Heuristiken aus: Sitzgelegenheit mit schöner Aussicht, Leute müssen da sein (je mehr desto besser) und die Auswahl des Essens sollte mir auch noch passen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass es in dem von mir gewählten Lokal relativ düster ist. Dafür habe ich eine hübsche Aussicht und die Bedienung ist auch sehr freundlich. Zum Essen wähle ich die Regionalspezialität, ein Khatchapuri. Das ist eine Art Wähe/Brot, das aussieht wie ein Schiffchen. In der Mitte ist das Khatchapuri mit Käse gefüllt in dem ein Mocken Butter und ein Ei schwimmen. Vor dem Essen mischt man die Füllung aus Käse, Butter und Ei. Dann reisst man (oder man schneidet mit Messer und Gabel) Stück für Stück Teile des Brots ab und taucht sie in der Füllung, bevor sie im Mund verschwinden…
Nach dem Z’morge möchte ich in den Botanischen Garten gehen. Dieser befindet sich noch weiter nördlich von Batumi entfernt als der Bahnhof, den ich gestern besucht habe. Die Reise dorthin gestaltet sich als reine Safari. Als erstes gehe ich dorthin, wo ich gestern den Minibus zum Bahnhof genommen habe. Ich versuche die Leute zu fragen, welchen Minibus ich nehmen soll. Schlussendlich setzten sie mich in einen Minibus, der wieder Richtung Zentrum der Stadt fährt. Dort soll ich auf den Minibus #21 umsteige. Dieser fährt mich aber nur zum Bahnhof. Nachher biegt er irgendwohin ab, fährt aber nicht zum Botanischen Garten. Beim Bäckerladen vis à vis des Bahnhofes kaufe ich mir zwei süsse Brötchen – gegen den Hunger und als moralische Unterstützung auf der Suche des Botanischen Gartens. Jetzt muss ich der Strasse entlang des Schwarzen Meers folgen. Zum Glück steht bei einer Abzweigung gerade noch eine junge Frau, die mir mit ein paar Brocken English den Weg zum Botanischen Garten erklärt. Ich laufe hier durch eine grüne Landschaft mit Wald und Villen/Häusern drin. Endlich komme ich beim Botanischen Garten an und realisiere, dass Minibus #31 dorthin fährt! Die Frage ist eigentlich nur noch, wo er abfährt…
Der Botanische Garten ist riesig. Ein richtiger Wald. Ab und zu kann man von hier aus einen Blick auf das Schwarze Meer werfen. Nebel zieht gerade vom Meer zum Land. Wenn einem die Sonne auf den Rücken brennt, ist es geradezu heiss. Kaum zieht eine Nebelschwade durch, wird es kühl und man sieht die Atemwolken. Im Park treffe ich wenige Leute – und wenn, dann sind es meist Pärchen. Nicht gerade toll, wenn manar alleine unterwegs ist. Und dann noch die Hochzeitsgesellschaft. Das Brautpaar muss im Park Fotos machen und Filmchen drehen, während die Gäste beim Eingang warten… Irgendwie machte das Paar keinen besonders glücklichen Eindruck. Und von den Gästen, die zum Teil in Autos warteten möchte ich es gar nicht erst wissen.
Ich laufe weiter und kämpfe mich teilweise durch den Jungle, bis mich das Dickicht zur Umkehr zwingt.
Im Transkaukasischen Waldteil treffe ich auf eine Gruppe Georgier. Diese winken mich zu ihnen und laden mich ein. Naiv und neugierig lasse ich mich darauf ein. Hier lerne ich die Tücken der georgischen Gastfreundschaft das erste Mal kennen – und auch diejenigen des georgischen Weins… Man trinkt ihn in rauen Mengen und mein Becher ist nie leer… Ich muss mich wehren und langsam trinken, damit das Ganze nicht ausartet… Eine Gruppe Polen gerät in die gleiche Falle wie ich. Auch sie müssen mittrinken – bis wir schliesslich gemeinsam die Flucht ergreifen.
Die Polen wollen leider schon am selben Abend mit den Nachtzug nach Tbilisi reisen. Ich habe das Ticket aber erst für Morgen. Eigentlich schade. Gemeinsam essen wir noch einen Z’Nacht beim Bahnhof. Dann reise ich zurück in die Innenstadt, wo ich im Irish Pub meinen Geburtstag ausklingen lasse.

