Category Archives: Voyage 2012

My Journey to Eastern Europe, the Caucasus Region and the Caspian Sea

M/V Greifswald – Batumi-Ilyichevsk (3. – 6. Juni 2012)

Von Georgien möchte ich weiter in die Ukraine reisen. Rund ums Schwarze Meer ist etwas kompliziert, wenn überhaupt möglich. Denn für Russland bräuchte ich ein Visum und das zu kriegen ist anscheinend nicht ganz einfach. Zudem macht die anhaltend angespannte Situation um Abchasien das ganze nicht einfacher. Da ich auf dieser Reise das Fliegen als Fortbewegungsmittel ausschliessen möchte, bleibt mir nur noch der Landweg über die Türkei oder per Schiff über das Schwarze Meer. Den ganzen Weg durch die Türkei zurückreisen möchte ich nun wirklich nicht. Also bleibt nur noch das Schiff. Doch wie funktioniert das mit den Fähren hier? Auf der Internetseite www.ukrferry.com kann man den Fahrplan anschauen und weil es von Poti weniger Verbindungen gibt als von Batumi, bin ich wieder nach Batumi gereist. Hier heisst es etwas rumhängen und auf die Fähre warten. Am 30. Mai bin ich in Batumi angekommen und am 3. Juni sollte die Fähre ablegen, da bleibt mir noch genügend Zeit um ein Ticket zu organisieren. Zunächst gehe ich zum Gebäude der Hafenverwaltung. Der Portier/Sicherheitskontrolleur erleutert mir, dass ich zur Agency an der Kutaisi Street 34 gehen soll. Also versuche ich es dort nochmals. Die Frau erklärt mir in gebrochenem English, dass die Fähre am Samstag 2. Juni ankommt und am Sonntag 3. Juni wieder ablegt. Für ein Ticket soll ich am Samstag um 14 Uhr nochmals kommen. Die günstigsten Billette im 4-Bett-Raum kosten 170 $. Bezahlen muss man mit Lari. Ich versuche herauszufinden, wie gut die Fähre ausgelastet ist und ob es genügend freie Plätze hat. Doch da ist nichts zu machen, an diese Information komme ich nicht ran.
Es heisst also warten bis am Samstag… Endlich ist es so weit. Ich suche einen Bankomaten (ATM) und hebe etwas mehr als 300 Lari für das Ticket ab. Dann in die Agency an der Kutaisi Street 34. Dort reservieren sie mir ein Ticket. Ich muss die Treppe hoch zur Frau, die für das Rechnungswesen zuständig ist. Sie erstellt mir Formular mit den Zahlungsangaben für eine Banküberweisung. Selbstverständlich muss ich jedes Mal den Pass zeigen. Mit dem Zahlungsformular muss ich zur Bank Republic, um die Zahlung auszuführen. Zum Glück hat diese Bank am Samstag geöffnet! Das ist sicher ein spezieller Deal mit der Fährgesellschaft… Der Schalterbeamte tippt immer wieder auf seiner Tastatur rum. Den Pass muss ich natürlich auch noch zeigen – die ID reicht nicht… Mehrere Minuten verstreichen. Mit e-Banking hätte ich das wahrscheinlich viel schneller erledigt gehabt. Bezahlen tue ich mit Lari. Welch ein Verlust beim dauernden Geldwechseln: Franken – Lari – Dollar – und am Ende wahrscheinlich Ukrainische Hryvnya… Doch von anderen Reisenden habe ich gehört, man müsse die Zahlung in Lari machen und Dollar werde nicht akzeptiert. Das kann ich beinahe nicht glauben und müsste vielleicht nochmals versucht werden. Schliesslich kriege ich die Zahlungsbestätigung. Damit gehe ich nun zurück zur Agency. Nochmals Pass zeigen und endlich kriege ich das ersehnte Ticket. Erstaunlicherweise steht darauf ein Preis von 165 $. Wo wohl die restlichen 5 $ Dollar gelandet sind? Mit der Information, dass ich am Sonntag 3. Juni um 12 Uhr beim Hafenverwaltungsgebäude sein muss, gehe ich zurück zum Hostel. Für 5 Lari lass ich mir noch einen rassigen Haarschnitt für die Reise verpassen.
Den Rucksack habe ich gepackt und bin bereit für die Schiffsreise. Um 12 Uhr treffe ich begleitet durch Andrew beim Hafenverwaltungsgebäude ein. Dort warten schon einige andere Reisenden, erkennbar an den grossen Gepäckstücken. Doch ich weiss nicht was deren Ziel ist und ob sie die selbe Fähre benützen. Ich versuche herauszufinden, was ich machen muss – erfolglos. Weil ich einige Passagiere sehe, die beim Schalter mit dem Ticket und Pass aufkreuzen, versuche ich es mal so. Doch ich kriege nur die Anweisung “Sit down”… OK, warten, etwas vor mich hin dösen, lesen, mal bei der alten Frau etwas süsses Brot kaufen – so verggehen 1 1/2 Stunden…
Endlich kommt Bewegung in die Menschenmenge. Koffer und Taschen werden rumgetragen. Ich mache es den anderen gleich und schultere meinen Rucksack. Es geht zur Gepäckkontrolle. Beim Durchleuchten meines Rucksack fällt der Kontrolleurin etwas Ungewöhnliches in meinem Rucksack auf. Als ich einen Blick auf den Bildschirm werfe, muss ich auch zuerst überlegen. Es gleicht etwas den Fingerlingen im Magen eines Drogenschmugglers. Nur sind die einzelnen Elemente kantiger. Was ist das? Ach, das sind die Filmrollen für meine Leica! Trotzdem muss ich meinen Rucksack öffnen und eine Filmrolle zeigen. “Geogian Photos?” fragt mich die Frau mit einem Lächeln. Nochmals gut gegangen und ich packe meinen Rucksack wieder zusammen. Dann zwänge ich mich zu den anderen Reisenden in den kleinen gelbgrünen Bus, wie man sie in Batumi als Linienbusse immer wieder sieht. Es hätte sicher mehr als genügend Platz für jeden, wenn nur nicht all das Gepäck wäre… So fahren wir zum Hafen, durchs Tor und – direkt hinten in die Fähre M/V Greifswald rein! Hoffentlich müssen wir die Fahrt nicht so in diesem Bus verbringen… Aussteigen dürfen wir nur einzeln, dann müssen wir bei der Polizei unseren Pass vorweisen. Einen Stempel kriegen wir noch nicht. Dann werden die Pässe der Georgier, Azeris und Armeniern von jemand anderem, ohne Uniform, nochmals angeschaut. Keine Ahnung warum. Vielleicht um sicherzustellen, dass sie in die Ukraine einreisen dürfen? Ich zeige meinen Pass auch noch kurz, man weiss ja nie, was die genau wollen. Alles in Ordnung. Dann wandern wir entlang der Eisenbahnwagen durch den Schiffsrumpf. Mit dem Lift gehts nach oben, an die Reception. Es dauert sehr lange bis alle ihre Zimmerschlüssel habe. Denn einige Leute wollen die Zimmerkategorie wechseln und stiften Verwirrung und sorgen für Verzögerung. Endlich kann ich zusammen mit einem älteren Georgier das 4-Bettzimmer beziehen. Wow, die Luke der Kajüte schaut direkt auf das Vorderdeck und den Bug. Fast wie der Kapitän, nur nicht ganz so hoch oben. Später gesellen sich noch zwei andere ältere Herren zu uns. Jetzt heisst es nochmals warten. Denn noch haben wir den Ausreisestempel noch nicht im Pass. Es ist warm, ich bin müde und lege mich etwas hin. Irgendwann zwischen 5 und 6 Uhr ist es dann so weit. Die Grenzpolizisten haben ihre Laptops mit Kameras und Passlesegeräten bei der Reception aufgebaut. Mit Kontrollstellen und nicht ganz 50 Passagieren verläuft die Kontrolle speditiv. Die Pässe werden dann eingesammelt und aufbewahrt. Schon ein komisches Gefühl, wenn man jetzt für ein paar Tage ohne seinen Pass übers Meer tuckert. Zum weiteren Zeitvertreibe begebe ich mich auf die Gallerie mit Blick aufs Ladedeck. Die Motoren werden gestartet und dicker, scharzer sowie grauer Russ quillt aus den Schornsteinen. Um etwas 19:30 Uhr (Lokalzeit) ist Essenszeit. Das ist wie bei der Mensatür angeschlagen 18:30 Uhr Ukrainischer Zeit. Also mal die Uhren umstellen und essen gehn. Als Abendessen gibt es Reis mit einem dünnen Poulet (?) Schnitzel und Reis. Dazu noch einen Salat aus geraffelten Rüebli und Kohl. Fertig mit dem feinen georgischen Essen und den Salaten aus Tomaten und Gurken. Fertig mit den besten Tomaten, die es gibt. Kaum habe ich das Menü verspiesen, scheint der Horizont vor dem Mensafenster sich zu bewegen. Wir legen ab! Schnell stürme ich nach draussen. Geradenoch sehe ich wie der kleine Schlepper Tamara (I oder II?) dem grossen Schiff hinten einen Schubs gibt. Doch für ein tolles Foto bin ich wiedereinmal zu spät und zu langsam. Janu. Von meinem Zimmer möchte ich die Ausfahrt durch die Kajütenluke festhalten, doch dummerweise ist das Zimmer durch einen Mitreisenden abgeschlossen worden und ich habe keinen Schlüssel. Aus dem Nachbarzimmer mache ich ein ähnliches Foto, aber das ist nicht das selbe… Dafür kann ich im schönsten Abendlicht die Ausfahrt aus dem Hafen im schönsten geniessen und die Mitreisenden kennenlernen.
Die weitere Reise verläuft ruhig. Für meinen Geschmack fast zu ruhig. Das Schwarze Meer ist spiegelglatt. Nur wenn ich ruhig im Bett liege spüre ich manchmal Bewegungen und frage mich, ob diese echt sind oder nur Einbildung. Denn mit etwa 190 Meter Länge und 28 Meter Breite ist die M/V Greifswald doch ein ordentlich grosses Schiff und die kleinen Wellen mögen da wohl kaum etwas ausmachen. Mich nimmt es Wunder, wie denn ein richtiger Sturm an der Fähre rütteln würde. Der Tagesablauf während der 60 Stunden ist immer der gleiche: Aufstehen, Frühstück, rumhängen, Mittagessen, rumhängen, Abendessen, rumhängen und schlafen gehen… Das essen bleibt mir in spezieller Erinnerung, nicht weil es besonders fein war, sonder weil es ein typischer Sovjetfrass war, der nicht gerade liebevoll zubereitet wurde… Dass die Erbsen aus der Dose zum Teil noch kühl waren bestätigte dies nur. Aber in der Not frisst der Teufel fliegen… Dass allergrösste Highlight der Fahrt waren aber sicher die Delfine, die unsere Fähre begrüssten. Einfach aufs Wasser schauen und warten bis wieder ein Delfin vorbei kommt. Vor allem am Morgen kamen sie gerne zur Fähre. Quallen waren die andren Meerestiere, die ich sah. Auch wenn es nicht viele waren – es ist nicht gerade einladend um hier schwimmen zu gehen…
Am frühen Morgen (etwa 6 Uhr) vom 6. Juni erblicke ich die ersten Bojen und Hafenanlagen von Ilyichevsk. Schnell packe ich meine Sachen zusammen und renne mit meinem Fotoapparat aufs Deck. Ich möchte doch die Manöver im Hafen nicht verpassen.  Der Hafen hier ist wesentlich grösser als der eher kleine Hafen von Batumi. Bei der Hafeneinfahrt belgleitet ein kleiner Schlepper unser Fähre, doch im Hafen manöviert das riese Schiff alleine, ohne weiter Hilfe. Das erstaunt mich schon. Also zuerst in den Hafen reinfahren, dann das ganze Schiff im Hafen um 180 ° wenden, um denn rückwärts, mit dem Heck voran, an der Landerstelle entlang des Stegs anzudocken. Das Ganze zusammen dauerte etwa eine Stunde. Dann mache ich mich für die Passkontrolle bereit. Wiedereinmal ist es eine hübsche Kontrolleurin, diesmal in Militäruniform. Da hätte ich schon etwas länger sprechen oder gar flirten können, aber bei der Passkontrolle ist das so eine Sache. Etwas nach 9 Uhr verlassen wir das Schiff. Es dauert dann nochmals 20 Minuten, bis der kleine Bus kommt. Zeit genug um endlich ein paar Fotos von der Fähre zu machen. Mit dem übervollen Bus fahren wir ca 300 m – das Gepäck wird mit einem Hubstapler transportiert… Als hätte ich das nicht zu Fuss machen können. Aber man darf ja nicht. Dann kommt die Zollkontrolle. Weil das Büro gerade im Umbau ist und der Durchleuchtungsapparat ausser Betrieb ist, dauert es sehr lange. Wahrscheinlich ist dadurch der Kontrolleur schon recht müde und mag meinen Rucksack nicht mehr genau kontollieren. Zudem spricht er nur sehr wenig Englisch. Mir soll es recht sein, dass ich meinen Rucksack nicht nochmals auspacken muss. Als ich, zusammen mit Olesia, Igor und Julien, das Zollgebäude verlasse, sind die meisten anderen Reisenden schon verschwunden. Wohin und wie, das wird mir ein Rätsel bleiben. Wir laufen entlang der Kolonne der Lastwagen, die auf die Fähre zurück nach Georgien wollen. Ein Lastwagen hat Schweine dabei. Ich möchte mir die lange und beschwerliche Reise dieser armen Tiere nicht vorstellen – vorallem weil der Lastwagen ein deutsches Kennzeichen hat. Am Ende der Lastwagenschlange kocht ein georgischer Lastwagenfahrer sich ein paar Würstchen. Er lädt uns dazu ein, auch etwas zu essen. Zum Glück, denn ich habe ausser einem Apfel, den mir Olesia gegeben hat, noch nichts gegessen. Endlich holt uns dann ein Freund von Igor mit seinem Auto ab. Zusammengedrängt mit dem Gepäck geht die Fahrt dann nach Odessa, wo wir beim Bahnhof aussteigen.