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Batumi (23. April 2012)

Der Morgen bricht wieder einmal schneller an, als ich denke. Kein Wunder, wenn das Fenster in der Türe durch einen Vorhang verdeckt ist. Aus Rücksicht auf die Anderen, warte ich mit aufstehen. Ich habe Hunger und im Hotel gibts kein Frühstück. Also laufe ich durch Batumi und suche mir ein nettes Kaffee oder Restaurant, bei dem ich etwas essen könnte. Doch ich finde nichts ansprechendes. Schliesslich kaufe ich in einem Supermarkt etwas zu essen und setzte mich dann beim Hafen auf eine Mauer mit Meersicht. Gerade läuft eine grosse Fähre ein, beschriftet mit “UKRFERRY”. Wahrscheinlich kommt die aus der Ukraine. Solch eine Fähre werde ich wahrscheinlich später auf meiner Reise auch mal nehmen – wenn sich nicht meine Pläne ändern…
Ich gehe zurück zum Hotel, denn Esther und Markus möchten das Zimmer wechseln und ich möchte mich über die neue Situation erkundigen. Ich kriege ein einzelnes Bett das in einem Zimmerchen unter der Treppe versteckt ist. Hauptsache ich habe ein Bett und kann irgendwo das WC und die Dusche benutzen. Etwas günstigeres (20 Lari) werde ich in dieser Stadt sowieso nicht finden. Hier bleibe ich noch für 2 Nächte.
Am Nachmittag möchte ich das Zugsbillett für die Weiterreise kaufen. Doch wo finde ich den Bus oder Minibus zum Bahnhof, der etwa 5 Kilometer vom Zentrum entfernt ist? Zuerst versuche ich es mit dem Bus Nummer 1. Doch irgendwie fährt dieser Bus in ein grünes Quartier mit kleinen Häuschen. Dank dem subtropischen Klima wachsen hier allerhand Pflanzen, so auch Palmen. Als ich realisiere, dass der Bus wieder zurück fährt, steige ich aus. Das kann also nicht der richtige Bus sein. Im Reiseführer steht etwas von Minibus Nummer 20. Also warte ich auf den und versuche es nochmals. Tatsächlich gelange ich zum Bahnhof, wo ich meine Tickets für die Weiterreise nach Baku kaufen kann.
Mit Markus und Esther gehe ich am abends Kinkali (oder wie man das schreibt…) essen. Das sind eine Art Teigtasche, fast wie grosse Ravioli (ohne Sauce). Typischerweise ist man die von Hand. Anschliessend suchen wir noch eine Bar oder sonst ein ansprechendes Lokal. Naja, das “Facebook Cafe” taugt als notdürftige Alternative. Um Mitternacht stossen wir dann auf meinen x.ten Geburi an.

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Kars – Batumi (22. April 2012)

Am Morgen früh schreibe ich ein bisschen an meinem Tagebuch – und verliere wieder einmal einige Textpassagen. Das nervt mich unglaublich. Beim Frühstücken habe ich wie immer einen Stress, wenn ich weiterreisen will. Und da ist dieser alte Kellner / Mann der Reception, der mir nochmals heissen Tee nachschüttet. Er ist zwar einen liebenswerter und lustiger Kerl, der es nur gut mit einem meint, doch manchmal nervt es dann schon, wenn machen muss, was andere wollen… Zum Glück habe ich ihn vorher nach Wasser gefragt, so dass ich jetzt meinen Tee etwas “strecken” kann. Dann schnell packen – ich habe um 0840 mit Markus und Esther an der Reception abgemacht. Wir wissen nicht genau, wann der kleine Bus Richtung Hopa an der Schwarzmeerküste fahren soll. Zuerst hat der Driver von gestern (nach Ani) gesagt um 0930, doch dann hat er gemeint, vielleicht auch um 0900. Was jetzt? Also laufen wir zügig zur Busstation. Tatsächlich warten wir dann doch bis 0930, bis der kleine Bus abfährt.