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Mestia – Adishi – Ushguli – Mestia (25. – 28. Mai 2012)

Ich habe Glück, denn gerade sind 4 Japaner bei uns (dem “Homestay” bei der Familie Ratiani zu Besuch. Sie wollen morgen nach Ushguli fahren und haben dazu ein Taxi gemietet. Es bietet sich mir die Gelegenheit, mit ihnen mitzufahren. Um mich auf meiner Wanderung etwas zu schonen, lasse ich einige Sachen bei der Familie zurück – alles was ich in den nächsten drei Tagen nicht benötige.
Um etwa 9 Uhr werden wir von unserem Taxifahrer für die Fahrt nach Ushguli abgeholt. Über den Ugiri Pass (1923 m) fahren wir Richtung Ushguli. Oben auf dem Pass legen wir einen kurzen Fotohalt ein. Wobei ehrlich gesagt die Aussicht nicht gerade berauschend ist… Als wir dann durch Ipari (Bogreshi) durchfahren braucht es wiedereinmal einige Überzeugungskraft meinerseits, um den Taxifahrere zum Anhalten zu bewegen. Hier beginnt also meine Wanderung. Also nochmals die Packung richtig schnüren und vom Ausgangspunkt ein paar Fotos machen. Gerade läuft ein Holzfäller daher und setzt sich auf die Bank neben mir. Er weigert sich nicht gegen ein paar Fotos…
Von Ipari bis Adishi sind es etwa 10 Kilometer Fussmarsch. Der Weg ist eine Kiesstrasse und führt entlang einem kleinen Fluss durchs Tal. Haselnussbüsche und andere Bäume und Sträucher säumen den schöne Weg. Nach etwa 2 Stunden will ich auf die Karte schauen um meinen Standort zu überprüfen. Doch gerade erblicke ich die Häuser von Adishi. Welch eine Überraschung. Eine Übernachtungsgelegenheit zu suchen gestaltet sich einfacher als erwartet. Von der Familie in Mestia habe ich einen Adresse, beziehungsweise einen Namen bekommen. Gerade als ich beim Dorfeingang ankomme, schaut ein Jüngling (oder was ist man mit 17-22 Jahren?) aus einem Haus raus. Da er in Tbilisi studiert spricht er auch etwas English und führt mich dann geradezu zu meiner Gastfamilie.
Der Aufenthalt bei meiner Gastfamilie ist wie ein kleiner Traum. Mit der jungen Gastmutter kann ich einige Worte Englisch reden, was die Kommunikation etwas erleichtert. Besonders aber gefallen mir die beiden quirligen Mädchen Lika (6) und Anna (4). Mit ihnen albere ich dann auch etwas herum und spiele etwas mit ihnen. Adishi selber ist ein winzig kleines Bergdorf, das vom Zerfall bedroht ist. Einige Häuser sind auch schon eingestürzt und nur noch Ruinen. Schade. Doch die Landflucht hält auch hier an. Momentan sollen noch 27 Menschen hier leben. Es hat hier mehr Schweine, Kühe und Hühner… Und diese Tiere lassen ihre gewissen Hinterlassenschaften einfach auf die Wege fallen, was nicht gerade angenehm ist. Dadurch gleichen die Wege etwa einer Mischung aus Schlammbad, Güllenloch und vielleicht Miststock, nur ohne Stroh. Am Besten wäre man hier mit Gummistiefeln ausgerüstet…
Nach dem Z’morge mache ich mich um etwa 9 Uhr auf und ziehe weiter. Am Anfang ist es kein Problem, dem Weg zu folgen – mal abgesehen von den Kuhfladen und der rutschigen Erde. Doch am Ende des Tals habe ich meine Schwierigkeiten. Meine Karte (gekauft bei Geoland in Tbilisi) “sagt mir”, dass ich die Talseite wechseln und den kleinen Fluss überqueren muss. Ein noch dickes Schneefeld stellt für mich die ideale Brücke dar. Doch wo finde ich den richtigen Weg auf der anderen Talseite? Nach einigem Suchen werde ich fündig. Nun gilt es, etwa 400-500 m auf den Pass hochzukraxeln. Jetzt sprüre ich meinen Rucksack und die Last schon, aber es ist durchaus machbar. Zwischendrin brennt mir die Sonne durch ein Wolkenloch auf den Kopf, während ich immernoch die Regenjacke trage. Diese brauche ich auch, denn kaum komme ich auf 2722 m auf dem Pass an, ziehen Wolken auf und der stürmische Wind wirbelt Schneeflocken daher. Nicht gerade eine angenehme Mittagspause und schon bald mache ich mich wieder auf, um den Berg auf der anderen Talseite nach unten zu steigen. Ich bin noch keine 100 m abgestiegen, da lässt der Sturm mit den Schneeflocken nach und schon bald scheint wieder zwischen durch mal die Sonne. Doch der Schnee und Regen hat auch zur Folge, dass die Wiesen und Wege “pflotschnass” sind. Und schon bald sind meine Schuhe völlig durchnässt. Das kann noch mühsam werden. Ich überlege mir, ob ein Sockenwechsel angebracht wäre, doch noch lasse ich es sein. Der Weg führt mich entlang eines Flusses, man könnte es auch Bergbach nennen, durchs Tal (in jedem Tal hat es ein Flüsschen – wie wären sonst die Täler entstanden?). Die nächste kleine Ortschaft heisst Kalde und besteht aus lauter zerfallenden Häusern und Ruinen. Einzig ein Haus, vielleicht sind es auch zwei Häuser, sind noch bewohnt. Beim einen treffe ich gerade drei Männer, die mich zu einem Tee einladen. Sie sind die ersten Menschen, denen ich seit Adishi begegne. Einer dieser Männer ist gerade dabei, im Holzherd Brot zu backen. Weiter geht’s über Iprari und Kala. Es setzt wieder Regen ein. Gerade beim Dorfausgang von Kala begegne ich einem Soldaten auf einem Pferd. Oder ist er ein “normaler” Zivilist, hier tragen ja alle etwas Uniformen. Doch an den Kleidern sind Abzeichen, also vielleicht doch ein Soldat. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich nach Ushguli laufen will – etwas was er bei dem Regen nicht ganz verstehen will. Doch irgendwann hört jeder Regen auf, und so lässt er auch hier schon bald nach. Meinen Schätzungen nach sind es nun weniger als eine handvoll Kilometer bis Usghuli. Das wird mir auch durch die entgegenkommende Patrouille der Militärpolizei bestätigt. Ganz freundliche Leute waren das und haben mich nur gefragt, woher ich komme. Das fragen mich hier übrigens die meisten und raten dann, ich komme aus Israel. Da müssen wohl viele Israelis vorbeikommen. Endlich komme ich so um viertel vor 18 Uhr in Ushguli an. Da Ushguli grösser als Adishi ist und mehrere kleine, nahebeieinanderliegende Dörfer umfasst, gestaltet sich die Suche nach der mir empfohlenen Gastfamilie etwas schwieriger. Doch zum Glück kennt hier jeder jeden und kontinuierlich werde ich in die richtige Richtung geschickt, bis ich am Ende des Dorfes am richtigen Ort ankomme.
Bei der Gastfamilie von Rati Ratiani ist es sehr angenehm. Nur bin ich mangels nichtvorhandenen Kenntnissen des Georgischen auf die einfachste Kommunikation mit Händen und Füssen angewiesen. Das erlaubt nicht gerade tiefgreifende Konversationen, doch für das Wichtigste wie Essen, Trinken und Schlafen und natürlich den Preis reicht es. Die Übernachtungen hier in Ushguli hingegen sind weniger toll. Weil hier in den Bergen noch kühle Temperaturen herrschen, ist es in dem nicht beheizten Raum entsprechend kalt. Dazu kommt, dass ich die Bettdecke und Matraze mit meiner Körperwärme nicht richtig aufwärmen kann und die Decke die Wärme nicht speichert. So friere ich am Morgen – toll.
Am nächsten Morgen weiss ich nicht recht was machen. Ich entschliesse mich, zur Ruine auf dem nahen Berg zu laufen. Ein Mann der Gastfamilie nimmt mich mit und zeigt mir den Weg. Als wir beim Militärposten (Militärpolizei/Grenzkontrolle) vobeikommen, werde ich von dem Mann an einen Soldaten “übergeben”. Dieser führt mich dann weiter durchs Dorf bis zum Anfang des Weges. Doch er ist mir immer einen Schritt voraus und ich kann/mag kaum mithalten. Hier zeigt sich, dass Gummistiefel in dem Match die einzige richtige Lösung wären – das ist auch der Grund, warum ich nicht mithalten kann. Der Weg führt dann weiter auf den Berg hinauf. Gerade in der Falllinie, wobei der Weg teilweise mehr einem kleinen Bach als einem Weg gleicht. Bei der Ruine stärke ich mich mit meinen Bananen. Sonst habe ich ausser meiner Fototasche und der Trinkflasche nichts dabei. Nun möchte ich einen anderen kleinen Umweg ins Tal nehmen. Zunächst führt der Weg entlang einem Bach weiter den Berg hoch. Doch dann verliere ich den Weg und finde mich schliesslich in einem Meer von knie- bis hüfthohen Büschen wieder. Wenn ich mich nicht irrre, handelt es sich hier um eine Rhodendronart. Vielleicht kann mir das ein Botaniker bestätigen? Hier durch diese Büsche ist es ein echter Kampf. Endlich komme ich am oberen, bergseitigen Ende der Büsche an. Ich traversiere einem Schneefeld entlang und komme endlich auf der Krete an. Doch irgendwie bin ich jetzt viel zu hoch. Der Abstieg ist steil, kein Weg, über Wiesen, Gras, Geröll, Kies, Büsche (Rhododendron?), Schneefelder durch einen Birken-/ Rhododendronwald geht es ins Tal. Doch unten die böse Überraschung – wie komme ich über den breiten Bach? Ich laufe dem Bach entlang nach oben und nach unten und finde keine Brücke. Also entscheide ich mich, die Schuhe und Socken auszuziehen, die Hosen hochzukrempeln und durch den Bach zu waten. Offensichtlich habe ich nicht die seichteste Stelle erwischt, denn das Wasser reicht mir bis über die Knie. Dann ist es nur noch ein kleiner Katzensprung zurück nach Ushguli. Am spätern Nachmittag regnet es, ich sitze in der Küche, weiss nicht was zu tun und warte auf – dass die Zeit rum geht. Ein Kratzen im Hals verheisst nichts gutes und nach dem Nachtessen gehe ich früh ins Bett. Wieder eine kalte Nacht.
Am Morgen um 7 Uhr kommt der Gastvater ins Zimmer und gibt mir zu verstehen, dass ich die Möglichkeit habe, mit einer “Maschine” nach Ipari zu fahren. Eilligst packe ich meine Sachen zusammen, esse etwas kleines, packen den Lunch ein und los geht es. Mit dem Sohn – er arbeitet als “Kriminalpolizist” kann ich bis Ipari mitfahren. Hier habe ich meine Wanderung nach Adishi gestartet und jetzt geht es zurück nach Mestia. Es scheint gerade die Sonne und ich mache von dem kleinen Ort noch ein paar Fotos, ehe ich um etwa 9 Uhr aufbreche. Ich habe etwas zu kämpfen, denn das Kratzen im Hals am Abend zuvor hat sich in eine kleinere Erkältung verwandelt. Doch ich will jetzt diesen Berg hoch, entlang der Strasse bis auf den Pass Ugiri. Dort oben sehe ich ein paar Einheimische die am Hitchhiken (Autostoppen…) sind. Viel Erfolg, denn in der letzten Stunde hat mich kein einziges Auto überholt und nur etwa 3 Fahrzeuge kamen mir entgegen. Also laufe ich weiter. Ich versuche eine auf meiner Karte eingezeichnete Abkürzung zu nehmen. Doch diese entpuppt sich als falsche Fährte. Also kehre ich wieder zurück zur Strasse – ein Kiesweg. Langsam wird es eintönig und ich habe aufgrund meiner Erkältung zu kämpfen. Doch kontinuierlich geht es weiter. Einmal habe ich die Mitfahrgelegenheit in einem Lastwagen, doch lehne ich ab. Momentan will ich einfach den Erfolg haben, diese Strecke gelaufen zu sein. Der Lastwagen wäre sicher eine tolle Erfahrung gewesen – das nächste Mal, wenn es nur ums Vorwärtskommen geht. Um halb 1 Uhr lege ich eine Mittagspause ein – 2 Kilometer vor Mestia. Bei meiner Raststätte warten eine Frau und ein Mann und wollen mir irgendein christlich-religiöses Heftchen andrehen. Das brauch ich jetzt wirklich nicht. Es nervt mich geradezu, dass ich hier mitten in der Pampas auf solche missionarischen Tätigkeiten stosse. Zum Mittag gibt es das Khatchapuri, welche ich von der Gastmutter am Morgen bekommen habe. Und dann nehme ich die letzten beiden Kilometer in Angriff. Als ich endlich bei der Gastfamilie Ratiani ankomme, ist es gerade Essenszeit und ich muss/darf mich auch gleich an den Tisch setzten…

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Mestia (21. – 29. Mai 2012)

Bei der Familie von Givi Ratiani werden wir freundlich begrüsst. Ganz im Gegensatz zum Wetter – der Regen ist nicht gerade einladend. Sämi führt ein paar kleine Diskussionen, da er aus aus seiner Zeit auf Balkan einige Ausdrück der slawischen Sprachen kennt. Zudem spricht Maiko, die 17-jährige Tochter, etwas English. Am Anfang scheint es der Gastfamilie auch nicht ganz klar zu sein, dass Angelica und Sämi zusammen in einem Raum sein wollen und ich in einem anderen. Doch alle sprachlichen Barrieren sind überwindbar und wir beziehen schon bald unsere Zimmer.
Für mich ist es überraschend, dass wir schon kurz nach unserem Ankommen etwas zu essen kriegen. Ich habe fast das Gefühl die wollen mich richtig vollstopfen. In der Zwischenzeit hat der Regen nachgelassen und die Sonne blickt etwas zwischen den Wolken durch. Für Sämi und mich Grund genug, uns auf den Weg zum Kreuz auf dem Berg oberhalb von Mestia zu machen. Wir bewältigen die etwa 600-700 m Höhendifferenz in kurzer Zeit. Für mich ist das Tempo eher hoch – ich muss wohl etwas mehr für meine Kondition tun… Als wir oben beim Kreuz noch etwas weiter den Hügelzug erklimmen, begegnen wir einer Gruppe älterer Israelis, welche mit Jeeps auf den Berg gefahren sind. Wir nehmen es sportlich und schlagen die Mitfahrgelegenheit ins Tal aus. Doch wenn ich an meine Knie und den steilen Abstieg denke, dann wäre eine Fahrt nicht schlecht gewesen. Am Abend gibt es dann einen Stromausfall bei der Familie. Dadurch kann ich nicht warm duschen, was ich gerade nach dieser kleinen Bergtour gerne machen würde. Dafür wird das Nachtessen auf dem Holzherd zubereitet. Dieser ist übrigens sowieso täglich in Gebrauch. Mit Taschenlampen bringen wir etwas Licht ins Dunkle. Und dann, etwas vor 10 Uhr passiert das Unglaubliche. Der Strom und damit das Licht geht an – und sofort werden der Fernseher und der Computer zum Spielen eingeschaltet. Selbstverständlich bleiben beide Geräte während dem späten Nachtessen eigeschaltet.
Für den nächsten Tag habe sich Angelica, Sämi und ich eine Wanderung zum nahen Gletscher ausgesucht. Der Weg ist wie erwartet flach und dadurch anspruchslos. Einzig die Bächlein die ab und zu über unseren Weg fliessen und diesen etwas überschwemmen vermitteln einen kleinen Hauch von Abendteuer. Im Wasser einer Kiesgrube bewegt sich plötzlich etwas – es ist eine Schlange, die zum anderen Ufer schwimmt. Die dunkelgraue Farbe und der gelbliche Fleck hinter der Wange lassen mich vermuten, dass es sich um eine Ringelnatter handelt. Ansonsten ist der Weg lang(-weilig). Bis zum Ziel, dem Gletscher müssen es mindestens 7 bis 10 Kilometer sein. Es zieht sich richtig dahin, bis wir am Eingang zu einem Seitental sind. Erstaunlicherweise – und irgendwie nervend – treffen wir hier wieder auf die gleiche Gruppe Israelis mit ihren Jeeps, denen Sämi und ich schon am Vortag begegnet sind. Dann biegen wir ins Seitental ein. Bis zum Gletscher sind es noch immer 2-3 Kilometer, dieses Mal schöner Gebirgswanderweg. Zum Schluss müssen wir über die verschiedenen Endmoränen des Gletschers klettern, bis wir endlich beim Gletschertor ankommen. Ein rauschender kleiner Fluss strömt dort aus dem Gletscher. Zeit für eine Mittagspause. Zur Erfrischung wasche ich mir den Kopf im eiskalten Wasser. Überraschend schnell schlägt das Wetter um und schon prasselt ein kräftiger Gewitterregen auf uns ein. Eiligst machen wir uns wieder auf den Rückweg. Den beiden Deutschen Mädels, denen wir unweit vom Gletscher begegnen, genügt der Anblick des ewigen Eises aus der Ferne und sie kehren mit uns zurück nach Mestia.
Weil das Wetter hier im Kaukasus sehr wechselhaft ist, entscheiden sich Sami und Angelica am nächsten Tag wieder aus Mestia abzureisen um im Unterland ihr Wetterglück zu suchen. Ich aber bleibe noch ein wenig, obwohl es bis jetzt an fast jedem Tag, den ich im Kaukasus verbracht habe, geregnet hat. Irgendwie habe ich die Hoffnung, dass es etwas bessern könnte. Doch dem ist nicht wirklich so, denn auch an den nächsten beiden Tagen regenet es mindestens einmal am Tag. Ich hänge einfach etwas bei der Familie rum und schaue dem Treiben der Leute zu. Givi, der Vater möchte mir noch ein Museumsbesuch schmackhaft zu machen, doch ich lasse das sein. Es ist mir keinesfalls langweilig, denn irgendwer muss ja auch mal all die Zeilen hier niederschreiben ;-) Am ersten Tag beobachte ich vorallem, wie der Sohn Georgi und sein ebenfalls hier wohnender Schwager aus alten Brettern Möbel für den Minimarkt zimmern. Das Ganze ist nicht so professionell und sorgfältig, aber das spielt hier wahrscheinlich auch weniger eine Rolle. Und seit da weiss ich auch, dass “ჩაქუჩი” (tschakutschi) Hammer und “რუსლან” (ruslan) Nagel bedeutet. Oder so ähnlich, denn es kann gut sein, dass ich etwas verwechsle…
Es gibt ein freudiges Wiedersehen, als ich nach meinem mehrtägigen Ausflug/Marsch nochmals zurück zur selben Gastfamilie komme. Musste ich ja, denn ich habe hier einige Sachen deponiert, die ich nicht zum Wandern gebraucht habe. Weil ich mir in Ushguli eine Erkältung geholt habe, verbringe ich einige Zeit im Bett. Schlafen ist meistens die beste Medizin. Schliesslich heisst es Abschied nehmen. Am nächsten Morgen nehme ich um 6 Uhr den Minibus nach Zugdidi. Als Abschiedsgeschenk schlägt mir Georgi ein Tausch des Hutes vor. Leider passt mir der mir zunächst angebotene Svaneti-Hut nicht, er ist zu gross. Als ich später, die Mutter ist von ihrer Arbeit im Minimarkt zurück nochmals ins Wohnzimmer komme ist ein zweiter Hut da. Dieser passt mir fast wie angegossen auf den Kopf. Einzig bei den Ohren ist es etwas knapp. Ich lasse für Georgi mein Dächlikäppli von Mammut zurück. Naja, made in China – aber immerhin designed in Switzerland… Nur ersetzt der Hut aus dickem, etwas kratzigem Wollfilz kein sommerlich leichtes Dächlikäppli. Aber ich kann ja zu Hause ein neues kaufen. Der Hut ist wohl eines der schönsten Souveniers und wird mich an die schöne Zeit in Svaneti und meine Gastfamilie erinnern.

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Tbilisi – Zugdidi – Mestia (20. – 21. Mai 2012)

Ein Zugsticket für die Fahrt von Tbilisi nach Zugdidi zu bekommen ist einfach. Am Schalter im Bahnhof von Tbilisi spricht die junge Frau ein gutes English. So löse ich schon im Voraus ein Ticket. Mit der Metro fahre ich vom Hostel zum Bahnhof, wo der Zug pünktlich um 08:50 los fährt. Dass ich einen reservierten Platz habe, hat seine Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist sicher, dass ich in dem gut besetzten Zug einen sicheren Platz habe. Doch der Nachteil ist, dass ich eben diesen einen Platz habe… Ich schaue in Fahrtrichtung rückwärts – in einem Wagen mit Flugzeugbestuhlung, also etwa die Hälfte aller Sitze schaut in die falsche Richtung an den Hinterkopf des nächsten Reisenden… Dazu kommt, dass die Einteilung der Fenster nicht mit der Bestuhlung abgestimmt ist und ich deswegen meinen Kopf sehr weit nach links drehen muss, um einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Immerhin kann ich mich mit lesen und schreiben beschäftigen und “muss” nicht die ganze Zeit den Kopf zum Fenster drehen. Doch das was meine Augen von der Landschaft erblicken sieht vielversprechend aus. Besonders als wir durch die hügelige/bergige Landschaft Richtung Kutaisi fahren. Schöne Berge, die mit vielem, saftigen Grün bewaldet sind. Zwischendurch kommen wir immer wieder mal an einem Bahnhof vorbei, wo wir jeweils einen mehr oder weniger langen Halt einlegen. Dann kommen die Frauen und wollen uns ihre Khatchapuri und andere Backwaren andrehnen. Erstaunlicherweise sehen die Bahnhöfe immer wieder anders aus. Mal sind es Betonbauten im Sovjetstyle, dann sind es pompöse Bauten mit dekorativen Säulen und ein anderes Mal erinnern sie mich mehr an einen Bahnhof in Norditalien, umgeben mit viel Grün. Dass dann mal ein paar Schweine kommen und eines davon etwas am Zug schnuppert erstaunt mich hier wenig, auch wenn es gerade lustig überaschend ist. Mir gefällt es hier. In dem saftigen Grün steckt viel Leben und Energie.
Für die Übernachtung in Zugdidi habe ich mir im Voraus ein Hostel ausgesucht. Das einzige, dass es hier gibt. Als ich nach der stundenlangen Zugfahrt (etwas mehr als acht Stunden) endlich ankomme, stürmt erstaunlicherweise mal kein Taxifahrer auf mich zu. Schaden, denn gerade hier in Zugdidi weiss ich nicht recht, wodurch ich zum Hostel gehen muss. Endlich kommt ein Mann, der “Mestia?” fragt. Ja, dort will ich auch hin, aber erst morgen. Der Mann telefoniert dann mit der Frau vom Hostel (Regina), welche mich dann mit dem Auto abholt. Um so viele Ecken rum hätte ich den Weg wahrscheinlich nicht gefunden, doch soll es anscheinend auch einen einfacheren geben… Ich habe Glück, denn heute Sonntagabend treffen sich gerade ein georgische Freunde im Hostel – es ist mehr eine Pension bei jemandem zu Hause – und machen ein gemeinsames Nachtessen. Ich werde auch dazu eingeladen und geniesse das feine Essen. Wie so oft gibt es viel Gemüse (Gurken und Tomaten) sowie frische Kräuter dazu. Dass es mir gelingt, mich vor dem Alkoholkonsum zu drücken scheint mir geradezu ein Wunder zu sein. Ich bevorzuge den Tee mit den frischen Pfefferminzeblättern aus dem Garten.
Am nächsten Morgen um etwa 8 Uhr werden wir abgeholt für die Fahrt nach Mestia. Wir sind Samuel aus Frankreich, Angelica aus den USA und ich. Samuel und Angelica möchten zusammen auch nach Mestia reisen. So fahren wir gemeinsam zum Bahnhof. Wir wollen auf einen Minibus umsteigen, doch der Fahrer sagt, wir sollen sitzenbleiben. Das verwirrt uns und es nervt uns auch, dass er uns keinen Preis nennen kann oder besser gesagt, will. Zu dritt fahren wir nach einigem Warten (auf was?) mit dem Mitsubishi Delica nach Mestia. Für die ungefähr 136 Kilometer benötigen wir etwa 3 Stunden. Auf der Karte ist die Strasse mehr oder weniger gerade eingezeichnet. Das entspricht aber nur am Anfang im Flachland der Wirklichkeit. Sobald wir in die Berge fahren, folgt eine Kurve der anderen. Darum dauert die Fahrt auch seine Zeit. Dann kommen wir endlich in Mestia an – und gerade beginnt es wieder zu regnen. Wohl wie jedesmal, wenn ich hier in die Berge fahre… Dass wir nun jeweils 20 Lari für die Fahrt bezahlen müssen und nicht wie erwartet 15 Lari, was uns Regina vom Hostel sagte, nervt uns ebenfalls. Nach einem Kaffee/Tee suchen wir im Regen eine Unterkunft. Sämi und Angelica haben zuvor in Kutaisi die Empfehlung für eine Familie bekommen. Nach einigem Suchen und fragen werden wir auch zu einer freundlichen Familie geführt wo wir uns dann auch niederlassen.