Die Fahrt führt zunächst durch das Hochland von Nord-Ost Anatolien. Eine weite Landschaft mit flachen Hügeln. Wir kommen an einem See vorbei. Auf diesem befindet sich noch immer eine Eisschicht! Die Bauern pfügen ihre Äcker – nicht weit davon entfernt sieht man noch Schneefelder. Wir sind auf etwas 2300 m. Auf den weiten Feldern sieht man die Kühe frei rumlaufen – sie überqueren auch ab und zu die Strasse und veranlassen unseren Fahrer etwas abzubremsen. Auch freie (?) Pferde sieht man hier. Wem gehören die wohl? Wie findet man sein Pferd wieder, wenn man es sucht?
Während der ganzen Fahrt schreibe ich an meinem Tagebuch. Ich muss ja wieder aufschreiben, was ich am Morgen verloren habe. In Göle spreche ich das Französische Päarchen an. Schon in Van habe ich sie gesehen – im Restaurant wo ich Frühstück gegessen habe. Und dann habe ich sie nochmals in Kars vom Hotelzimmer aus auf der Strasse laufen sehen.
Dann fahren wir ein langes Tal (~50 km ?) nach unten. Immer dem Flüsschen nach, das nach und nach breiter und zu einem ausgewachsenen wilden Fluss wird. Je weiter wir nach unten gelangen, desto wärmer wird es im Bus. Ich schwitze vor allem zwischen den Beinen – vielleicht brauche ich wirklich noch andere Hosen. Zum Glück stellt der Fahrer dann mal die Lüftung ein. So ist es wenigsten nicht mehr so stickig. Beim Mittagshalt in den Bergen, scheint dann die Sonne so kräftig, dass ich freiwillig den Schatten suche. Weiter führt die Busfahrt nach unten. Es ist ein richtiger Schüttelbecher, die Strasse ist in einem schlechten Zustand. Ein alter Mann muss erbrechen. Zum Glück in seien Tüte. Hoffentlich muss ich nicht auch noch, wenn ich das sehe/rieche. Aber es kommt bei mir zu, Glück nicht so weit. Weiter oben in den Bergen sieht man, wie eine neue Strasse gebaut wird. Der Grund liegt darin, dass das ganze Tal durch einen grossen Stausee geflutet wird. Unser Bus verlässt die alte Strasse und kraxelt die Serpentienen nach oben, zur neuen Strasse. Von da aus sieht man, wie der Stausee das Tal zu überfluten beginnt. Zum Teil stehen Häuser schon im Wasser. Kurz vor Artvin dann die riesige Bogenstaumauer. Ist schon imposant.
Dann führt die Fahrt an einem weiteren grossen Stausee entlang. Im Tal ist es hier sehr grün. Für mich eine Überraschung, denn soviel grün habe ich auch nicht erwartet. Nochmals einen Berg hoch. Dort erhasche ich einen Blick auf das Schwarze Meer, umrahmt von grünen Hügeln. Auf diesen Hügeln wird Tee angebaut – zum ersten Mal sehe ich die kniehohen Sträucher.
In Hopa steigen wir auf einen kleinen Minibus um, der uns bis an die Grenze zu Georgien fährt. Also was muss man tun um dort rüber zu gelangen? Zuerst den türkischen Ausreisestempel. Dann muss man entlang der Autos irgendwie über die Grenze laufen. Es herrscht hier recht dichter Verkehr. Und schliesslich die Passkontrolle der Georgier. Da die erste Überraschung. Bei der Kontrolle arbeiten junge Georgierinnen – natürlich ohne Kopftuch. Doch irgendwie scheint die Kontrolleurin noch nicht viele schweizer Pässe gesehen oder kennt die Einreisebestimmungen für Schweizer nicht. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sie ihren älteren Kollegen um Rat fragen muss. Endlich ist alles OK. Auf der georgischen Seite der Grenze wechsle ich zuerst 6 Lira zu 5 Lari. Das soll reichen für die Minibusfahrt nach Batumi. Es war überraschte mich, zu sehen/spüren, in welch schlechtem Zustand die Strasse ist. Lauter Schlaglöcher in dieser wichtigen Verbindungsstrasse. Die Landschaft ist herrlich grün – es herrscht hier ein subtrobisches Klima.