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Kazbegi (15. – 17. Mai 2012)

Wiedereinmal bin ich mit einem Minibus unterwegs. Die grösste Herausforderung habe ich hinter mir – den richtigen Minibus zu finden. Wir fahren von Tbilisi nach Norden, auf dem Georgian Military Highway. Die Fahrt führt durch wunderschöne Landschaften mit saftig grünen Bäumen. Nur fällt mir das Geniessen etwas schwer, da ich noch ganz anderen Gedanken nachhänge. Eigentlich habe ich mir überlegt, auf dem Rückweg bei Ananuri einen Halt einzulegen. Auf Postkarten habe ich eine schöne Kirche vor einem blauen See gesehen. Doch jetzt, wo wir gerade bei Ananuri durchfahren, überlege ich mir es anders. Denn was auf den Postkarten ein schöner, blauer See war, entpuppt sich jetzt als Stausee mit einem sehr Tiefen Pegelstand. Dem entsprechend sind die Ufer breite, braune Streifen und der See überhaupt nicht fotogen. Unter diesen Umständen werde ich auf dem Rückweg hier keinen Halt einlegen. Oder hätte ich ein Beweisfoto machen sollen, um zu zeigen, dass es nicht immer so wie auf den Postkarten aussieht? Unsere Weiterfahrt wird gerade durch eine Schafherde verhindert. Auf der Strasse laufen hunderte Schafe über die Brücke. Blöckend kümmern sie sich keinen Deut um den Strassenverkehr und blockieren die Durchfahrt… Die Strasse führt immer weiter in die Berge und schon bald überschreiten wir die Baumgrenze. In Gudauri sehe ich Hotels, Skilifte und Pistenfahrzeuge, aber keinen Schnee mehr. Nach diesem Skitourismusort gleicht die Strasse, überhaupt nicht mehr einer solchen. Mit unzähligen Schlaglöcher und Kies präsentiert sie sich uns. Vielleicht heisst hier die Strasse nur Highway, weil sie sehr “high” ist und über einen Pass auf 2379 m über Meer führt.
Kaum kommen wir in Kazbegi, das neu Stepantsminda heisst, auf etwa 1700 m über Meer an, stürmen die Einheimischen auf den Minibus zu. Sie versuchen die Touristen für ihre Unterkunft zu gewinnen. Eigentlich wollte ich zu Nazi Chkareuli in die Pension gehen, weil dort noch Leute übernachten, die ich in Tbilisi kennen gelernt habe. Doch ehe ich mich nochmals richtig orientieren kann, werde ich von Vasil überredet, in sein Guest House zu kommen. Schon fahren wir die 200 m in seinem 4×4 Lada Taxi zu seiner Pension. Naja, irgendwie bin ich mir schon etwas unsicher, ob das das Richtige ist, vorallem als ich dann alleine im grossen, kombinierten Schlaf-/ Essraum sitze. Die anderen Gäste sind irgendwo unterwegs, wer weiss wo… Und die Gastgeberfamilie hat sich auch irgendwohin verzogen… Ich komme mir gerade alleine vor.
Eigentlich möchte ich einen Spaziergang zur Tsminda Sameba Kirche auf dem Berg westlich von Kazbegi machen. Doch es setzt Regen ein und zottle etwa eine Stunde lang durchs Dorf, bis es mir zu blöde ist. Zurück in der Unterkunft setzte ich mich alleine aufs Sofa. Irgendwann schlafe ich ein. Plötzlich wache ich auf – etwas ist anders – was? Es regnet nicht mehr. Ein Gästepärchen kommt gerade von der Kirche zurück in die Pension. Weil es nicht mehr regnet, mache ich mich erneut auf zur Kirche. Dieses Mal erfolgreicher. Unterwegs merke ich, dass auch hier der Tourismus seine Spuren hinterlässt. So kommt mir gerade eine Kolonne von etwas 6 Jeeps entgegen. Sie führen die Touristen von ihrem Ausflug zurück ins Tal. Früher wäre es noch schlimmer gewesen, führte doch einst eine Gondel auf den Berg hoch. Doch auch zu Fuss schaffe ich es ohne Probleme auf die 2200 m über Meer. Oben begegne einem Pärchen aus Winterthur (Sie aus dem Thurgau, er aus Deutschland)… Wie klein die Welt manchmal ist. Das passiert, wenn man den Touristenströmen folgt und sich auf Reiseführer stützt. Die kleine Kirche mit dem Glockenturm liegt wirklich idyllisch in den Bergen und präsentiert sich gerade hübsch im Abendlicht. In der Kirche wäre ich eigentlich am liebsten mal alleine, doch nein, ein Mönch ist als “Aufpasser” da und liest in seinem Buch. Ich fühle mich beobachtet… Ansonsten ist es hier wie in jeder orthoxen Kirche: es riecht nach Weihrauch, überall Heiligenbilder, geschützt durch eine Glasscheibe, vor diesen Bildern hängen Öllampen, ein Lesepult mit einem Buch (was immer es auch sein mag…) und die fehlenden Sitzgelegenheiten (einzig neben dem Eingang hat es einen Hocker).
Nach dem Abendessen, ein einheimisches Menü, sitze ich noch etwas mit den anderen Gästen zusammen. Zwei Japanerinnen sind mittlerweile auch noch eingetroffen. Mit ihnen teile ich den Schlafraum. Zum Tagesausklang schaue ich mit den Japanerinnen auf einem Labtop den Film “Into the Wild”. Ein schöner Film, der auch gerade sehr passend ist – bin ich doch auch mit dem Rucksack unterwegs und entdecke die Welt. Nur ob ich wirklich so weit in die Wildniss vorstossen will, weiss ich noch nicht… Vielleicht besser nicht
Am nächsten Morgen geniesse ich ein ausgiebiges Frühstück. Auch wenn es für meine Verhältnisse relativ spät ist. Dann kommt die nächste Überraschung: Der grosse, kombinierte Schlaf-/ Essraum verwandelt sich in eine Baustelle. Er wird unterteilt in zwei kleine Schlafzimmer und einen engen Essraum. Eigentlich schade um den schönen grossen und weiten Raum.
Mit einem gemieteten Mountain-Bike mache ich mich auf Entdeckungstour. Zuerst fahre ich nach Norden, zu einem nahen Wasserfall. In der Sonne ist es brütend heiss. Durch das herunterstürzende Wasser ist es hier beim Wasserfall angenehm kühl. Doch wehe, wenn man zu nahe an den Wasserfall kommt, dann werden die Kleider, in meinem Fall die Hosen, innert kürzester Zeit völlig durchnässt. Zum Glück habe ich meine neuen Outdoor-Hosen an, die trocknen an der Sonner schnell wieder. Meine Velotour führt mich weiter nach Norden – bis an die georgische-russische Grenze. Allzuweit will ich da nicht gehen, denn Probleme möchte ich mir nicht einhandeln. So betrachte ich das Gelände des “Toll” nur von aussen. Einen vorbeigehenden Soldaten (unbewaffnet, im TAZ) frage ich, ob man hier fotografieren darf. Nur weil er mir sagt, man dürfe, gtraue ich mich, hier ein paar Fotos zu machen. Ich will mir ja kein Probleme einhandeln. Komischerweise ist unter den Fotos allerdings kein digitales und wie die analogen werden, wird sich erst beim Entwickeln zeigen. Mit dem Bike quäle ich mich den Berg wieder hoch. Auch der armenische Lastwagen hat zu kämpfen. Eine zeitlang kann ich mit ihm mithalten, doch dann lasse ich ihn langsam weiterziehen. Ich hätte mich ja auch hinten festhalten können – doch dann hätte ich meine Sportration verpasst… Wieder zurück in Kazbegi decke ich mich mit Essen ein und geniesse ein Joghurt das ich mit Orangenschnitzen angereichert habe. Gestärkt mache ich mich auf Erkundungstour nach Süden. In einem nahen Dörfchen begutachte ich den “Signaltower” und die Ruinen von Häusern und einer vermuteten Kirche. Mittlerweile bedecken Wolken den Himmel, es windet stark und zwischendurch fallen ein paar Regentropfen. Trotzdem führe ich meine Tour noch ein Weilchen fort, bevor ich den Rückweg antrete.
Zurück in der Pension machen sich die negativen Aspekte der Baustelle bemerkbar. Im Raum wurde geraucht und so hängt Zigarettenrauch in der Luft. Mein Bett wurde irgendwie überstellt, im ganzen Raum ist alles etwas chaotisch und es hat keine Sitzgelegenheiten mehr. Als das Essen bereitgestellt wird kümmern sich die beiden Arbeiter einen Deut darum, dass wir Gäste vielleicht essen möchten. Den Tisch müssen wir selber wieder von der Wand weg ziehen, damit wir beide Längsseiten nutzen können. Kurzum, es ist nicht mehr so angenehm hier. Die Gäste von gestern sind alle abgereist – leider. Dafür sind ein paar neue da: ein Österreicher (Thomas) und zwei Polen. Mit ihnen verbringe ich den Abend. Weil ich gerade wunderschön die Sterne sehe, mache ich einen kleinen Nachtspaziergang und betrachte die Sterne.
Weil mich die Baustelle richtig nervt, entschliesse ich mich, am nächsten Tag abzureisen. Eigentlich wäre ich gerne noch länger geblieben. Aber einfach die Pension wechseln bringt auch nicht viel, denn dann bin ich nur wieder an einem anderen, neuen Ort und muss mich wieder angewöhnen und die nahen Dinge habe ich schon gesehen… Nach dem (späten) Frühstück wandere ich noch auf den Hügel im Osten von Kazbegi. Oberhalb des Waldes, hat es auch ein kleines Kloster (Monastery). Dort geniesse ich etwas die Ruhe und schreibe an meinem Tagebuch. Bis eine Schulklasse die Kirche besuchen kommt. Es ist erstaunlich, was den kleinen Kindern schon eingetrimmt wurde – denn eines nach dem anderen küsst das Kreuz auf einem Stein vor der Kirche. Als erneut Regen einsetzt, mache ich mich auf den Rückweg zur Unterkunft. Am Nachmittag mache ich mich zusammen mit Thomas auf den Rückweg nach Tbilisi. Den ganzen “Georgian Military Highway” zurück. Und wieder hat es einige grosse Schafherden auf der Strasse, die unsere Weiterfahrt verzögern…