Kaum kommen wir in Batumi an, beginnt es zu regnen. Die Hotelsuche gestaltete sich hier äusserst schwierig. Das zweit Hotel hat einen Namensänderung hinter sich – und kostet nun deutlich mehr. Das Dritte ist ausgebucht und schliesslich landen wir wieder beim Ersten. Ich wäre wahrscheinlich schon von Anfang an dort geblieben… Es zeigte sich hier für mich mal die Vorteile vom alleine Reisen – man hat nicht so mühsame Diskussionen. Hier schlafen wir zu dritt (Esther, Markus und ich) in einem relativ engen Raum. Aber ich bin zunächst einmal froh, ein Bett zu haben… Nach einem guten georgischen Essen und einem Besuch im Irish Pub legen wir uns schlafen.

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Van – Kars (20. April 2012)

Nachdem ich mich geduscht und wieder einmal rasiert habe, treffe ich mich schon um 8 Uhr mit Marie beim Restaurant, wo ich schon gestern Z’morge gegessen habe. Nur weil ich gerade Marie erkenne, laufe ich nicht am Restaurant vorbei – so verträumt bin ich noch. Wir nehmen ein schönes türkisches Frühstück. Doch wir beide haben etwas wenig geschlafen und hängen noch den Träumen nach.
Kurz vor 9 verabschieden wir uns. Sie wird in Richtung Iran weiter ziehen und ich muss mir noch einen Bus nach Norden organisieren. Die eine Busgesellschaft (Metro) verweist mich auf eine andere. Ich habe Glück, denn schon um 10 Uhr soll der Bus nach Kars abfahren. Und um 0930 soll der Shuttle vor dem Büro der Gesellschaft abfahren. Diese Verbindung ist gekauft, auch wenn ich zuerst die Idee hatte, mit einem Minibus nach Dogubayazit zu fahren. So komme ich schneller nach Kars, wo ich sowieso hin will. Und schliesslich habe ich gemerkt, dass es besser ist, an wenigen Orten etwas länger zu bleiben. Auch hier in Van hätte ich gut noch ein Weilchen verbringen können und dann die Umgebung anschauen. Es gibt genügend zu tun. Ich hätte auch mit Besri an die Uni gehen können. Aber eben, irgendwann muss ich weiter ziehen…
Also schnell meine Sachen zusammen packen und zum Büro der Busgesellschaft. Nach türkischer Art, lässt der Shuttlebus ein ganzes Weilchen auf sich warten. Hauptsache ich bin pünktlich da… Auch am Otogar fährt der Bus nach Kars etwa 12 Minuten später ab – mir ist es egal. Hauptsache ich habe den richtigen Bus und meinen Platzt. Auf dem Weg aus der Stadt Van heraus halten wir x-mal an, um andere Leute einsteigen zu lassen. Wenn das so weiter geht, kommen wir natürlich nie in Kars an. Naja, ich könnte hier versuchen, die Landschaft zu beschreiben, was aber aufgrund der langen Fahrt doch etwas schwierig wird… Nach Van bis etwa Agri hat es grosse Ebenen, eingesäumt durch Berge und Hügel im Osten und Westen. Aufgefallen ist mir dann vor allem, dass es in der Region um Agri immer wieder mal einen Militärstützpunkt hat. Kurz nach Agri, wo wir einen viertelstündigen Halt eingelegt haben, kommt uns ein Konvoi mit militärischen Tiefladern entgegen. Beladen sind sie mit Schützenpanzern. Nach Agri wird Bevölkerung immer ländlicher. Bei den Bauern sieht man eine Art Iglus, die aus Dung oder Lehm-Ziegel aufgeschichtet werden (kann mir mal jemand erklären, wozu das gut ist?). Dann geht es über einen Pass nach Horasan. Hier kommen wir den Schneefeldern gefährlich nahe. Und es gibt hier auch noch eine ganze Menge dieser weissen Flecken. Hier auf dem Pass regnet es gerade in Strömen. In Horasan kann man auch Pferdewagen auf der Strasse beobachten. Nördlich der Abzweigung der D80 Richtung Osten nach Kagizman sind die Hügel und Berge mit Föhren bewaldet. Toll, mal wieder etwas richtigen Wald und etwas mehr grün, obwohl hier die Gräser alle eine gelbbraune Farbe haben und noch kaum neue Gräser spriessen. In Sarikamis sehe ich sogar einen Skilift (oder war es doch was andres?), grosse Kasernenanlagen des Militärs und wieder einmal eine Eisenbahnlinie.