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Tbilisi (11. – 14. und 17. – 19. Mai 2012)

Am frühen Morgen komme ich von Baku her in Tbilisi an. Irgendwie irritiert es mich, dass einige Leute im Bus sitzen bleiben, während sie sagen “Tbilisi, Tbilisi”. Ich dachte der Bus fährt nur nach Tbilisi, warum bleiben die dann sitzen und “werfen” mich fast aus dem Bus? Meine Unsicherheit wird dadurch verstärkt, dass irgendwo weit ausserhalb der Stadt sind. Egal, es wird wohl Tbilisi sein und das Zentrum werde ich auch noch finden. Ich bin ja schon mal einen halben Tag hier in Tbilisi gewesen, dann werde ich das Old Town Hostel schon wieder finden. Wie so meist, wenn man aus einem Bus aussteigt, stürmen Taxifahrer auf mich zu. Die möchten mich irgendwohin fahren – hauptsache sie verdienen Geld. Aber 5 $ sind viel bis ins Zentrum – wenn schon 5 Lari… Nach einigem hin und her finde ich mit Hilfe vom Lonely Planet und den Taxifahrern heraus, dass ich mich beim Ortachala Bushof befinde. Einzig mühsam ist manchmal, dass ich für solche Aktionen den Tabletcomputer hervorkramen muss und nicht gleich ein Buch an der richtigen Stelle aufschlagen kann. Dank dem Lonely Planet finde ich heraus, dass ich mich etwa 2.5 km südöstlich vom Zentrum befinden soll. Das sollte auch zu Fuss machbar sein. Zudem ist es sowieso noch etwas früh am Morgen… Gesagt getan, laufe ich ins Zentrum der Stadt. Eine grobe Orientierung habe ich dank der Sonne, dem Fernsehturm und meinem Bauchgefühl. Der Weg zieht sich…
In Tbilisi nehme ich das Leben lockerer. Ich muss mich noch etwas von dem, was ich in Aserbaidschan erlebt habe, erholen. Zudem muss ich nicht mehr in jeder Stadt einfach all die Sehenswürdigkeiten abklappern. Ich habe das langsam statt. Eine Kirche ist eine Kirche und sieht überall mehr weniger gleich aus… Das gleiche gilt für Festungen, Burgen, Schlösser und so weiter. Natürlich gehe ich solche Sachen besuchen – irgendetwas muss ich ja machen – aber ich brauche nicht mehr alles zu sehen. In Museen gehe ich überhaupt nicht mehr, da müsste es schon etwas ganz Spezielles sein. Eigentlich ist es viel spannender, das Leben in der Stadt zu “spüren”.
Mittlerweile mag ich auch nicht mehr jede Stadt zu Fuss entdecken. Die Distanzen zwischen den einzelnen Orten sind irgendwann einfach zu gross. Doch das Bussystem, zu verstehen ist eine Kunst für sich, denn einen Plan vom Liniennetz habe ich nirgends gesehen. Dafür ist die Metro ein tolles Verkehrsmittel. Mit ihr kommt man schnell voran und das Liniennetz ist gut überschaubar – hier in Tbilisi sind es gerade zwei Linien. Die Metro hier in Tbilisi ist nach dem Sovjetsystem gebaut. Praktisch genau gleich findet man sie auch in anderen Städten, die früher zu Sovjetunion gehört haben, so auch in Baku. Erstaunlich ist, wie tief unter dem Boden die Metro hier in Tbilisi gebaut wurde. Man kann nur mit der Rolltreppe nach unten gelangen. Trotz der guten Metro stelle ich immer wieder fest, dass die Leute hier überhaupt keine Ahnung haben, wie man sich im öffentlichen Verkehr verhalten soll. Das beginnt mit der Rolltreppe. Die Leute stehen mal links mal rechts und meistens so, dass man nicht einfach daneben durchgehen kann, um etwas schneller nach unten zu gelangen oder sich im Treppensteigen zu trainieren. Das Ein- und Aussteigen aus der Metro ist auch ein absolut chaotischer Vorgang. Selbstverständlich steigt man zuerst ein und die aussteigenden Leute dürfen sich dann irgendwie dazwischen durchdrängen. An dieser Stelle möchte ich mich entschuldigen, wenn ich da kein Pardon kenne. Sorry, wenn ich mich beim Aussteigen breit mache und auch mal Leute auf die Seite ramme, um endlich aus der Metro zu kommen. Vielleicht lernen es die Leute ja mal. In Baku war das Verhalten der Leute beim Aus- und Einsteigen genau gleich. Doch dort haben dann in der Metro die Männer jeweils den Frauen und älteren Menschen einen Sitzplatz angeboten. Das beobachtet man hier in Tbilisi zu einem Teil auch, aber nie so extrem wie in Baku. In Baku erschien mir dieses Verhalten geradezu zwangshaft. Vielleicht ändert sich das in Baku ja noch im Zuge der Gleichberechtigung…
Für Tbilisi habe ich mir in ganz anderes Ziel gesetzt, als Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Weil ich bisher immer wieder in meinen Jeans geschwitzt habe und darin jeweils beinahe verschmachtet bin, sollen neue Hosen her. Eigentlich suche ich leichte, schnelltrocknende Outdoor-Hosen. Doch nun kommt das grosse Problem: wo findet man einen Laden Outdoor-Artikeln? Im Internet habe ich von zwei Sportläden gelesen, die solche Sachen im Sortiment haben sollen. Mit der Metro brause ich ins Zielgebiet, doch auch nach langem Suchen finde ich keinen der beiden Läden. Also muss ich mir eine andere Strategie entwickeln, wie ich das Objekt der Begierde finden könnte. In der “Rustaveli Street”, der Prachtsstrasse von Tbilisi hat es einige Sportläden. Jeweils einen Shop von Adidas, Nike und Puma. Doch von Outdoor-Hosen weit keine Spur. In der Nähe vom Bahnhof hat es einen Bazar. Hier finde ich garantiert Hosen – zu tausenden – nur nicht solche die ich will/brauche/suche… Dort hat es noch ein Shoping-Centre. Doch das besteht aus lauter kleinen Läden (ca 20 m^2) die immer das gleiche verkaufen. Da hat es zig Kleiderläden, doch keine Outdoor-Kleider. In der Nähe vom Bahnhof finde ich eine andere Shopping-Passage. Dort hat es auch ein paar Sportläden – doch die verkaufen nur Turnschuhe und vielleicht ein paar Fussballkleider. In Tbilisi besteht offenbar überhaupt keinen Markt für soche Hosen, wie ich sie suche… In einem der kleinen Läden habe ich Glück und finde ein paar Hosen. Doch dann sollte ich noch die passende Grösse finden… Ich frage nach, dann gehen wir in einen befreundeten Laden ein paar Schritte weiter und dort suchen wir die passende Grösse. Zurück im ersten Laden probiere ich die Hosen an. Doch irgendwie bin ich etwas unsicher, vorallem weil ich keine Referenzen/Vergleichsprodukte habe. Also schlafe ich erst nochmals darüber. Am nächsten Tag gehe ich nochmals in den zweiten und dann in den ersten Laden zurück. Schlussendlich habe ich zwei Hosen zur Auswahl und kann mich immer noch nicht richtig entscheiden. Vielleicht liegt es daran, dass ich meine genauen Bedürfnisse nicht kenne und auch noch keine Erfahrung mit solchen Outdoor-Hosen habe. Schlussendlich entscheide ich mich gegen die “Zipp-Off”-Hosen und wähle das sandfarbene Exemplar. Hoffentlich werde ich damit glücklich… Dass der Preis bei umgerechnet etwa 70.- Fr liegt ist ein anderes Thema. Hauptsache ich habe jetzt etwa das was ich suchte.
Ein ähnliches Problem wie beim Hosenkauf erfahre ich später. Meine Digitalkamara hat irgendwie Staub im Objektiv. In der Weitwinkeleinstellung sieht man das nicht, aber sobald ich versuche an ein Objekt heranzuzoomen, sieht man diese Stäubchen. Und den Staub wegzuputzen ist bei dieser Kompaktkamera so gut wie ausgeschlossen. Also bleibt mir nichts anderes als ein Ersatz. Bei der Shoppingpassage hat es überall Händy-Läden, die auch ein paar wenige Digitalkameras haben. Doch eine gleiche oder ein Nachfolgeprodukt meiner Kamera gibt es hier nicht. Zudem sind die Kameras dort in den Schaufenstern schon leicht angestaubt – also nicht gerade vertrauenswürdig. Im Bahnhofsgebäude gibt es auch noch zwei Läden mit Elektronikartikeln. Doch auch hier ist die Auswahl marginal. Schliesslich kaufe ich im “Shopping-Centre”, wo es auch überall kleine Händy-Läden mit wenigen Digicams hat, ein Produkt von Nikon. Eigentlich hätte ich gerne eine von Panasonic gekauft, doch davon findet man fast keine Kameras und wenn, dann teure oder solche, die kein Weitwinkelzoomobjektiv haben. Ich glaube nicht, dass ich mit diesem Nikonding glücklich werde. Für umgerechnet 170.- Fr. sollte man in der Schweiz zwar etwas finden, das mich befriedigen würde. Viel mehr Geld möchte ich nicht investieren, sind doch nur in Georgien gültig und wenn es nicht genau das ist, was ich will lohnt es sich auch nicht. Sehr wahrscheinlich sind die Kameras hier auch völlig überteuert. Das würde das kleine Sortiment erklären. Naja, mal schauen, was die Negativpunkte dieses Dings sind. Die ersten habe ich schon mal gefunden, ich kann das Bildformat nicht auf 3:2 einstellen. Nur dieses doofe 4:3 oder ein 16:9. Das Format 16:9 ist vielleicht für Panoramas toll, doch wenn man die Kamera im Hochformat hält – so schlank sind dann die Supermodels auch wieder nicht. Es wäre wirklich schön, wenn ich das Bildformat von den analogen und den digitalen Fotos gleich behalten könnte… Sonst passt da nie was zusammen. Dann weiss ich auch nie, wo diese Kamera hin fokusiert. Und schliesslich hat sie 16 Megapixel! Wow! Das steigert mein Potenz (im Fotos machen natürlich) unglaublich… Ich sehe es kommen, glücklich werde ich mit diesem Teil nicht. Ich suche jetzt schon ein Opfer, dem ich diese Kamera (Nikon Coolpix S3300) nach meinen Ferien schenken kann! Freiwillige meldet euch bitte :-)
Über das Wetter möchte ich gar nicht viele Worte verlieren, denn es ändert sich sowieso immer wieder. Gerade jetzt scheint die Sonnte, dann ziehen Wolken auf und ein kräftiger Gewitterregen prasselt über die Stadt ein. Es regnet so fest, dass sich die Strassengräben in reissende Bäche verwandeln… Es gibt hier also alle Varianten ;-)
Ein ganz spezielles Thema ist wohl die Religion und die Kultur der Georgier im Allgemeinen. Im Gegensatz zu den Nachbarländern Türkei und Aserbaidschan ist Georgien christlich geprägt. Doch christlich heisst hier noch lange nicht, dass es so liberal wie bei uns in der Schweiz zu und her geht. Denn hier sind die Leute christlich orthodox. Und gerade das orthodoxe, konservative spürt man auch. Mir kommen gewisse Verhaltensmuster der Georgier genau so konservativ vor, wie man sie aus islamischen Regionen kennt. Die ersten Fragen, die mir hier zuerst gestellt werden sind “Wie alt bist du?”, “Bist du verheiratet?” und “Warum bist du nicht verheiratet?”! Und das reflektiert gerade auch viele georgische Stereotypen. Denn geheiratet wird meist in für meine Verhältnisse jungen Jahren. Vor allem auf den Land scheinen mir die Ehen auch etwas arrangiert. Auch haben die Georgier früher Kinder als wir. Wobei es ist manchmal doch erstaunlich ist, dass überhaupt Kinder entstehen. Denn auf dem Land leben die jungen Ehepaare oft bei ihren Eltern im Haus. Da gibt es wohl tausende Faktoren, die das Liebesleben stören. Auch eine Art von Verhütung und Familienplanung… Dann kommt auch hier die typisch Rollenverteilung zum Tragen. Die Frauen stehen hinter dem Herd und sind für den Haushalt verantwortlich. Und die Männer – machen nichts oder spielen…
Die Georgier erscheinen mir in meinen Augen sehr religios. Jedesmal, wenn sie ein Kreuz oder eine Kirche sehen, “schlagen sie Kreuze”, das heist mit der rechten Hand zum Kopf, dann Bauch, rechte Schulter, linke Schulter. Im Falle von einer Kirche wird das üblicherweise drei mal wiederholt. Dass man ein Kreuz vor oder in der Kirche mal küsst scheint ebenfalls zu dem Standardverhalten zu gehören, wie das Küssen der vielen Bilder der Heiligen mit ihren goldenen Heiligenscheinen. In den Kirchen werden diese Bilder deswegen extra durch Glasscheiben geschützt. Bei grösseren Kirchen oder auch in Städten findet man auch oft Läden, die Heiligenbilder für den Heimgebrauch verkaufen. Entsprechend findet man bei Familien zu Hause meist auch eine Ecke mit einem Tisch mit Heiligenbilder, Kruzifixen und solchen Sachen. Ebensooft trägt man natürlich ein Kreuz um den Hals. Geht man dann in eine orthodoxe Kirche, sticht einem sofort die Weihrauch-geschwängerte Luft in die Nase. Dann hängen dort eben viele dieser glasscheibengeschützen Heiligenbilder, welche durch das schwache Licht kleiner Öllampen, die davor hängen, beleuchtet werden. Wie in katolischen Kirchen zündet man auch dünne Gedenkkerzen an. Doch am Augenfälligsten in den orthodoxen Kirchen ist, dass sie einen gewaltigen Konstruktionsfehler aufweisen. Anscheinend hat beim Bau niemand daran gedacht, dass man vielleicht auch Gottesdienste in den Kirchen abhalten will. Denn man schlicht und einfach vergessen Sitzgelegenheiten wie Bänke einzubauen. Nicht gerade eine bequeme Art, einen Gottesdienst abzuhalten. Oder ist das eine Methode, damit die Besucher nicht einschlafen? Naja, alles in allem Verhalten sich die orthodoxen Christen in meinen Augen sehr religiös und mir erscheint es etwas weltfremd.

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Lahıc bei Regen (5. Mai 2012)

“Rege, rege Tröpfli…” – regenerisch nass präsentiert sich das Wetter heute. Da muss sich niemand wundern, dass ich noch etwas im Bett liegen bleibe und nicht gerade motiviert bin, aufzubrechen. Selbst nach dem Frühstück ziehe ich mich nochmals dorthin zurück, um mein Tagebuch zu schreiben… Gegen Mittag lockert sich die Wolkendecke und es hört auf zu regnen. Motiviert packe ich meinen kleinen Tagesrucksack, schnüre meine Schuhe und ziehe endlich los. Kaum habe ich die Brücke über den Fluss bei Lahic überquert, offenbaren sich mir die Tücken der ausgiebigen Regenfälle. Der erdige Weg auf den Berg hoch Richtung Vasha ist komplett aufgeweicht. An meinen Schuhen bleibt die Erde in grossen Klumpen kleben. So brauche ich viel länger als erwartet. Als ich fast auf der Passhöhe angelangt bin, sehe ich, dass auch andere mit dem rutschigen Weg zu kämpfen haben. Dort ist ein Lada 4×4 vom Weg abgekommen. Nun versuchen drei Männer, “den Karren aus dem Dreck zu ziehen”. Ich schaue dem Treiben leicht amüsiert zu. Zuerst stechen sie mit einem Spaten eine neue “Spurrinne” aus. Dann wird mit durchdrehenden Reifen und Vor- und Rückwärtsfahren der Lada wieder auf den richtigen Weg gebracht. Als der Lada befreit ist, werde ich dazu überredet, mit ihnen mitzufahren. Die Fahrt führt zunächst auf die Passhöhe und dann auf der anderen Seite Richtung Tal. Es handelt sich um ein einziges Rauf und Runter, Hin und Her. Wem die 8er-Bahnen im vom Europapark zu wenig Nervenkitzel sind, sollte mal mit dem Lada 4×4 eine solche Fahrt mitmachen. Erneut setzt Regen ein. Erst jetzt realisiere ich, dass das Ziel der Fahrt Vasa ist, ein Dorf ganz unten im anderen Tal. Nach einigem überreden, lassen sie mich aussteigen. Ich hätte sonst sicher als Gast bei einem der Männer im anderen Dorf übernachten können, doch bin ich für dieses Abenteuer momentan nicht bereit. Hätte ich meine ganze Packung mit dem grossen Rucksack dabei und würde mein Visum nicht bald ablaufen, würde ich mich wahrscheinlich drauf einlassen. Vielleicht dann in Georgien. Im Regen laufe ich den Berg wieder hoch. Durch den Regen werden langsam meine Jeans nass – wirklich nicht die besten Hosen, aber egal. Erde klebt an meinen Schuhen. Deswegen wähle ich teilweise den Gang über die Wiese, was wesentlich weniger Anstrengung erfordert. Endlich gelange ich wieder auf die Passhöhe. Jetzt geht es nur noch nach unten. Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn die Regenfälle verwandeln die Spurrinnen auf dem Weg in Bäche und die Erde ist weich, klebrig und rutschig. Mit total verschmutzten Hosenbeinen und durchweichten Schuhen gelange ich endlich wieder in Lahic an. Zum Glück leiht mir mein Gastgeber Hidayat ein paar Ersatzhosen und Ersatzschuhe aus. Unter dem Wasserhahn bürste ich den grössten Dreck aus den Hosen und befreie meine Schuhe vom Schmutz. Eigentlich sollte ich meine Hosen gleich ganz waschen, aber ich habe etwas Angst, dass ich sie nicht mehr trocken kriege. Auch die Schuhe möchte ich ausstopfen, doch lässt sich hier nur gerade ein Zeitungsblatt finden… Nach dem Nachtessen treffe ich nochmals die einheimischen Jungs. Doch in diesem Dorf ist wirklich viel los und im Internetklub ist wegen dem Regen die langsame Leitung tot… So vergnügen sich die Einheimischen etwas mit PC-Games (Counterstrike…).

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Lahıc (4. Mai 2012)

Nach einer kurzen Nacht muss ich wieder einmal früh aufstehen. Zuerst muss ich den Bus zum Bus Terminal finden. Keine leichte Sache. Gestern hat mir Mischa gesagt, dass ich den Bus 137 vom nahen Platz nehmen soll. Doch diesen Bus sehe ich hier nicht. Nach ein paar mal hin und her mit einem Einheimischen und den Fahrer, nehme ich den Bus 65, der anscheinend auch dort hin soll. Beim 20 Januar Platz müssen wir dann umsteigen. Ich habe extra gestern mal schauen wollen, wo ich das Busterminal finde, habe es aber nicht richtig gefunden. Der Einheimische besteigt mit mir den Bus 96 (?) und wir fahren damit zurm Internationalen Autobusterminal. Freundlicherweise hilft er mir dann auch gleich beim Suchen des richtigen Busses. Wir gehen zuerst zu den Bussen nach Ismayilli, wo auch der Fahrer des Minibuses nach Lahic wartet. Als ich mit dem Fahrer dann mitlaufe und wir das Busterminal wieder verlassen bin ich stark verunsichert, ob er jetzt ein Taxifahrer ist oder ob es ein Minibus ist. Doch es ist ein Minibus. Für 7 Mannat kann ich mit ihm nach Lahic fahren. Ich sitze vorne neben dem Fahrer. Die Windschutzscheibe hat mehrere Sprünge, die wohl mit Leim wieder geflickt wurden. Es hat zwar Sicherheitsgurten, doch ich weiss nicht, wo ich sie einklinken soll. So lasse ich es sein. Der Fahrer legt sich den Sicherheitsgurten brav über die Schulter – ohne Funktion – wohl einfach, dass die Polizei ihn deswegen nicht aufhält.
Die Fahrt führt uns zunächst durch die Vororte raus aus Baku. Hier laufen noch Kühe einfach so über die Strasse. Dann folgte eine karge, ebene Landschaft. Das Gras wächst hier nicht richtig und bewirtschaftet wird das Land auch nicht. Erst als wir langsam die Hügel Richtung Kaukasus erklimmen, sieht man mehr und mehr Grün. Zunächst sind es die Wiesen, die saftiger werden, dann hat es vereinzelte Büsche und schliesslich aufgeforstete Bäume und Büsche entlang der Strasse. Vor Ismayilli biegen wir auf die Strasse nach Lahic ab. Sie führt uns durch richtige Wälder, die wirklich so aussehen wie im Botanischen Garten in Batumi, im Teil Transkaukasus. Hier ist es eine Bergstrasse, die je weiter wir kommen, in einem schlechteren Zustand ist. Unterwegs sehen wir noch ein paar ärmliche Siedlungen, fahren durch das felsige Tal bis wir endlich in Lahic auf etwa 1400 m über Meer ankommen.
Auf dem Dorfplatz ruhe ich mich etwas aus und schon kommt ein junger Azeri zu mir. Er spricht kaum Englisch und sagt, ich solle mitkommen. Ich bin etwas überrumpelt. Er führt mich zu einem anderen Mann. Noch immer bin ich unsicher. Als ich merke, dass er Hidayat Haciyev mit seiner Pension ist – genau was ich eigentlich suche – ist alles wieder OK. Die Pension ist einfach und ich beziehe ein Bett in einem Anbau an das Haus. Entsprechend dem lokalen Standard gibt es nur so ein “Hockklo” (aus Steinen gemauert). Immerhin ist WC-Papier vorhanden, was mir wichtig ist. So lässt es sich arrangieren. Mir ist mittlerweile so ein Hockklo sowieso lieber als eine arg verschmutzte WC-Schüssel nach westlichem Standard. Falls ich Duschen will, muss ich entweder mit kaltem Wasser vorlieb nehmen, oder zuerst ein Feuer machen und den Boiler heizen… Wasser zum Zähne putzen und mich etwas Waschen beziehe ich am Wasserhahn im Garten. Es gibt zwar noch einen oben beim Haus. Gespiesen werden diese wahrscheinlich mit irgendwelchem Quellwasser. Wer weiss woher… Technologisch schliessen die Einheimischen aber auch auf, es gibt Strom, TV, Händy mit Mobilnetz und im Dorf einen kleinen “Internet Klub” mit einer sehr langsamen Leitung…
Ein Spaziergang führt mich durch Lahic. Hier hat die Schweiz mal Entwicklungshilfe gesponsort, immerhin weist ein Tafel beim Hauptplatz daraufhin. Man sieht hier mehr Pferde als Autos auf den Strassen! Doch vereinzelt fährt ein Neureicher mit seinem teuren Jeep durch das Dorf. Irgendwie passt das einfach nicht. Bei einem Kupferschmied lege ich mal eine Pause ein und schaue ihm zu. Wie so oft wird mir ein Cay angeboten. Sein Hämmern auf dem Kupferblech unterbricht das Zwitschern der Schwalben, welche in der Werkstatt/Laden ein und ausfliegen und dort nisten! Allerdings wirkt dieses Hämmern mit der Zeit ohrenbetäubend. Ich hätte gerne eine kleine Schelle als Souvenier gekauft, doch als ich realisiere, dass es aus irgendeinem Metall ist und nur goldig angemalt wurde, lasse ich es sein. Vielleicht finde ich noch etwas anderes kleines. Ich laufe bis ans andere Ende des Dorfes. Wenige Leute sind auf den Strassen unterwegs. Beim Bach ausserhalb des Dorfes, er hat ein etwa 200-300 m breites Bett, geniesse ich meine Mittagspause. Wegen der intensiven Sonnenstrahlen, suche ich ein kühles Plätzchen im Schatten. Auf dem Rückweg durchs Dorf komme ich durch einen Friedhof. Er wird gerade durch ein paar Hühner bevölkert. Dann kommt eine Moschee (es gibt hier 2 oder 3 davon), das kleine Museum (wo der Aufseher gerade schläft) und die Touristeninformation (! leider gerade geschlossen).
Trotz der Hitze in der Sonne entschliesse ich mich am späten Nachmittag zu einem Marsch zum Wasserfall. Er soll etwa 3 Kilometer entfernt sein. Ich brauche etwa 1 h 15 min, um dem Säumerpfad entlang des Baches zu folgen. Es geht immer wieder hoch und runter und einige Male muss ich über den Bach springen. Mir kommen Holzfäller mit ihren Pferden entgegen, welche das Brennholz ins Tal tragen. Ich sehe den Wasserfall von weitem. Um etwas näher an ihn heran zu gelangen, folge ich dem Säumerpfad einen Pass hoch, wo auch das Holzschlaggebiet ist. Der Kaukasuswald ist hier einfach herrlich. Den schönsten Blick auf den Wasserfall habe ich, als ich einen Abhang etwas hinuntersteige – etwas riskant, ist die Steigung teilweise sicher mehr als 100% geht es einige Meter bis ins Tal… Naja, ich hab es wieder nach Hause geschafft, sonst könnte ich dies hier ja gar nicht schreiben ;-)
Am Abend esse ich bei der Gastfamilie (Ehepaar, der Sohn Ruslan ist schon ausgeflogen) Hühnchen. Es ist ein einfaches Essen, trotzdem oder vielleicht gerade deshalb schmeckt es mir sehr. Am Abend laufe ich noch etwas durchs Dorf, wo ich nochmals den Einheimischen Führer vom Morgen treffe. Bei einem Cay schauen wir den anderen Männern beim Domino spielen zu. Dann treffe ich im Dorfzentrum noch auf Rafet (?, 24 Jahre). Er kommt aus Lahic und arbeitet jetzt bei einer Bank in Baku. Jetzt macht er gerade etwas Urlaub hier in Lahic und hilft seinem Vater im Laden aus. In fliessendem Englisch schildert er mir das Dorfleben, welches im Sommer hauptsächlich durch den Tourismus, im Winter durch Frieren bestimmt wird… Es hat schon lange eingedunkelt, der Vollmond (?) scheint und es ist nun Zeit zum zu Bett zu gehen. Doch das Bett hängt so fest durch, dass ich kurzerhand die Matratze auf den Boden verschiebe. So kann ich wenigstens schlafen.

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